Suchtgefahr - Handy & Co.

Hiltrud Theisen, Hörschhausen

Als das erste Handy auf den Markt kam, kaufte man es mit dem Gedanken, wenn mal was passiert, kann ich mir Hilfe holen. Heute ist es das allzu geliebte Handy, das man nicht mehr auszuschalten wagt.

Immer wieder schaut man nach, ob eine neue Nachricht eingetroffen ist und setzt sich damit unter Druck.

Muss man an der Ampel warten, wird das Handy wieder in die Hand genommen, denn einfach nur so rumstehen, das geht doch nicht. In letzter Zeit sind mir so viele Dinge aufgefallen, wo ich denke, dass sich einige Menschen zu wichtig nehmen. Muss ich immer erreichbar sein? Muss ich jedem direkt mitteilen, wo ich bin und was ich mache? Ich war auf einer Beerdigung und raten Sie mal, bei wem das Handy in der Kirche klingelte? - Beim Sohn des Verstorbenen. Weil er das Handy nicht direkt fand, klingelte es lange und die Messe kam ins Stocken. Auf einer Geburtstagsfeier, wir waren gerade am Essen, sah ich, dass Jugendliche ihre Handys neben dem Teller liegen hatten. Nach dem Essen nahmen sie wie auf ein Kommando alle ihre Handys in die Hand und tippten wie wild darauf herum. Wir anderen setzten uns an einen anderen Tisch und unterhielten uns.

Eine Mutter erzählte mir, dass ihr Sohn mit Freunden in seinem Zimmer war und sie mal reinschaute. Alle saßen vor ihrem Computer und sie fragte : „Warum unterhaltet ihr euch nicht?" Der Sohn schaute sie ganz erstaunt an und meinte: „Machen wir doch." Irgendwann verlernt diese Generation noch, wie man kommuniziert. Das beste Beispiel: Ein Urenkel besuchte die Uroma. Am Anfang stellte die Uroma noch viele Fragen, wie z.B. „Was macht der und der noch?" Dann kam die Unterhaltung ins Stocken und der Urenkel holte sein Handy aus der Tasche. Nun saßen beide still beieinander, bis die Uroma fragte: „Was machst du eigentlich da?" Er antwortete ihr mit englischen Fachausdrücken und war nicht im Stande, es ihr mit einfachen Worten verständlich zu erklären. Natürlich gibt es noch die Vertreter in dieser neuen Generation, die nicht an Handy & Co. hängen und die noch die Worte „Anstand" und „Respekt" kennen.