Digitale Herausforderungen oder: Der Wahnsinn geht weiter...

Margret Heinzen, Steffeln

Die Adventszeit ist die Zeit der Wunschzettel, damit das Christkind auch weiß, was es liefern soll. Auf meinem letzten Weihnachtswunschzettel stand, ganz oben, nur ein Teil: Ein neues Handy. Auf jeden Fall sollte es eins mit Kamera sein. Für den Fall, dass man unterwegs mal ein Foto machen möchte und man ja grundsätzlich gerade dann den Fotoapparat zu Hause liegen gelassen hat. Ich machte mich also schlau, was es so für Geräte gab, die für mich in Frage kämen. Tja, und man glaubt es ja kaum, aber das Christkind hat mir doch tatsächlich ein kleines Smartphone gebracht! Und ZUFÄLLIG genau das, welches ich ins Auge gefasst hatte! Tolle Sache, dieses Christkind!!! Gerade am letzten Weihnachten war das wohl ein viel gefragter Wunsch, denn alleine in meinem Bekanntenkreis hat es gleich fünf Stück verteilt! Nun gut, das Christkind bekommt ja bestimmt auch Prozente beim Händler...

Inzwischen hatte ich gelernt, dass man alles erst einmal aufladen muss. Was ich natürlich auch brav getan habe. Am ersten Weihnachtstag waren wir dann bei meiner Schwägerin und ihrer Familie eingeladen und ich krallte mir gleich mal meinen Neffen zwecks „Grundkurs in Sachen Smartphone" für alte Tanten. Er machte mir die ersten grundlegenden Einstellungen und packte mir auch gleich einige praktische Apps drauf, unter anderem eine, mit der man kostenlos sms, Fotos und Videos verschicken kann. Eine sehr praktische Sache, die ich auch gleich von Anfang an rege genutzt habe.

So, nun heißt ein Smartphone ja Smartphone, weil man damit unter anderem telefonieren kann. Und es kam der Tag, an dem ich zum ersten Mal angerufen wurde. Ich reagierte zuerst ein wenig irritiert, da ich den erklingenden Ton noch so gar nicht mit meinem Telefon identifizierte. Aber doch kapierte ich relativ schnell, dass da jemand etwas von mir wollte und nahm mein Gerät zur Hand. Ein grüner und ein roter Hörer zeigten sich mir auf dem Display. Klar, grüner Hörer für annehmen, roter für beenden. Logisch. Also tippte ich den grünen Hörer an, und? - Nichts! Es klingelte weiter. Also festhalten und ziehen? Ok, ein Versuch ist es wert. Gesagt, getan. Und? Die Melodie verstummte... Mein potenzieller Gesprächspartner wohl auch. Der war nämlich weg. Na toll, das musste ich aber noch gaaanz doll üben! Ich wollte denjenigen zurück rufen, hatte aber für ein Telefonat zu wenig Netz. Unser Gespräch kam dennoch zustande, wenn auch erst am Abend übers Festnetz. Am darauf folgenden Montag erzählte ich lachend das Missgeschick meinem Arbeitskollegen im Büro. Er musste auch lachen und erzählte mir, dass bei ihm seine Frau alle Handy-Telefonate annimmt, da er, seit er selbst ein Smartphone hat, ständig die ankommenden Gespräche weg drückt! Oh ha, zwei Doofe mit dem gleichen Problem... Das fuchste uns natürlich beide gewaltig und wir knobelten, jeder für sich zu Hause, an einer Lösung des Problems. Die Woche drauf war mein Kollege ganz stolz, er hatte herausgefunden, wie man die Gesprächsannahme anders, für uns beide wesentlich sympathischer, einstellen kann und zeigte es mir sofort. Seit dem können wir beide Telefonate entgegen nehmen - Hurra!!! Manche Einstellungsmöglichkeiten sind halt einfach praktisch und sinnvoll. Warum man aber z.B. für das Schreiben einer sms in einen Spach-Eingabe-Modus wechseln kann, der gesprochenes Wort in geschriebenes Wort umsetzt, ist mir schon ziemlich suspekt! Dann kann man doch gleich mit einander telefonieren... ? Oder sollte es tatsächlich Leute geben, die nicht nur keine Gespräche annehmen können, sondern die es auch nicht schaffen mit einem Smartphone zu telefonieren... ? Was soll ich sagen - es gibt sie... Mit meinem alten Handy hatte ich hier in der Eifel noch lange nicht überall Empfang, daher dachte ich mir auch erst nichts dabei, als ich auf meinem hochmodernen Display die Meldung „nicht im Netz registriert" las. Stutzig wurde ich erst, als ich die gleiche Meldung an einem Ort lesen musste, wo ich bis dato IMMER Empfang hatte. Sehr mysteriös! Da musste ich wohl mal einen Fachmann bemühen und beschloss, den Händler zu befragen, bei dem ich das Gerät gekauft hatte. Ich beredete das Problem vorab mit meinem Mann und er fragte mich prompt, ob ich sein Handy dann nicht gleich mal mit zum „Onkel Doktor" nehmen könnte. Er hätte auch immer so eine seltsame Meldung er solle seine Karte aufladen obwohl definitiv noch Guthaben darauf sei. Ich bewaffnete mich also am nächsten Tag mit den zwei Handys und marschierte zum Technik-Fachmann. Dort schilderte ich mein Problem und der freundliche Herr nahm sich meiner geduldig an. Er untersuchte erst mein Gerät und diagnostizierte schnell, dass ich meine Prepaid-Karte im vergangenen Jahr hätte wenigstens einmal aufladen müssen und jetzt könne das noch darauf gebuchte Restguthaben nur gegen eine gewisse Gebühr zurückgeholt werden. Da das restliche Guthaben sich nur auf knapp zwei Euro belief, hätte sich die „Rettung" nicht gelohnt und ich lehnte dankend ab und erstand statt dessen eine neue Karte und lud mir auch gleich an Ort und Stelle noch etwas Guthaben zu dem sowieso integrierten Startguthaben dazu.

Wir widmeten uns im Anschluss dem Gerät meines Mannes. Die „Grunderkrankung" war die Gleiche, nur dass seine Karte nicht nur im letzten Jahr nicht aufgeladen worden ist und somit „richtig tot" sei (O-Ton Händler) und das Restguthaben (in diesem Fall waren es leider einige Euro mehr) selbst gegen Gebühr nicht zu retten sei. Ich erstand also eine zweite neue Prepaid-Karte, lud aber KEIN weiteres Guthaben zum integrierten Startguthaben von 5 Euro dazu! Ich musste mir jetzt wohl oder übel zwei neue Telefonnummern merken - meine und die meines Mannes. Jetzt sind wir also Beide wieder mobil erreichbar und nach den anfänglichen Startschwierigkeiten möchte ich mein kleines Wunderwerk der Technik nicht mehr missen. Jetzt, wo ich sogar damit telefonieren kann!