Villa „Sarabodis" in Gerolstein

Heribert Albring, Gerolstein

Die zahlreichen römischen Villen westlich des Rheins und in Gallien, waren fast alle im Besitz der einheimischen Oberschicht. Diese fühlten sich als Römer und lebten wie Römer. Kein wohlhabender Römer aus Italien kam hierhin in die Eifel. Wenn ein Römer hier zu Reichtum gekommen war und eine solche Villa besaß, dann war das eine Ausnahme. Der Begriff Gallier wurde von Cäsar geprägt. In der Archäologie spricht man nur von Kelten, denn zu diesem Kulturkreis gehörten die „Gallier". Auch der Baustil dieser Villen, mit den Resa-liten beiderseits des Haupteingangs, hat sich in Westeuropa entwickelt. Die Kelten waren kein ethnisch einheitliches Volk. Man bedenke, dass die keltische Kultur sich einst vom Balkan bis nach Schottland erstreckte. Der Name „Villa Sarabodis" ist in einer Schenkungsurkunde von 762 überliefert. Darin schenkte der Frankenkönig Pippin und seine Frau Bertrada die Jüngere, die Eltern Karls des Großen, u.a. die Villa Sarabodis der Abtei Prüm.

Woher stammt der Name „Sarabodis"? In der Schrift ERLÖSERKIRCHE VILLA SARABODIS GEROLSTEIN, herausgegeben vom Kuratorium der Erlöserkirche, der Evangelischen Kirche im Rheinland von 1983, wird auf Seite 6, der Name zurückgeführt auf die frühmittelalterliche Bezeichnung „saru" für Rüstung. Daraus wurde der Rückschluss gezogen, dass die Villa, bzw. der Gutsbesitz, in den Besitz eines Franken Edelings namens Sarabod gelangt sei. Sarabod bedeutet demzufolge „Der Gerüstete". Man bedenke den Widersinn: Eine niedergebrannte und zerstörte römische Villa wäre im nachhinein nach einem Frankenedeling benannt worden?

Diese Schlussfolgerung
ist zu kurz gegriffen und ein Irrtum!

In den westeuropäischen Sprachen, deutsch, französisch, englisch, sind viele Wörter und Begriffe enthalten, die noch aus der keltischen Sprache stammen, z.B. die Ortsnamen Xhoffrai/Ostbelgien oder Weris, keltisch Werix in den Ardennen und viele Andere. Wir haben hier die „Saar", französisch Sarre; den „Sahr-bach" der bei Kreuzberg in die Ahr mündet; die „Ahr" und den „Ahbach"; im Süddeutschen- und Alpenraum - einst keltisches Kernland - diverse Flüsse mit dem Namen „Ach" oder „Ache", wovon das deutsche Wort „Bach" hergeleitet ist. Es war ein keltischer Wortstamm, der fließendes oder schnellfließendes Wasser bedeutete. In den römischen Provinzen Galliens und Germaniens war Latein die Amtssprache. Aber die heimische Sprache wurde hier weitergesprochen. Keltische Namen wurden dann in der offiziellen Schriftsprache lateinisiert, so wie z.B. der Name vom Stifter der keltisch-römischen Tempelanlage „Jud-dekirchhof". Der Archäologe Dr. Henrich vermutet, dass dieser Stifter auch der Besitzer der Villa Sarabodis war. So wurde auch hier der keltische Begriff lateinisiert in „Villa Sarabodis". In der wörtlichen Übersetzung heißt das: „Villa am (-fließenden-) Wasser"! Den Frankenedeling Sara-bod hat es so nicht gegeben. Hinter der Erlöserkirche stehen noch Ruinenreste dieser Villa. Einst erstreckte sich dieser imposante Bau bis über die heutige Sarres-dorfer Straße hinweg. Ein solches geschichts-trächtiges Grundstück aus der Antike war natürlich für eine Schenkung an Kaiser Wilhelm II., für die hundertste und letzte Kirche des evangelischen Kirchenbau-Vereins in evangelischer Diaspora, sehr geeignet. Bekanntlich hat die evangelische Gemeinde 2013 hier ihr hundertjähriges Stiftungsfest gefeiert.

Literaturangaben:
ALBRING, H.: Wer waren unsere keltischen Vorfahren? „Zwischen Venn und Schneifel", 6/2006, St. Vith
Evangelische Kirche Rheinland: „Erlöserkirche Villa Sarabodis". Kuratorium d. Erlöserkirche, 1983
JAMES, S.: Das Zeitalter der Kelten. ECON Verlag, Düsseldorf, 1996
KONSTAM, A.: Atlas der Kelten. Torsa Verlag Wien, 2003 Mündliche Mitteilungen