Dorfgemeinschaften am Trierbach - einst und heute

Martin Hens, Müllenbach

Dort, wo sich der Trierbach mit dem Müllenbach und dem Rothenbach vereint, liegen zwei idyllische Dörfer, Müllenbach und Rothenbach-Meisenthal.

Die Ufer des Trierbaches trennen die beiden Dörfer in zwei Landkreise, Vulkaneifelkreis und Kreis Ahrweiler. Rothenbach-Meisenthal ist ein Ortsteil von Kelberg in der Verbandsgemeinde Kelberg, Müllenbach gehört zur Verbandsgemeinde Adenau. Im Alltagsleben der Bevölkerung war der Trierbach als geografische Grenze nie von Bedeutung, zumal Rothenbach-Meisenthal mit Müllenbach seit 1922/23 eine Pfarrgemeinde bilden. Bis zur Schulreform der 1970 er Jahre besaß Müllenbach und auch Rothenbach seine eigene Volksschule. Diese Schulen sind, wie auch viele andere in der Region, den großen Schulzentren gewichen. Die Kinder sind zu einem fahrenden Völkchen geworden, die morgens in der Frühe mit dem Bus nach Kelberg oder Adenau gebracht werden. Das Zusammenleben der beiden Dorfgemeinschaften war immer ausgezeichnet, da die Landwirtschaft und die ansässigen Handwerksbetriebe das Leben der Bewohner weitgehend bestimmten. Als Zeichen für die große nachbarschaftliche Harmonie sei hier erwähnt, dass es zu einer großen Anzahl Eheschließungen innerhalb der drei Trierbachdörfer gekommen ist. Bemerkenswert ist es in diesem Zusammenhang, dass aus einem Haus in Rothenbach, die Mutter aus Müllenbach stammte und zwei ihrer Söhne Mädchen aus Müllenbach heirateten.

Seit früherer Zeit besteht zwischen Müllenbach und Rothenbach ein kurzer Verbindungsweg, der über zwei enge Holzbrücken den Müllenbach und den Rothenbach als Fuß- oder Fahrradweg überquert. Heute überspannt eine größere Brücke die beiden Bäche und ermöglicht dadurch ein bequemeres Zusammenleben.

Viele Gemeinsamkeiten zwischen Müllenbach und Rothenbach bestehen Gott sei Dank auch heute noch im kirchlichen Bereich. Die Pfarrkirche in Müllenbach mit Pastor Klaus Kohns ist der Mittelpunkt. Rothenbach und Meisenthal besitzen je eine Kapelle, wo wöchentlich im Wechsel heilige Messen gefeiert werden.

Gemeinsame Prozessionen, an denen besonders viele Gläubige teilnehmen, finden an den Bitttagen, zur Vierzehn-Nothelferkapelle und an Fronleichnam statt. Die Jahrgangskinder aus Müllenbach und Rothenbach-Meisenthal werden gemeinsam in der Pfarrkirche auf den Empfang der ersten hl. Kommunion vorbereitet. Am weißen Sonntag werden die Kommunionkinder in Begleitung der Eltern, Paten, Verwandten und Pfarrangehörigen am Kindergarten (frühere Schule) abgeholt. Zuerst erteilt der Pastor den kirchlichen Segen an die Kinder, die dann in einer Prozession unter den Klängen der Musikkapelle zur Pfarrkirche geleitet werden.

Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit haben die beiden Dorfgemeinschaften noch enger zusammengeschweißt. Gegenseitige Hilfe in Notfällen, Aushilfe bei Feld und Erntearbeiten, Annahme von Kindern bei Todesfällen und vieles mehr. Eine beliebte Laienspielschar in Rothenbach-Meisenthal erfreute jährlich in der Weihnachtszeit mit Theateraufführungen die Besucher aus Nah und Fern. In der damaligen Volksschule durfte die Theatergruppe den Schulsaal benutzen, um ihre volkstümlichen Vorführungen und Lustspiele darzubieten. Bei diesen Aufführungen war der Schulsaal von Besuchern total überfüllt, so dass die Stücke mehrmals wiederholt werden mussten. Der Erlös war jedes Mal für den Kapellenneubau bestimmt. Nach den bitteren Kriegsjahren kam man Ende der 1940 Jahre in Rothenbach auf die Idee, für Kirmesveranstaltungen einen Tanzboden unter freiem Himmel aufzubauen. Ähnlich wie bereits die Jugend von Müllenbach schon 1946 eine Freilichtbühne besaß, lernten auch in Rothenbach-Meisenthal viele Jugendliche auf den Brettern das Tanzen. Als einzige größere Veranstaltung des Dorfes wurde die Kirmes zu einem regelrechten Anziehungspunkt der umliegenden Dörfer. Bis auf den letzten Platz füllte sich jedes Jahr das Festzelt und brachte somit Geld in die Kasse der Veranstalter. Der Kirmesmontag bildete den Höhepunkt und den Abschluss der Kirmes. Bei fröhlicher Stimmung im Festzelt wurde ausgiebig getanzt und geschunkelt. Die Dorfjugend aus Rothenbach-Meisenthal war bis August 1967 Veranstalter der Kirmes. Es war aber vorhersehbar, dass infolge fehlenden Nachwuchses zukünftig das Ausrichten der Kirmes nicht mehr zu realisieren war. Aus diesem Grunde wurde dann dem Musikverein Bodenbach die gesamte Ausrichtung übertragen. Diese Vereinbarung währte 32 Jahre und musste letztlich wegen mangelnder Rentabilität im Jahre 2000 zum Leidwesen der Bevölkerung beendet werden. Es ist schade, dass viel Brauchtum in unseren Eifeldörfern, insbesondere die Kirmesveranstaltungen zum Erliegen gekommen sind. In Rothenbach-Meisenthal hat es meines Wissens nie eine Gastwirtschaft gegeben, daher musste man, wenn man Gesellschaft suchte, in Privathäuser ausweichen. Im Hause Udelho-fen-Ant traf man sich zur Abendzeit in geselliger Runde, auch um ein Bierchen zu trinken. Ein Kartenspiel-Club wurde ins Leben gerufen, wozu sich auch Müllenbacher Leute gesellten und stets willkommen waren. Handwerk, Handel und Gewerbe waren einst eine wirtschaftliche Grundlage und von großem Nutzen für die Gemeinden Müllenbach und Rothenbach-Meisenthal. Während es in Müllenbach Schmiede, Schuster, Maurer u.a. gab, waren in Rothenbach-Meisenthal gewerbliche Betriebe eher dünn gesät. Dem allgemeinen Mühlensterben um 1950/55 in der Eifel fielen auch die Heupenmühle in Müllenbach und die Meisenthaler Mühle zum Opfer.

Unvergessen sind die vielen Zusammenkünfte und Unterhaltungen, während man auf das eigene gemahlene Mehl wartete. Bauersleute sowie Jugendliche aus den umliegenden Dörfern trafen sich in den Mühlen, plauderten miteinander oder tauschten ihre Erfahrungen aus. Nahezu 100 Jahre gab es in Müllenbach zwei Lebensmittelgeschäfte. Das Warensortiment bestand nicht nur aus Lebensmitteln, sondern auch aus vielerlei Waren des täglichen Gebrauchs. Für die Dorfbewohner aus Müllenbach, Rothenbach und Meisenthal waren die beiden Tante-Emma-Läden mehr als eine Einkaufsquelle. Es waren immer Treffpunkte, wo man mit den Dorfbewohnern ein Schwätzchen führen konnte und auch Neubürger kennen lernte. Das Neueste aus dem Dorfleben konnte man dort erfahren. Mit dem Verschwinden dieser beiden Läden hat Müllenbach einen wesentlichen Bestandteil der dörflichen Qualität verloren.