Bringe mir einen Bäcker mit

Felicitas Schulz, Hillesheim

„Als ich wie seit Jahrzehnten die deutsche Zeitung „Das Fenster" kaufte und gleich beim Aufschlagen mir das Wort Hillesheim ins Auge fiel, dachte ich - Druckfehler oder was? Kann doch nicht sein, rückte die eben erst geputzte Brille zurecht, aber der magische Name meiner Heimatstadt stand tatsächlich da. Habe es dreimal lesen müssen, bis ich es glaubte. Und dass Hotel Fasen sich nun Krimihotel nennt und die Touristen in Scharen anreisen, um im Cafe Sherlock, dem ehemaligen Gerbereigebäude der Familie Zinzius, den „schwarzen Tod" genüsslich schlürfen. „ So schrieb Ernst Keppler (88) aus den USA im Weihnachtsbrief 2012 an seine Cousine Gerta Schulze nach Hillesheim. Seit über sechzig Jahren kauft er sich monatlich eine deutsche Zeitung, um nicht die Verbindung nach Deutschland zu verlieren und auch Neues zu erfahren. Im Jahre 1951 wanderte er nach den USA aus. Vorausgegangen war ein zufälliges Zusammentreffen mit einem hübschen, amerikanischen Mädchen, namens Hedi Schlösser, in einem Wittlicher Cafe. Sie wollte das Land ihrer Vorfahren kennenlernen. Ein Hilferuf beim Abschied von ihrem Vater in Jackson/ Michigan: „Bringe mir einen Bäcker mit", begleitete sie auf der Reise um die Bäckerei weiterführen zu können. Dem Mädchen fiel gewiss nicht der Satz ihres Vaters ein, als sie sich angeregt mit Ernst Keppler unterhielt, bis er erzählte, dass er gelernter Bäcker sei. Als Hedi in die Staaten zurückflog, dauerte es nicht mehr lange und der verliebte Ernst folgte mit dem Schiff nach, zur großen Freude seiner zukünftigen Schwiegereltern und besonders ihrer Tochter. Die Eltern von Ernst waren über die Auswanderungspläne ihres Sohnes überrascht. Die Mutter verstand ihn schneller als der Vater, der als Förster in der Eifel die Fernsucht seines Sohnes nicht so recht nachvollziehen konnte. Ernst heirate nach der Ankunft in Jackson recht schnell seine Hedi, die beim Zusammensuchen der benötigten Unterlagen herausfand, dass eine weitläufige Verwandtschaft mit ihm bestand, denn seine Mutter war ebenfalls eine geborene Schlösser. Mehrmals besuchte Ernst mit seiner Frau Hillesheim und seinen Bruder Willi, der als junger Schornsteinfegermeister nicht über den großen Teich, wohl aber über die Kyll nach Pelm zog.

Und bei jedem der Besuche staunte der ehemalige Helleshemer Jong, der er im Herzen geblieben war, über die positive Entwicklung von Hillesheim und der Eifelregion. Begeisterung rief bei ihm der restaurierte Stadtmauerbereich hervor, welches er als „Schlösschen" bezeichnete. Bei einem der Aufenthalte in der Heimat erzählte Ernst, dass er aus gesundheitlichen Gründen die Bäckerei nicht mehr betreiben kann und sich für die Imkerei interessiert. Der gemeinsame Onkel von Ernst Keppler und Gerta Schulze, Willi Schust, hatte in jenen Jahren in Lier am Rande von Hillesheim einen Stand mit etlichen Bienenvölkern. Den gewonnenen Honig verkaufte er in seinem Kolonialwarengeschäft am Viehmarkt in der Lammersdorfer Straße. Onkel Schust, wie ihn die Kinder und auch oftmals die Erwachsenen nannten, stattete den Neffen mit guten Ratschlägen und Sachbüchern aus. Gehören die Besuche auch schon lange der Vergangenheit an, geblieben ist die Verbundenheit im familiären Umfeld in die Eifel. Das zeigte sich erst kürzlich, als er seiner Cousine Gerta ein Abo vom „Das Fenster" schenkte.