1250 Jahre Birresborn

Siegfried Czernohorsky, Daun

„In Birresborn hat man schon vor Jahrhunderten nachhaltige Waldwirtschaft betrieben. Unsere Vorfahren waren der Zeit schon weit voraus," so Karl Servatius, der seit vielen Jahren Heimatforschung für Birresborn betreibt und die Heftreihe „Birresborn im Wandel der Zeit" redaktionell betreut. Daher kommt es auch nicht von ungefähr, dass in Birresborn im Mai 2013 das 1250-jährige Jubiläum mit einem großen Waldfest begangen wurde, in Erinnerung an den auch heute noch bedeutenden Gemeindewald. Der Wald als Naturerlebnis, Ort der Erholung und als Wirtschaftsfaktor wurde präsentiert: Nach einer Waldmesse an den Eishöhlen gab es moderne Holzerntemaschinen, die Arbeit von Holzrückepferden, das Loheschälen und Schnitzen mit der Motorsäge zu sehen. Um Umweltbildung ging es in einer mobilen Waldschule.

Die Eichenlohe - Quelle Birresborner Wohlstands

Bei historischen Festen - wie dem historisches Dorffest im Jahr 2009 - tritt Karl Servatius als „Louhkneppel" auf, wie die Birresborner teils bewundernd genannt werden. Er zeigt, wie man früher die Rinde von jungen Eichenbäumen („Louhkneppel") abschälte. Diese wurde -getrocknet und in Lohmühlen zerkleinert - bei der Ledergerbung gebraucht. Ab ca. 1920 wurde die natürliche Gerbsäure der Eichenrinde durch chemische Substanzen ersetzt. Das „Loheschälen" hat in Birresborn eine sehr lange Tradition. Birresborn besaß im Jahr 1878 rund 750 Hektar Eichenschälwald. Dieser war in Sektionen unterteilt. Jährlich wurde 1 Sektion an jungen Eichenstämmchen geschält und gefällt. Nach 18 Jahren waren sie wieder so weit aus dem Wurzelstock gewachsen, dass die neuen Stämmchen erneut geschält werden konnten. Allein im Jahr 1898 wurden 1.630 Zentner Lohe geerntet. Das Loheschälen war so einträglich, dass Birresborn zu den reichsten Gemeinden des Bezirks Trier zählte. Es soll Zeiten gegeben haben, in denen an die Gemeinde keine Steuern gezahlt werden mussten.

Bronzestatue „Birresboa Louhkneppel" finanziert aus dem Erlös des Dorffestes 2009

Wechselvolle Geschichte

Vor 1250 Jahren wurde der Ort Birresborn zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Frankenkönig Pippin (der Jüngere), Vater Karls des Großen, stattete 762 die Abtei Prüm mit umfangreichen Besitzungen aus. Darunter ist auch das „Eifelgut" Birgisburias, das heutige Birresborn. „Birgis - burias" wird häufig mit „guter Brunnen" übersetzt. Wirtschaftlichen Aufschwung brachte die Eröffnung der Eifel-bahn zwischen Gerolstein und Trier am 5. Juni 1871. Bittere Stunden erlebte der Ort, als am 25. Dezember 1944 ein großer Teil von Birresborn durch einen Luftangriff der Alliierten zerstört wurde. Alte Birresborner können sich noch daran erinnern, dass die „Eishöhlen" - Höhlen in denen Mühlsteine geschlagen wurden - im letzten Kriegsjahr vielen Birresbornern Schutz und Zuflucht vor Bomben und Granaten boten. Sonst dienten sie zur Lagerung von Fleisch und Bier. Heute sind die Eishöhlen eine Touristenattraktion. Am 7. November 1970 wurde Birresborn vom gleichzeitig aufgelösten Landkreis Prüm in den heutigen Landkreis Vulkaneifel umgegliedert. An die großen Zeiten des Mineralwasserbetriebe erinnern heute noch der Phönix-Quellpavillon („Der Turm") und der Brunnentempel („Lindenquelle") außerhalb von Birresborn. 2003 wurde der letzte Birresborner Mineralbrunnen geschlossen. Damit ging eine lange Tradition zu Ende. Bereits im 18. Jahrhundert wurden Krüge mit dem Mineralwasser überregional verschickt, im 19. Jahrhundert sogar bis in die USA und nach China. Birresborn heute - „Eifelgemeinde mit Herz" Wenn sich auch wirtschaftlich vieles gewandelt hat - das Holzimprägnierwerk Vanck ist geschlossen, der Steinbruch wurde aufgegeben - an der idyllischen Lage von Birresborn hat sich nichts geändert. Birresborn liegt inmitten der Vulkaneifel im Kylltal auf 350 m Meereshöhe, umgeben vom Goldberg (523 m), Dachsberg (548 m) und dem Vulkan Kalem (509 m). Die Kyll ist mit ihren Fischbeständen ein Eldorado für Fliegenfischer. Der durch Ort führende Kylltal-Radwanderweg sowie die Anbindung an den Eifelsteig erfreuen sowohl die Touristen als auch die einheimische Bevölkerung. Auch wenn es im Ort inzwischen nur noch zwei anstatt sechs Gaststätten gibt, so verfügen die etwa 1.200 Einwohner (1956 noch 1.431) und die zahlreichen Touristen über eine gute Infrastruktur mit Geschäften, Kindergarten, Banken, Post, Gastronomie, Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen. Eine Vielzahl von Vereinen gestaltet das Leben in der Gemeinde aktiv mit. „Birresborn ist mehr als sein Wald!", so Michael Zander, seit 2009 Ortsbürgermeister von Birresborn. „Wir sind stolz auf eine gute Infrastruktur wie KiTa, Grundschule, Ärzte und vielfältiges Gewerbe. Doch auch in Birresborn gibt es Erscheinungen des demografischen Wandels - wie z. B. Leerstände. Wir sind jedoch sehr bemüht, unseren Ort weiterhin zukunftsfähig zu entwickeln. Dazu gehören neben den Aufwertungen der Ortsmitte und der Ortseingänge die qualitative Verbesserung aller Erholungseinrichtungen zum weiteren Ausbau des Fremdenverkehrs. Dies ist jedoch nicht von heute auf morgen umzusetzen, aber wir bemühen uns nach Kräften und ich bin mir sicher, gemeinsam wird es uns gelingen."

historische Aufnahme von Birresborn, Archiv Karl Servatius, Gerolstein

Quellen:
Historisches Dorffest, Birresborn im Wandel der Zeit, Heft 5, Gewerbe und Verkehrsverein Birresborn.
„Birresborn feiert im Wald", Trierischer Volksfreund, 26. Mai 2013
http://www.birresborn.de
Fotos:
1. Siegfried Czernohorsky, Daun
2. Archiv Karl Servatius, Gerolstein