Widuasch, Kerpener Spukhaus

„En Widuasch wor en Spaß pasiert, do hätt dr Deuwel drejBaach rejiert."

Birgit Becker, Kerpen

In dem kleinen Eifelhaus, welches sich im Ortskern an der alten Stadtmauer befindet, hat es vor rund 100 Jahren gespukt. Dies ereignete sich vor dem Ersten Weltkrieg, genauer zwischen Weihnachten und dem 1. Neujahrstag ( im Jahre 1908). Bis heute trägt das Haus den Namen „Widuasch", denn damals betrieb eine Witwe namens Widua mit ihren beiden ledigen Töchtern in ihrer Wohnstube einen kleinen Krämerladen. Alle alten Eifler Häuser tragen einen Hausnamen, welcher entweder denjenigen, der vorher darin gelebt hat, oder seinen Berufsstand bezeichnet. In dem kleinen Laden konnten die Bürger einiges erwerben was der eigene Haushalt nicht hergab, wie z.B. Petroleumlampen, Glas, irdenes Geschirr, Wäschestücke, Tabak, Seife oder Schuhnägel. Zusätzlich konnte man auch Lebensmittel wie Erbsen, Salz, Zucker, Kaffeebohnen oder Tee kaufen. Da die verschiedenen Dinge nicht wie heute abgepackt waren, sondern sich in Säcken oder Kisten befanden, mussten dieselben vor dem Verkauf gewogen werden. Eines Tages drangen laute Geräusche aus dem kleinen Haus, sodass ein Nachbar nach dem anderen aufmerksam wurde und nachsehen ging. So trat der erste Nachbar ein und rief laut aus: „Kätt wat ös da hej bej dir loss ?" Sie antwortete : „ Dat jeiht dr janze daach at esu, esch ka mer noch net ös Kaffeewasser kauche." Vom Stubenofen waren das Ofenrohr und das Aschenschoss herausgeflogen und auch der Wasserkessel zum Erhitzen des Wassers wollte nicht auf dem Küchenherd stehenbleiben. Mittlerweile kamen immer mehr Nachbarn dazu und schauten sich das wilde Durcheinander an. Plötzlich fielen sämtliche Gegenstände von der Wand herunter mit Ausnahme des hl. Herz-Jesu-Kreuzes. Der Perpendikel der Wanduhr flog quer durch den Raum und landete auf der Ladentheke. Der Stubenschrank lag über dem Bett und an den Fenstern hing die Platte vom Esstisch. Die Leute bekamen es mit der Angst zu tun und verließen nach und nach das Haus. „Erüs, Erüs üs däm Hous hej, hej ös dr Deuwel drin."Desweiteren flogen die Erbsen aus der Kiste und im Raum umher. Die Schuhnägel sprangen aus der Packung und tagelang konnte man ihr Ticken an den Fensterscheiben hören. Aus Missgunst gegenüber einer anderen Familie, die auch einen Laden eröffnet hatte, hatte die Frau Widua eine Verwünschung ausgesprochen. Diese war nun auf sie selbst zurückgefallen. Dieser Spuk dauerte drei Tage und wurde vom damaligen Niedereher Pfarrer durch Gebete und Aussegnung beendet. Einige Tage nach diesem Vorfall gab es mittags bei einer Familie im Ort eine gute heiße Erbsensuppe. Die dazugehörigen Erbsen hatte man bei Widuasch gekauft . Die beiden ältesten Brüder schauten sich nachdenklich an und sprachen dann aus was die anderen dachten : „Solle mer dat verhext Geschier nou äse oder up dr Möst schmejse?" Der Hunger sorgte dann für die Entscheidung.

Man kann dazu nur sagen, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir nicht begreifen oder gar erfassen können. Die Vorkommnisse dieses Vorfalls hat die Menschenhier recht lange beschäftigt. So sind die Aussagen darüber mündlich überliefert. Es gab eine Menge Zeitzeugen, die diesen Spuk gesehen haben, wie auch mein Urgroßvater. Meine Mutter erzählte mir häufig von dem Vorfall, sie sagte: „Huer ens, dou kans mer jeleöuve, Opa hät jesehn wie öt Staucheise jefloche kom un de Erz üs dr Köst!"

Nach Jahren unterhielt sich die nächste Nachbarin, Wöwisch Möhn, mit dem neuen Pfarrer der Gemeinde über den Spuk. Er wollte nicht so recht an das Geschehene glauben so sagte sie zu ihm : „ Höert ens, wenn ihr mer dat net jeleöwt wat e lo pasiert ös, dann jeleöwen esch öch nimie wat dir in der Kirch vorzellt." Nach diesen seltsamen Geschehnissen verließen die Bewohner das Haus. Somit steht es nunmehr seit rund 100 Jahren leer.

Quellen:
Kerpen, Geschichte und Geschichten eines Eifeldorfes Mündliche Aussagen Kerpener Bürger