Was Opa mir erzählte

Der falsch verstandene Telefonanruf

Kathrin Pinn, Gerolstein-Roth

Ende der Dreißiger Jahre gab's in vielen Dörfern schon ein Telefon. Sofern eine öffentliche Poststation vorhanden war, fand man es meistens dort vor. Die Posthalter nahmen die Telefonanrufe an (oft auch als Telegramm) und gingen mit der Nachricht in die einzelnen Häuser und informierten die einzelnen Familien. So war es nicht verwunderlich, wenn manchmal Verwechslungen und Missverständnisse auftraten. So geschah es in einem kleinen Eifeldorf: Es war Weihnachtszeit und über der Krippe in der Kirche wollte man ein Schild mit einem Spruch aufhängen. Da man sich aber über den genauen Spruch noch nicht einig war, kam man zu dem Entschluss, die genaue Größe und den Inhalt des Schildes per Telegramm an den Schreiner auf dem Nachbardorf zu schicken. Nach einigen Tagen stand fest, wie groß das Schild werden sollte und welcher Spruch drauf kommt. Man ging also zum einzigen örtlichen Fernsprecher und telegrafierte ins Nachbardorf. Dort nahm die Frau des Posthalters das Telegramm an und las es laut vor: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. 2,80 Meter lang, 70 Zentimeter breit." Den wiederholten Satz hörte die Oma im Haus und rief: „Oh Jott, oh Jott. oh Jott, die ärm Frau, wat mos die jelidde han mot e su em schweren Jong!"

Vielfalt der Kommunikation heute

Heut zu Tage ist das etwas anders. Es gibt kein örtliches Telefon mehr und auch Telegramme werden nicht mehr verschickt. Zu Hause hat jeder ein Telefon und auch ein Handy ist ab der dritten Klasse fast Standard. Wenn man zum Beispiel Fragen zu den Hausaufgaben hat, schreibt man einen Freund kurz bei „Whats App" an und schon ist alles geklärt. Dies ist viel einfacher und bequemer als fragen zu gehen oder anzurufen. Sogar die Lehrer benutzen Internetportale, um dort den Schülern die Hausaufgaben oder die Neuigkeiten aus der Klasse hochzuladen. Man trifft sich auch nicht mehr. um sich die neuesten Sachen zu erzählen oder etwas zu erfahren. Hierzu gibt es nämlich genügend soziale Netzwerke wie „Facebook", „ICQ", „Skype" und Co. Fast jeder postet Bilder von sich, manche sogar schon, wenn sie nur eine neue Frisur haben. So kann man seinen Bekannten natürlich auch Glückwünsche zum Geburtstag auf die Pinnwand „posten" und jeden Kommentar und jedes Bild, das gepostet wurde, auch „liken" („Gefällt mir" drücken). Auch an den Kindern erkennt man, dass sich die Jugend verändert hat. Es wird nicht mehr darüber geredet, dass man am Wochenende ein Haus in den Hecken gebaut oder einen schönen Sonntag mit der Familie verbracht hat, sondern man unterhält sich lieber über die neusten und besten Modelle von Handys, Playstation und PC's. Draußen spielen ist auch nicht mehr so angesagt wie früher: Man trifft sich lieber zuhause online am Computer und spielt dort gegeneinander Spiele. Selbst wenn sich Freunde treffen, reden diese kaum miteinander, sondern sitzen die ganze Zeit an ihren Smartphones und sind am „chatten". Am Ende des Tages lädt man dann ein Foto ins Internet hoch mit der Überschrift: „Toller Tag mit den Besten." Wann war Kommunikation besser, wann wurde sich mehr erzählt?