Schalkenmehren: Traditionen pflegen - Gegenwart gestalten

Hartmut Flothmann, Schalkenmehren

Die Ortsgemeinde Schalkenmehren mit etwa 600 Einwohnern genießt durch die direkte Anbindung an das Schalkenmehrener Maar landschaftliche Vorzüge, die dem örtlichen Tourismus als führendem Wirtschaftszweig eine Steilvorlage bieten. Darüber hinaus hat sich im letzten Vierteljahrhundert im Maardorf viel verändert, das sich lohnt, festgehalten zu werden.

Es war einmal vor 25 Jahren

Angefangen mit der endgültigen Stilllegung des Bahnverkehrs 1988, dem Verschwinden der örtlichen Post-, Sparkassen- und Volksbankfiliale sowie der Schließung der beiden Lebensmittelgeschäfte hat sich die Infrastruktur für die Bewohner erkennbar verschlechtert. Feriengäste und Wochenendurlauber berührt das nicht. Hotels und Beherbergungsbetriebe haben sich den erhöhten Anforderungen des Tourismus angepasst, mit dem Ergebnis, dass Übernachtungen in Schalkenmehren nicht mehr von heute auf morgen zu buchen sind. In der angenommenen Zeitspanne hat sich auch das Erscheinungsbild des Ortes erheblich gewandelt. Ein Neubauviertel ist hinzugekommen. Abrisse ermöglichten den Bau modernerer Häuser und neuer Parkplätze. Sanierungen und Restaurierungen von alten Fachwerkhäusern verschönern das Altdorf. Die in Schalkenmehren aufgewachsene neue Generation setzt dagegen auf zeitgemäßes Wohnen in neu errichteten Eigenheimen. Der demografische Wandel mit einer proportionalen Zunahme der älteren Generation wirkt sich auf das vormals gesellige Leben eher nachteilig aus. Veranstaltungen der Vereine weisen vergleichsweise weniger Besucher auf als früher. Ehrenamtliche Vorstandsfunktionen sind schwierig zu besetzen.

Traditionelle Angebote werden zurückgefahren. Das Fernsehprogramm ist nicht mehr. Die private Ruhebank vorm Haus als Treff wird selten genutzt. Eher begegnet man sich auf den Bänken am alten Dorfbrunnen in der Ortsmitte. Der Kirchturmhahn schaut auf die Veränderungen im Dorf und wundert sich ein wenig. Die katholische Struktur des Dorfes hat auch mit dem landesweiten Besucherschwund zu kämpfen.

Leben in Schalkenmehren

Nun könnte man meinen, dass es mit Schalkenmehren abwärts geht. Das ist aber nicht der Fall. Ohne Brauchtum und Traditionsbewusst-sein entscheidend zu vernachlässigen, werden der neuen Zeit geschuldete Anforderungen gemeistert und neue Möglichkeiten entwickelt und verwirklicht.

Brauchtum noch lebendig

Das Zusammengehörigkeitsgefühl hat sich die Dorfgemeinschaft bewahrt. Das zeigt sich auch bei Geburtstagen, Jubiläen und Beerdigungen. Nachbarschaftshilfe wird groß geschrieben. Wurde früher alles zu Hause gefeiert, geht's heute in den Gemeindesaal in der Alten Schule. Stammtische sind ausgedünnt, aber der Sonntagsfrühschoppen hat sich erhalten. Bei besonderen Anlässen werden Häuser geschmückt wie seit alters her. Die Klapperjungen schaffen sich Gehör, und Kirmesgeld wird immer noch von der Oma erbeten. Zur Ausschmückung der Fronleichnamsprozession werden Blumen aus den Gärten gesammelt. Vieles spielt sich noch in der Küche ab, auch der Besucher wird dort gerne empfangen.

Hilfsbereitschaft im Dorf

Statt der Eisenbahn verbinden Busse das Maardorf mit der Außenwelt. Auch die nachbarschaftliche Mitnahme im Auto ist verbreitet. Fahrten zum Entsorgen von Grünschnitt auf die Deponie oder die Mitfahrt zu Krankenhaus- oder Altersheim-Besuchen in Daun sind üblich. Es gibt Einkaufsmöglichkeiten zu festen Terminen durch ins Dorf kommende mobile Verkaufsstellen. Bei dörflichen Projekten wie Schwimmbad-Erneuerung oder Maarkessel-Pflegemaßnahmen wirken freiwillige Helfer mit. In der Dorfgemeinschaft üblich sind Helferfeste, die nach Erfüllung einer Aufgabe durchgeführt werden.

Dorf- und Gästefest lockt Auswanderer in die Heimat zurück

Vereine und örtliche Institutionen bringen sich beim alle zwei Jahre stattfindenden Dorf- und Gästefest intensiv ein. Es wird schon seit 1990 gefeiert, und altes Brauchtum wird gepflegt. Es hat schon Tradition, dass auswärtige Schalkenmehrener dieses Fest zum Anlass nehmen, ihr Maardorf aus Heimatverbundenheit zu besuchen. An diesem Wochenende sind alle zur ideellen Mitwirkung aufgerufen. Der wieder in Gang gebrachte Backes in alten Bauernhäusern lässt alte Erinnerungen an das Leben in den Flurküchenhäusern wach werden. Der finanzielle Überschuss des Festes dient der Realisierung eines sozialen Projektes der Gemeinde.

Das sportliche Dorf

Hinsichtlich der sportlichen Aktivitäten wurden mit dem Vulkan-Cross-Triathlon und dem Maare-Mosel-Lauf neue Akzente gesetzt. Tennisspieler haben SoftTennis aufgegriffen, Tischtennis im Gemeinderaum kam hinzu, und sogar eine Tanzschule etablierte sich im Neubaugebiet. Das neue Hallenbad im WohlfühlHotel Michels wird auch von Einheimischen besucht, die diese Annehmlichkeit in der Ortsmitte zu schätzen wissen. Im Sommer tummeln sich Schwimmer aller Generationen im modernisierten Maarbad, in dem Einheimische auch mit Urlaubern und Tagesgästen ins Gespräch kommen.

Ja, ja die Jugend

Und wie steht es mit der Jugend? Ihre Treffpunkte im Ort wechseln von Zeit zu Zeit. Im Sommer vergnügen sie sich am Maar beim Badespaß oder auf dem Floß, und man weiß sie eingebunden in die natürlichen Gegebenheiten des Dorfes. Sie wachsen in einem sozialen Umfeld auf, wo jeder jeden kennt, und wenn Sie nach der Schulzeit aus dem Dorf heraus und ins Ausland wollen, stehen sie auch dort ihren Mann bzw. Frau, wie viele positive Beispiele zeigen.

Fazit

„Früher war alles ganz anders, der Zusammenhalt viel besser" hört man im Dorf öfters mal sagen. Aber trotz Globalisierung, Zeitgeist und Neubaugebiet: die Dorfgemeinschaft steht, und die Dorfkneipe gibt es auch noch. Statt Äcker und Felder werden Gemüsegarten, Vorgarten und Blumenkästen versorgt. Bei den vielen Festen im Dorf kann keine Traurigkeit aufkommen. Um Schalkenmehren muss es einem nicht bange sein.