Ein besonderer Festtag

Gisela Bender, Deudesfeld

Nachdenklich halte ich das Kalenderblatt in der Hand. 9. Februar lese ich da.

Plötzlich regt sich in meinem Gedächtnis eine Erinnerung. 9. Februar, da war doch früher irgendetwas! Angespannt versuche ich einen Zugang zu der Erinnerung zu bekommen, und habe dann plötzlich das passende Bildmaterial vor Augen. Trotz aller Arbeit, die auf mich wartet, setze ich mich hin und lasse meiner Erinnerung freien Lauf. Der 9. Februar, der Apollonientag, ein traditioneller Festtag unserer Pfarrei zu Ehren dieser Heiligen! Die Pfarrei Deudesfeld ist im Besitz einer Reliquie der Heiligen. Man erbat sich ihre Hilfe, wenn man von Zahnproblemen gebeutelt wurde.

Eingefasst hinter einem Schauglas, ähnlich wie eine Monstranz, spendete der Priester über jedem Haupt den Segen der heiligen Apollonia.

Die langen Jahre des Krieges, und dann der Aufbau der Existenzen, hatten die Apollonia in Vergessenheit geraten lassen. Erst Pastor Gustav Kettler, seit 1956 neuer Seelsorger in Deudesfeld, würdigte die Heilige wieder mehr. Zu diesem Zeitpunkt gehörte Deudesfeld zum Dekanat Manderscheid, deshalb erhielt Pastor Kettler die Pfarrei Meerfeld zur Mitbetreuung übertragen.

Weil beide Dörfer sich fortan den Pastor teilen mussten, besserte sich das Verhältnis der beiden Dörfer zueinander zwangsläufig. Das war nicht immer so.

Mein Schwiegervater erzählte, dass er und sein Bruder des Öfteren nach Manderscheid gehen mussten, um dort Glasscheiben für den väterlichen Schreinereibetrieb zu holen. Jedes Mal hätten sie große Schwierigkeiten gehabt, durch Meerfeld zu kommen. Die Meerfelder Kinder und Jugendlichen hätten sie stets abgepasst und ihnen Prügel angedroht. Dabei hätten sie jedes Mal ihre liebe Not gehabt, die Glasscheiben heil nach Hause zu bringen. Die Angelegenheit steigerte sich so weit, dass die beiden künftig Meerfeld weitläufig umgingen. Weil die Ungezogenheiten der Meerfelder Kinder und Jugendlichen auch anderen Leuten zu schaffen machten, wundert es wohl nicht, dass das beiderseitige Verhältnis nicht gut war. Erst Pastor Kettler brachte durch sein seelsorgerisches Wirken ein neues Verständnis der beiden Dörfer untereinander zustande. Gerade der Apollonientag in Deudesfeld gab dazu beste Gelegenheit. An diesem Festtag wurde um zehn Uhr ein feierliches Hochamt zelebriert. Die Kirche war stets übervoll mit Gläubigen aus beiden Orten. Ganz Meerfeld stellte sich ein. Ganz zum Schluss, als man keinen freien Platz mehr ausmachen konnte, kam, und alle, sogar der Pastor, schienen auf sie gewartet zu haben: „Pennen-Dien". Ein originelles Naturell aus Meerfeld. Ungeachtet ob es noch ging, quetschte sie sich in eine vollbesetzte Bank. Jetzt konnte die Feier beginnen! Welch eine Atmosphäre, man fühlte sich von der Gemeinschaft getragen.

Dies waren die Momente der Wertschöpfung fürs Leben! Der Volksmund wusste es schon immer: „Erst der Verlust zeigt den wahren Wert der Dinge!"