■ ■

„Mürlenbach am Äquator"

Naturschutzgebiet Braunebachtal

Diethelm Stump, Mürlenbach

Als Mürlenbach mit Ur-Europa vor 360 bis 410 Millionen Jahren am Äquator lag, war das Klima ein anderes als heute. Abenteuerlich aussehende Tiere wie Trilobiten, Seelilien, Tintenfische und Brachiopoden lebten im lauwarmen Gewässer. Korallen und Schwämme bildeten Riffe, die heute noch in versteinerter Form in den Eifeler Kalkmulden vorliegen. Erste Pflanzen eroberten das Land. Eine der weniger bekannten Eifeler-Mulden ist die Salmerwald-Mulde. Sie erstreckt sich von der Burgseite in Mürlenbach bis nach Neroth. Markenzeichen dieses geologisch hochwertigen Gebietes ist sein hoher Waldanteil. Geologen forschten seit 1884 hier. Besondere Erwähnung verdient Karl Krömmelbein, der von 1949 bis 1951 hier arbeitete und kartierte. 1951 wurde sein Werk als Doktorarbeit bei der Universität Frankfurt eingereicht und anerkannt.

Tintenfisch Pleuroceras

Trilobit Cyphaspis ranucula

So ist es nicht verwunderlich, dass in der Salmerwald-Mulde eines der jüngsten Naturschutzgebiete des Kreises Vulkaneifel liegt. (Rechtsverordnung vom Landkreis Daun von 1992) Mürlenbach und Birresborn-Rom sind ideale Ausgangspunkte, um die Natur hier zu erleben, zumal der Karolingerweg, ein Hauptwanderweg des Eifelvereins und der Geo-Pfad der VG Gerolstein das Naturschutzgebiet durchqueren.

Unterdevonische- und mitteldevonische Schichten bilden den Grundstock der Mulde. Das Trias-Zeitalter (vor 250 Millionen Jahren) ist ebenfalls in Form von Bundsandstein vertreten. Fossilien im Unterdevon sind meistens als Abdruck oder Steinkern erhalten (rostbraune Farbe).

Crinoidenstielplaster

Für Geologen von besonderem Interesse ist der ehemalige Steinbruch Plein, wo der Übergang zwischen zwei unterdevonische Schichten (Wetteldorf Sandstein und Heisdorfer Schichten) aufgeschlossen ist. Wenn man bedenkt, dass alleine die Klerfer Schichten, ein weiterer Abschnitt im UnterDevon, hier eine Mächtigkeit von mehreren hundert Metern hat, so ist der Steinbruch verschwindend klein. Der wohl größte geologische Schatz sind die gut erhaltenen Fossilien des Mittel-Devons. Dieses Erdzeitalter liegt im Naturschutzgebiet Braunebachtal in Form der Laucher- und Nohner Schichten vor. Fossilien sammeln mit technischem Gerät ist lt. Verordnung seit 1984 verboten. Lesefunde von Feldern und Wegböschungen, die einen besonderen wissenschaftlichen Wert besitzen, sollten dem Landesamt für Bodenkunde mitgeteilt werden.

Trilobit Rhenocynproetus cultrijugatus

Ein weiteres Highlight im Naturschutzgebiet sind die Kalksümpfe im Remmelbachtal, die mit einer wertvollen Vegetation aufwarten. Wanderer und Pflanzenliebhaber sollten im Sommer ihr Augenmerk auf eine reichhaltig vorhandene Orchideengesellschaft werfen. Zwölf verschiedene Arten dieser seltenen Pflanzen nennen das Naturschutzgebiet Braunebachtal als ihren Standort. Ganze Wiesen schmücken sich im Juni mit diesen Schönheiten, die allesamt auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen.

Im Monat Mai zieht ein knoblauchartiger Duft durch die malerischen Täler des Naturschutzgebietes. Buchenbestandene Wälder sind jetzt kilometerweit mit Bärlauch übersät, der seine weiße Blütenpracht entfaltet. Das Naturschutzgebiet Braunebachtal mit all seiner Vielfältigkeit ist ein Kleinod höchster Güte und bleibt hoffentlich noch lange für den Erholung suchenden Naturliebhaber und Wanderer erhalten.

Literaturnachweis:
Prof. Wilhelm Meyer: Geologie der Eifel Dr. Karl Krömmelbein: Stratigraphi und Tektonik der Salmerwaldmulde H. E. Salkowski : Orchideen in Rheinland-Pfalz Hans E. Laux u. Richard Keller: Unsere Orchideen sehen, erkennen und schützen.