Fabelhafter Erfolg in Eifeler Platt

Mundart-Wettbewerb in der Vulkaneifel: Sechstklässlerin Carolin Reuter aus Kelberg-Meisenthal wird Kreissiegerin

Brigitte Bettscheider, Kelberg-Zermüllen

Weil ihr Papa Hermann-Josef und ihre Oma Agathe manchmal Platt mit ihr sprechen, ist der zwölfjährigen Carolin Reuter aus dem Kelberger Ortsteil Meisenthal eine besonders gute Übersetzung einer Fabel in den Eifeler Dialekt gelungen. Und weil sie ihren Text besonders gut vorgetragen hat, hat sie am 19. Februar 2014 den Mundartwettbewerb für Schüler im Landkreis Vulkaneifel gewonnen. Carolin überlegte nicht lange. Sie meldete sich sofort, als Nathalie Krämer, Deutschlehrerin am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG) Daun, in ihrem sechstem Schuljahr fragte, wer die Fabel „Der Löwe und die Mücke" in den Dialekt seines Dorfes übersetzen und im Rahmen des Vorlese-Kreisentscheids an der Realschule plus Gerolstein vortragen möchte. Zu Hause machte sie sich gleich an die Arbeit - zunächst alleine. Sie zeigte ihrem Vater Hermann-Josef Reuter ihre „Übersetzung", und sie änderte auf seinen Vorschlag hin einige Sätze und Ausdrücke. Schließlich kennt Carolins Vater sich aus, denn er ist in Meisenthal geboren und spricht mit seiner Mutter Agathe Reuter und den meisten Leuten aus dem Dorf „Meeseler Platt". Mit Carolin und ihrem 15jährigen Bruder Sebastian sprechen die Eltern Hochdeutsch, die Oma meistens Platt. Carolin reichte ihre Fassung beim Kreisjugendamt als Veranstalter ein - als eine von insgesamt fünf Teilnehmern aus dem Landkreis Vulkaneifel. Die Mundart sei keine minderwertige Sprache von gestern, betonte Jugendamtsmitarbeiter Rudolf Ebert zu Beginn des Wettbewerbs. Im Gegenteil: „Mit ihr kann man manche Gefühle und Stimmungen viel besser und genauer ausdrücken", sagte er und erklärte, dass der seit 14 Jahren im Rahmen des Vorlese-Kreis-entscheids ausgetragene Mundartwettbewerb einmalig in Rheinland-Pfalz sei. Landrat Heinz-Peter Thiel ermunterte bei der Siegerehrung alle Anwesenden, wie er selbst zur Heimatsprache zu stehen und sie zu verwenden.

Die Jury unter Vorsitz der Gerolsteiner Mundartkennerin Wilma Herzog entschied sich für Carolin Reuters Fassung und Vortrag, weil sie - so heißt es in der Urkunde - „os Mottersproch, et Eefeler Platt, äm besten us dem Hudejtsche iwersatt on jelese hat". Beispiele aus Carolins Übersetzung der Fabel „Der Löwe und die Mücke": Der Löwe öffnete eben mal ein Auge - „Dä Löw miech ees jerad e Ooch op." Er aber wollte nicht gestört werden - „Äh awer wollt net jestuat wäre." Hör auf - „Hür op." Im Sterben dachte die Mücke an die große Schande - „Em Sterwe doacht de Möck on die schruß Schann."

Die weiteren Teilnehmer: von der Realschule plus Gillenfeld: Vicky-Marie Kiesewalter (Strotzbüsch); von der Augustiner-Realschule plus Hillesheim: Celina Chiara Klinkhammer (Walsdorf) und Monique Jasmin Meyer (Walsdorf); vom GSG Daun: Noah Plünger (Welcherath).