Kirche im Wandel der Zeit

Am Beispiel der Kirche zu Hillesheim

Hermann Meyer, Hillesheim

Sie kennen das Wort: Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen. Das gilt für alle Lebensbereiche, persönlich, gesellschaftlich, politisch und auch kirchlich. Denken Sie an die verschiedenen Baustile in den Jahrhunderten, von der romanischen zur gotischen, barocken, klassizistischen bis zur modernen Architektur. Das äußere Bild hat sich stets gewandelt.

Das religiöse Empfinden und die liturgischen Anforderungen bedingen stets auch die Veränderungen des Kirchenraumes und seine Ausstattung. Es ist der Anspruch des Zeitgeistes, des Zeitgeschmacks und der liturgischen Praxis.

So hat sich auch die Pfarrkirche St. Martin in Hillesheim im Laufe der Jahrhunderte äußerlich und innerlich gewandelt, von der typischen Eifelkirche des 16./17. Jahrhunderts, ein zweischiffiger Bau mit einem Mittelpfeiler zur klassizistischen Hallenkirche im 19. Jahrhundert.

Da die alte Kirche zu klein und baufällig war, wurde 1852 eine neue Kirche erbaut im Stil der Hallenkirchen. Ausgemalt mit vielen Ornamenten, Engeln und Heiligenbildern sowie mit vielen Heiligenfiguren. Die Heiligenverehrung stand damals sehr im Mittelpunkt. Die Kanzel stand erhöht an der Seitenwand zum besseren Verständnis. Eine Kommunionbank trennte den Chrorraum von den Gläubigen ab. Üblich waren auch die Stiftung von Altären wie z.B. der Seitenaltaraufsatz von 1609, gestiftet vom Kurtrierischen Kellermeister für sich und seine Frau. Üblich auch die Grabdenkmäler bekannter Familien vor den Altären, die allerdings in der neuen Kirche nicht mehr aufgestellt wurden. Jüngeren Datums sind die beiden Seitenaltäre zu Ehren der Mutter Gottes und des Hl. Josef. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts empfand man die starke Ausmalung der Kirche als überladen und konzentrierte sich nun auf einen neuen aussagekräftigen Altar mit Hinweis auf das Opfer Isaaks und das Opfer Jesu am Kreuz in den Altarbildern. Im Gedanken an das nicht endende Königtum Christi triumphiert Jesus über Altar und Engel als Richter und König, flankiert von fünf heiligen Frauen zur Rechten und fünf heiligen Männern zur Linken.

Die Heiligen sind in der katholischen und orthodoxen Kirche zuhause und genießen große Verehrung. Aber sie stehen nicht im Mittelpunkt. Mitte ist der Altar, der stärker betont wird. Die Heiligen werden übermalt und so wird die Kirche klarer und nüchterner. Die Zeit der 40-60er Jahre vor und nach dem Kriege wird frei von allem Pomp und Übertünchtem. Der Kirchenraum wird sakraler und gedämpft feierlicher. Seitenaltäre und Kommunionbank bleiben erhalten.

Eine grundlegende Umgestaltung des Innenraumes vollzieht sich in den 70er Jahren. Die Liturgiereform und das Zweite Vatikanische Konzil setzen neue Akzente. Die wesentlichen Elemente der Liturgie werden augenscheinlich hervorgehoben. Als erstes die Eucharistie am einfachen Tisch des Abendmahles, wobei der Zelebrant dem Volke zugewandt steht. Zweitens: die Verkündigung des Wortes Gottes und die Predigt, nicht mehr von oben herab sondern vom Lesepult im Chorraum und zwar in der Muttersprache Deutsch. Nicht nur der Kirchenraum hat sich gewandelt, auch die Liturgie hat sich den neuen pastoralen Bedürfnissen und Erkenntnissen angepaßt. Hier wiederum zwei Beispiele, die dies deutlich zeigen.

Alle diese Neuerungem dienen der aktiven Mitarbeit, dem tieferen Verständnis und der größeren Transparenz der Liturgie, wobei das "Mysterium Fidei" - das Geheimnis des Glaubens gewahrt bleibt. Der Tabernakel steht nun nicht mehr auf oder hinter dem Altar, sondern abseits auf einer Stehle oder wie hier in einem sog. Sakramentsaltar. Hier ist es der ehemalige Hochaltar vom Jahre 1602 aus der Abtei St. Matthias in Trier, der bisher als Taufaltar diente. Die Spendung der Taufe erhielt einen neuen Platz. Nicht mehr hinten in der Kirche am Eingang sondern im Chorraum in einem kleinen Taufbecken mit einer wertvollen Bronze-Taufsäule mit Vorbildern aus dem Alten und Neuen Testament. Die zenztalen Aussagen unseres christlichen Glaubens sind das Kreuzesopfer und die Auferstehung Jesu Christi. Dies symbolisieren das Kreuz

- Tod - und die Osterkerze

- Auferstehung zu beiden Seiten des Altares, der Herz und Mitte der Kirche ist. An Heiligenfiguren ist nur die Mutter Gottes geblieben als Replikat der Rosenkranzmadonna von Tilman Riemenschneider und die Pieta aus dem 17. Jh. in der Kriegergedächtniskapelle.

So zelebrierten die Pfarrer im Jahre 1957 - also vor dem Konzil -. ein sog. Levitenamt bei der Primiz von Pfarrer Meyer. Priester, Diakon und Subdiakon stehen hintereinander, vom Volke abgewandt, und beten oder singen in lateinischer Sprache. Bei einer feierlichem Messe wurde das Allerheiligste auf dem Altar zur Anbetung ausgesetzt. Die Lesungen erfolgten jeweils auf der Epistelseite - rechts -oder auf der Evangelienseite - links. Die Kommunion wurde nur vom Zelebranten gereicht an der Kommunionbank und nur als Mundkommunion.

Sie sehen wie grundlegend sich der Innenraum der Kirche gewandelt hat in einem Jahrhundert und damit ausgedrückt wird wie sich die Zeiten und die Vorstellungen und Empfindungen der Menschen in ihrer Religiosität verändert haben. Die Welt und die Religiosität wird sich weiter wandeln, solange wie der Glaube zeitgemäß verkündigt und von den Gläubigen gelebt wird.

Und so zelebrierten die Pfarrer im Jahre 2007 - nach dem Konzil -. Hier beim Goldenen Priesterjubiläum in Concelebration, dem Volke zugewandt und beten und singen in deutscher Sprache. Das Wort Gottes, das Evangelium und die Predigt trägt der Priester vom Lesepult bzw. Kanzel vor, die im Chorraum stehen. Ein oder mehrere Leute aus der Gemeinde sprechen die Fürbitten in den verschiedenen Anliegen der Kirche, der Welt und der Gemeinde. Die Kommunion empfängt der Gläubige in die offene Hand durch den Priester oder einen Kommunionhelfer. Die Laien, die Gemeinde wird mehr in die Liturgie eingebunden.