Kommunikation früher und heute in der Eifel

Jespräch fröher un hök on dor Eefel

Maria-Agnes Pinn, Steffeln

Früher sprach man ja immer nur direkt von Mensch zu Mensch. In der Familie, Kirche, im Verein, in der Kneipe, auf der Straße des Dorfes und nicht zuletzt im „Flur". Die Landwirtschaft war geprägt von den meist kleinbäuerlichen Betrieben. Die vielen kleinen Felder reihten sich zum „Awanne Weej" aneinander, als zentraler Begegnungspunkt. Oft standen drei bis vier Zuggespanne auf dem Weg, um eine verdiente Ruhepause für Mensch und Vieh einzulegen. Eine solche Pause nannte man „Anmaache", weil der Fuhrmann sich dann in Ruhe sein Pfeifchen stopfen und rauchen konnte. Man rief froh hinüber: „Jott helf Öch!" und zurück rief man: „Jott dank Öch!" Während dem Pflügen, Eggen und Säen waren die Fuhrleute ständig mit dem Gespann am sprechen. Gute Arbeit erforderte höchste Konzentration für Mensch und Vieh. -Zur Kaffeezeit setzte man sich wiederum am „Awanne Weej" zusammen. Man tauschte alle Neuigkeiten aus dem Dorf sowie aus der Zeitung aus. Kloos wosst üs dor Dareszeidong jenau, wat on dor Welt pasiert wor! Hanni verzull, wat on dor „Feld un Wald" stohn un Pitter zitiert de „Bouerenzeidong! „Bäb wosst all Nöijkeeten üss dor Kirch un Ann üss dor Schull von hiere sechs Konner!"

Vom Küchenrezept bis zum Anbau aller Getreide-, Kartoffel- und Rübensorten wurden an Ort und Stelle Meinungen ausgetauscht. Im Dorf von Garten zu Garten sowie vom Backofen bis zur festlichen Kirmestafel. Zur Kirmes vergrößerte sich der Gesprächskreis erheblich, oft sogar über die Grenzen nach Belgien und Luxemburg. Man sprach dort über Neuheiten, die es so bei uns noch nicht gab. So einfach informierte man sich damals und war gut im Bilde, eben durch die vielen Gespräche von Mensch zu Mensch!

Sobald der Strom in unseren Eifeldörfern gelegt war, drehte sich das Rad der Zukunft für Mitteilungen immer schneller. Techniken in großer Vielfalt überrollten uns rasend bis heute.

Angefangen vom Telefon über Funkgerät, Lautsprecher usw. bis zum Handy, das alles kann. Vom Radio bis Fernseher, Computer und Internet hin zum neuesten Tablet-PC. Allein in der Musikbranche überschlugen die Entwicklungen sich förmlich. Erst Plattenspieler mit Kurbel, dann mit Stromanschluss nebst Schallplatten. Man konnte plötzlich die großen Stars der Welt ins Wohnzimmer holen. Auch die Lautsprecher trugen zur Veränderung auf kommunikativer Ebene bei, vor allem ihr Einsatz bei Großkundgebungen. Vom Propagandagerät im Zweiten Weltkrieg bis zur ersten Begegnung für uns Eifler in den sechziger Jahren in Gerolstein auf der Kyllwiese, wo tausende Eifler die Predigt von Pater Leppich durch eine Lautsprecheranlage auf seinem VW-Bus deutlich hören konnten. Ein tolles Erlebnis damals.

Durch andere Lautsprecher können die größten Menschenmassen globale Events erleben, sei es weltlicher oder kirchlicher Art. Der Segen Urbi et Orbi vom Papst in Rom, verbunden mit einem vollkommenen Ablass, geht über den ganzen Erdkreis.

Segen oder Fluch? Das kann jeder selbst entscheiden. Für Alt und Jung ein Plus, sofern man es recht dosiert und dabei die Nähe zum Menschen täglich pflegt. Vorm Fernseher sehen wir abends, was tagsüber in der ganzen Welt geschah. Übers Internet sind Familien und Freunde in Sekundenschnelle verbunden, das ist wunderbar.

Doch mit dem Anrufbeantworter bin ich nicht ganz befreundet, weil ich mich mit dem Menschen am Ende der Leitung unterhalten will. Wenn der AB sich meldet, denk ich mir: „Das geht doch gar nicht. Das wäre genauso, als wenn einer allein sich küssen wollte. Dazu müssen ja Gott sei Dank immer noch zwei Leute zusammen sein, die sich mögen!