Betteldorf hat DIE Chance

Rosemarie Bitzigeio, Winterspelt

Betteldorf liegt im Herzen der Vulkaneifel -eingebettet in eine herrliche Naturlandschaft zwischen Döhm und Ernstberg auf einer Höhe von ca. 540m ü.NN. Betteldorf ist die nordwestlichste Gemarkung der Verbandsgemeinde Daun und Nachbargemeinde zu HohenfelsEssingen, Hinterweiler, Dockweiler und DreisBrück.

Mit je etwa zwölf Kilometern Entfernung zu Daun und zu Gerolstein liegt Betteldorf verkehrsgünstig. Dabei ist Betteldorf schon lange kein Durchfahrtsdorf mehr. Die Bundesstraße B 410 führt oberhalb des Dorfes vorbei, so ist Betteldorf heute ein ideales Wohndorf mit schmucken Häusern und gepflegten Anwesen. Nun sollte man annehmen, dass der Name des Dorfes auf besonders ärmliche Verhältnisse in seiner Geschichte hinweist. Doch das Gegenteil ist der Fall: Der Name Betteldorf leitet sich ab von „Villa Bettilonis", einer kleinen Siedlung, die sich über die Jahrhunderte aus einer römischen Pferdewechselstation mit Herberge weiterentwickelt hat. Betilo, der um 475 n.Chr. auf dem heutigen Gemeindegebiet diese Pferdewechselstation an der Maas-MoselRömerstraße betrieb, ist letztlich Namensgeber des heutigen Dorfes Betteldorf. Die Siedlung Betteldorf stellt in ihrer Grundstruktur ein Straßendorf dar, das sich in seiner Siedlungsmitte zum Haufendorf verdichtet hat. Der älteste Siedlungsbereich „Auf dem Höff-chen" ist durch dichte Bebauung und größere Hofanlagen meist ehemaliger landwirtschaftlicher Betriebe geprägt. In den vergangenen Jahren wurde die Ortsmitte mit Kirche und Kriegerdenkmal deutlich herausgearbeitet. Zusammen mit den liebevoll restaurierten alten ortsbildprägenden Gebäuden im privaten Bereich wurde der Ort hierdurch stark aufgewertet. An die ältere Siedlungsstruktur hat sich später hauptsächlich Wohnbebauung in deutlich lockerer Form angegliedert, teilweise wurde die Siedlung dadurch in die Länge gezogen, teilweise wurden auch neue Siedlungsbereiche an Seitenstraßen angefangen.

DIE Chance für Betteldorf

Seit Mai 2012 steht Betteldorf unter besonderer Beobachtung: Das Dorf wurde im Leaderprojekt „DIE Chance für das Dorf" zu einem von vier Modelldörfern ausgewählt. An diesem Projekt sind insgesamt 125 Dörfer der Verbandsgemeinden Daun, Gerolstein, Kelberg und Ulmen beteiligt. Das Projekt beschäftigt sich mit der Dorfinnenentwicklung, sprich mit der Attraktivität unserer Ortskerne.

Was aber macht Betteldorf zum Modelldorf?

Eigentlich hat Betteldorf keine großen Probleme im Vergleich zu seinen Mitbewerbern. Natürlich gehen auch in Betteldorf die Einwohnerzahlen zurück. Vom Hochwert in 2005 mit 335 Einwohnern pendelt sich die Einwohnerzahl heute mit 285 wieder auf den Wert von 1985 ein, der damals bei 290 Einwohnern lag. Allerdings zeigt die Altersstruktur der Bewohner schon in eine problematische Zukunft: Heute sind nur noch 40 % aller Einwohner jünger als 45 Jahre. Die Zusammenschau von Gebäudenutzung und Bewohneralter macht dann auch schnell klar, dass in den kommenden Jahren im alten Ortskern leerstehende Wohngebäude zu erwarten sein werden. Betteldorf hat sich in den letzten Jahren zu einem attraktiven Wohndorf entwickelt: Straßenausbau, gelungene Gebäuderenovierungen und Freiraumgestaltungen prägen das Orts-

bild sehr positiv - nach außen verrät das Ortsbild eine klare Konzeption und Gemeinsinn. Ziel und Strategie der weiteren Dorfentwicklung wird die dauerhafte Belebung und Gestaltung der Ortsmitte sein, denn leider wohnen gerade „Im Höfchen" vorwiegend die älteren Einwohner Betteldorfs. Betteldorf denkt in die Zukunft und will im DIE Projekt „pro-aktive" Strategien und Lösungen erarbeiten, die genau die zu erwartenden Leerstände verhindern sollen. Im Rahmen des Modellprojektes haben sich spontan 24 Bürgerinnen und Bürger zu einem Arbeitskreis zusammengeschlossen. Und das zeigt, dass die Betteldorfer sich den Problemen des demografischen Wandels bewusst stellen und sich aktiv in diesen Prozessen beteiligen wollen: Die Betteldorfer wollen nicht abwarten, was die Zukunft bringt, sondern sie wollen ihre Zukunft aktiv vorbereiten und gestalten. Sie wollen die Dorfgemeinschaft noch enger zusammenschweißen, sie wollen den älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern helfen, solange wie möglich im eigenen Haus, im Heimatdorf und in der gewohnten Umgebung zu leben. Sie wollen auch den jungen Familien und den Jugendlichen zeigen, dass es sich lohnt, in Betteldorf zu wohnen - vor allem wollen sie aber allen zeigen, gemeinsam packen wir an, gemeinsam meistern wir die Herausforderungen! Einige sehr interessante Ideen sind dann, ein „Bürgerwohnzimmer Betteldorf" im alten Dorfladen direkt in der Ortsmitte einzu-

richten, dazu soll es eine großzügige Streuobstwiese für Alle geben - eine Privatinitiative, gestützt von der Dorfgemeinschaft. Selbst-bewusst wird es in Betteldorf einen Frauentag und einen Männertag in diesem Jahr geben - eben ein Tag für Betteldorf. Neben diesen Aktivitäten arbeitet die Ortsgemeinde kontinuierlich daran, die ganze Bevölkerung für die zu erwartenden Probleme zu sensibilisieren und fit zu machen. Information, aber auch mal der Blick auf gelungene Beispiele, Exkursionen und das Ausprobieren alternativer Wohnformen stehen auf dem Programm.

Betteldorf zählt 110 Wohngebäude. Nur ein Wohngebäude steht leer. Dazu kommen aber 16 Wohngebäude, in denen heute ausschließlich über 75jährige leben oder die als Wochenendhäuser nicht dauernd genutzt werden. Um diese Häuser, aber auch um die

nicht mehr voll genutzten ehem. Ökonomiegebäude machen wir uns Sorgen. Wie werden hier die Nutzungen in den nächsten 15 bis 20 Jahren aussehen? Können wir bei sinkenden Bevölkerungszahlen langfristig alle Gebäude bewohnen, nutzen, pflegen? Wie wird sich das heute schmucke Ortsbild in Betteldorf verändern? Aktuell hat Betteldorf schon eine positive Kehrtwende gemacht: Zwei leerstehende Wohngebäude im alten Ortskern, kaum dass sie leerstanden, wurden von jungen Bet-teldorfern übernommen und werden wieder genutzt - eine wirklich gute Nachricht für Betteldorf und ein nachahmenswertes Beispiel für alle Dörfer im DIE Projekt-Gebiet.