Weltrekord in Neroth

Eintrag ins Guinnessbuch für Riesenmausefalle

Siegfried Czernohorsky, Daun

Seit dem 28. März 2013 ist eine neue Attraktion im Mausfallendorf Neroth zu bewundern, denn an diesem Tag wurde die größte, voll funktionsfähige Mausefalle der Welt ins Guinness Buch der Rekorde aufgenommen. Im Zuge eines „Mäusefestivals" in Neroth am 11. Mai 2013 wurde die Riesenfalle im „Bistro-Cafe Mausefalle" mit angeschlossenem Spa & Wellness Hotel und Salzgrotte im Ortskern von Neroth bei „Mausefallen-Kuchen mit Marzipangitter" der Öffentlichkeit präsentiert.

Antransport der großen Mausefalle

Die Maße der Riesenfalle sind beachtlich: Das Ungetüm ist sechs Meter lang, drei Meter breit und 700 Kilogramm schwer. Es ist somit 62 Mal größer als eine klassische Klapp- oder Schlagmausefalle, wie sie seit Beginn des 19. Jahrhunderts hergestellt wurde. Der „Totschlagmechanismus" ist aus Titanröhren, der Holzkörper mit einer Fläche von 18 Quadratmetern besteht aus Douglasienholz. Die Falle wurde von der Firma TPS Technitube gemeinsam mit dem Schreiner Bernd Stein aus Betteldorf hergestellt. Rund 80 Stunden haben allein die Röhrenbauer nach Feierabend an der Mausefalle gearbeitet. Obwohl die Falle voll funktionsfähig ist - man braucht zum Spannen mindestens drei starke Erwachsene - ist sie - zum Glück - nicht zum Töten von Megamäusen gedacht.

Ideengeber und Kopf des Ganzen ist TPS-Ge-schäftsführer Dietmar Weides. In einem Thekengespräch wurde die Idee geboren. Nachdem man sich im Internet über den bisherigen Rekordhalter schlau gemacht hatte, stand zunächst die Produktion eines Prototypen auf dem Programm. Dann ging es ans große Werk, das nach einem höchst aufwändigen bürokratischen Verfahren seinen erfolgreichen Ab-schluss mit dem Eintrag ins Buch der Rekorde fand. „Mein Großvater hätte sich über diese Falle und den Rekord sicher sehr gefreut - hat er doch selbst noch Mausefallen gebaut", so Dietmar Weides. Überwältigt hat ihn das große Echo der Gäste und auch der bundesweiten Presse. Eine neue Ideen hat er schon im Kopf: eine Riesenkorbfalle aus Titanröhren. Erfindergeist war schon immer die große Stärke des heute 859 Einwohner zählenden Ortes Neroth bei Daun. Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte der 1802 in Neroth geborene Lehrer Theodor Kläs das nötige „Know-how" für das Flechten der Drahtfallen von seinen Reisen mit nach Hause, wo es sich zu einem blühenden Gewerbe entwickelte. Herstellung und Vertrieb der Drahtfallen sicherte über viele Jahrzehnte das Überleben der bitterarmen Dorfbevölkerung in der kargen und rauen Eifel. Die überwiegend von Frauen in den Wintermonaten aus Draht in Heimarbeit geflochtenen Fallen wurden von den Männern als Hausierer verkauft. Sie verständigten sich in einer Geheimsprache, dem „Jenisch", um ihre Betriebsgeheimnisse nicht an die Konkurrenz zu verraten. Die Eröffnung der Bahnlinie Trier-Euskirchen im Jahr 1871 vergrößerte den Einzugsbereich erheblich. Doch die Zeit - fast eineinhalb Jahrhunderte -der „Mousfallskramer" ist schon lange vorbei. Bereits 1979 hat die 1884 gegründete „Nerother Drahtwarenfabrik" als letzte gewerbliche Mausefallen-Werkstatt von Josef Pfeil ihre Produktion eingestellt. Gegen die lästigen Na-

v. l. Marianne Horn-Hunz und Marie-Luise Dicks mit Mausfallskrämer

ger gibt es heute eine breite Palette industriell gefertigter Fallen und Bekämpfungsmittel, mit denen die handgemachten Fallen nicht konkurrieren können.

Die Nerother Mausefallen, ihre Geschichte und die historische Werkstatt mit einfachen Maschinen und Schablonen sind heute noch im

Mausefallenmuseum in Neroth zu bewundern, das sowohl bei Einheimischen als auch Touristen beliebt ist.

Im Museum zeigen Marianne Horn-Hunz und Marie-Luise Dicks alle Arten von Fallen - Käfig-, Würge- und Schlagfallen - und erzählen vom kargen und arbeitsreichen Leben der Nerother Mausfallenmacher. Neroth, das in unmittelbarer Nähe zum Pre-miumwanderweg „Eifelsteig", Etappe 10, zwischen Daun und Gerolstein liegt, ist zu wünschen, dass die Megamausefalle den ein oder anderen Touristen mehr als bisher „einfängt". Sie ist ein neues Markenzeichen der „Mausefallenmetropole" Neroth, aber auch eine Attraktion für die Vulkaneifel insgesamt und erneuter Anstoß, über die Geschichte der Region nachzudenken.

Quelle:
David Drummond, Joachim Dagg, Mausefallen aus Neroth und ihre Hersteller, Heimatverein Neroth 2012. Bildnachweis:
1. Dietmar Weides
2. Siegfried Czernohorsky