Als der BEAT in die Eifel kam

Helmut Schäfer, Gerolstein

Anfang der 60er Jahre wurde eine neue Musikrichtung aus der Taufe gehoben, der Beat. In England, genauer gesagt in Liverpool, war der Cavern Club einer der beliebtesten Treffpunkte der Stadt - und nach den Beschreibungen vieler Fans ein Ort, an dem Legenden entstehen. Hier durften am 21. März 1961 vier junge Musiker auftreten - sie spielten, was die Jugend damals hören wollte: Songs von Chuck Berry, Little Richard, den Everly Brothers und Buddy Holly. Drei Jahr später wurde die Band mit dem Namen ,The Beatles' weltbekannt und veränderte die Popwelt für immer. Elvis Presley, der King des Rock'n Roll, hatte ausgedient, der neue Sound eroberte die Radiosender und Hitparaden in aller Welt. Auch in Deutschland wurde der Sound schnell beliebt. Junge begeisterte Musiker, fast ausschließlich Jungen, trafen sich, machten gemeinsam Musik, man gründete eine Band. Bekannte und beliebte Musikgruppen in Deutschland waren die ,Rattles' aus Hamburg und die ,Lords' aus Berlin. Auch auf den Trierer Raum und die Eifel sprang der Funke über. In den Discotheken, zum Beispiel in Daun in der ,Backstuw' oder in Gerolstein in der .Löwenburg' tanzte man nach der neuen Musik; Discjockeys von Radio Luxemburg legten die Schallplatten auf, selbst ein Frank Elstner (der Erfinder von „Wetten, dass ...") fand damals des Öfteren den Weg in die Eifel.

In Trier wurden die .Black Cats' schnell zu einer der bekanntesten und beliebtesten Bands. In mehreren Orten der Eifel - zum Beispiel in Bitburg, Hillesheim, Gerolstein und Daun - gründeten sich Bands, man spielte die Hits der .Beatles', der Rolling Stones" oder der .Beach Boys'. Den meisten Eltern und Lehrern blieb diese Musik fremd. Der Sound war für ihre Ohren keine Musik. In Gerolstein veranstaltete das katholische Jugendforum des Öfteren einen Tanzabend im Jugendheim (heute Pfarrheim). Das Jugendforum war ein Zusammenschluss von mehreren jungen Menschen, die sich im kirchlichen und sozialen Umfeld der Pfarrei St. Anna engagierten. Die Tanzabende an Rosenmontag, Ostermontag und Pfingstmontag und am zweiten Weihnachtsfeiertag wurden von allen gern besucht. Meistens spielte eine einheimische Band.

Beliebt und über die Kreisgrenzen hinweg bekannt war die erste Schulband des St.-Matthias-Gymnasiums in Gerolstein: .The Footwarmers'. Die damaligen Bandmitglieder waren: Reinhard Clemens, Hans-Jürgen Arends, Helmut Ganser und Manfred Hoffmann. Nach bestandenem Abitur (Sommer 1967) löste sich die Gruppe auf. Im gleichen Jahr, am 17. September, fand im Gerolsteiner Jugendheim ein Beat-Festival statt, organisiert vom katholischen Jugendforum. Fünf Gruppen (der Trierische Volksfreund sprach von Kapellen) bestritten das Festival am Abend vor ausverkauftem Haus.

Den ersten Platz errangen dabei die  Hotlines (Wer wusste damals, was eine Hotline ist?) aus Bitburg, die mit einer neun Mann starken Band, darunter drei dunkelhäutige US-Soldaten, angetreten waren. Platz zwei belegte die Gerolsteiner Hausband 'The United Backwoods" ("Vereinigte Hinterwäldler": Rolf Heyer, Walter Krings, Heinz-Werner Gottschall und Karl-Heinz „Meggi" Hehl). Auf dem dritten Platz landeten die ,Vibrations' aus Wittlich. Die ,Flyers' aus Daun kamen auf Platz vier, und die ,Mods 2009' aus Neroth erreichten den fünften Platz. Interessant auch die Mitglieder der Jury: Kapellmeister Jupp Bungard und Willi Kleifgen von der Blaskapelle BSW Gerolstein sowie vier Soldaten aus der Eifelkaserne. Keine der Gruppen schaffte es, sich überregional durchzusetzen. Man spielte auf verschiedenen Veranstaltungen (Kirmes, Karneval) im weiteren Umkreis. Von größerem Verdienst konnte man nicht sprechen. Es reichte aber aus, sich manches Extra leisten zu können. Oft lösten sich die Bands auch schnell wieder auf. Das Studium oder berufliche Anforderungen ließen keine Zeit, sich musikalisch weiterzuentwickeln.