Aus der Eifel nach Neuguinea

Das Schicksal des Paters Johann Dingels (1886-1943) aus Salm

Paul B. Steffen, Rom

Johann Dingels wurde am 6. Mai 1886 in Salm als Sohn der Eheleute Johann Dingels und Margareta, geb. Krämer, geboren. Die Familie lebte, wie alle ihre Vorfahren, von der Landwirtschaft.

In seinem Heimatort Salm besuchte er von Ostern 1892 bis Ostern 1900 die Volksschule. In seiner Heimatpfarrei in Salm empfing er auch am 9. April 1899 die erste Hl. Kommunion durch seinen Heimatpfarrer Heinzen. Gefirmt wurde er am 15. Juni 1902 in Weidenbach durch den Trierer Weihbischof Dr. Schrod.

Im Alter von 24 Jahren trat Johann Dingels am 1. Oktober 1910 in die Sexta des Gymnasiums des Missionshauses St. Wendel ein. Von 1908 bis 1910 leistete Johann Dingels seinen Militärdienst und wurde am 2. August 19114 zum Kriegsdienst eingezogen, den er bis zum 1. November 1918 leisten musste. Am 5. September 1920, konnte Johann Dingels in St. Augustin bei Bonn ins Klerikernoviziat der Steyler Missionare, offiziell „Gesellschaft des Göttlichen Wortes" (lat. Societas Verbi Divini - SVD), eintreten. Seine ersten

1907: Karte katholische Mission in Kaiser-Wilhelmsland, Deutsch Neuguinea

Gelübde legte er am 29. Sept. 1921 in St. Gabriel bei Wien ab. Dort durchlief er auch das philosophischtheologische Studium und legte am 27. Sept. 1925 in St. Gabriel die Ewigen Gelübde ab. Am 19.12.1926 wurde er in St. Gabriel zum Diakon und im darauffolgenden Jahr am 26. Mai 1927 zum Priester geweiht.

Am 9. Dezember 1927 trat der Neupriester seine Reise nach Neuguinea an, wo er in der Apostolischen Prä-fektur - ab 1933 Vikariat Zentral-Neuguinea - unter Bischof Josef Lörks eingesetzt wurde. In seinem Bericht, den er pflichtgemäß

1938: St. Michael's Cathedral, Alexishafen, Ap. Vicariate of EastNew Guinea, PNG

347-1993-04-17 Port Moresby -50 anniversary of PNG martyrs - Copy

vor seiner Missionsbestimmung für seine Ordensoberen ausfüllte, beantwortet er die Frage: „Für welche Mission ist besondere Neigung vorhanden, und zu welcher Tätigkeit?" mit: „Seelsorge in der Heidenmission. Holländisch Indien, weil ich im Winter mit Bronchialkatarr zu tun habe und nicht allzu viel Zeit mit der Erlernung der Sprache verlieren möchte." In dem Schreiben erklärt er auch seinen eigenen Lebensweg: „Nach meiner Entlassung aus der Schule [1900] wollte ich in Steyl eintreten, mußte aber meinen Plan durch den plötzlichen Tod meiner Mutter aufgeben und dem Vater bei den landwirtschaftlichen Arbeiten helfen. Mit 19 fasste mich der Gedanke zu stark, dass ich ihm nicht mehr widerstehen konnte, aber eine neue Schwierigkeit tauchte auf, die Militärzeit."

Der 1. Weltkrieg verschob wieder sein Ziel

Priester zu werden. So schrieb er: "Das Studium wurde aber wieder unterbrochen durch den schrecklichen Weltkrieg, der mich wieder 4 Jahre in seinen Bann schlug. Wunderbarer Weise kam ich schon nach 8 Wochen von der Front zurück und konnte mich während es ganzen Krieges der Krankenpflege und dem Studium der Medizin widmen. Nach dem Kriege führte ich die Apotheke des Krankenhauses in St. Wendel selbständig weiter. Wenn das auch ein Ablenken vom Studium war, so habe ich doch da manches gelernt, was ich in der Mission gut gebrauchen könnte. Nach dem Krieg studierte ich noch zwei Jahre in St. Wendel und kam von da aus nach St. Augustin bei Hangelar ins Noviziat." In Neuguinea wurde P. Dingels zuerst von dem emeritierten Präfekten P. Eberhard Limbrock auf der Station St. Paul in Boikin in die Missionsarbeit eingeführt. Aber schon ab 1930 wirkte P. Dingels auf der Heilig Kreuz Station in Wewak. Dort konnte er seine landwirtschaftlichen und medizinischen Kenntnisse bestens in die Missionsarbeit einbringen. Ab 1936 wirkte P. Dingels auf der neuen Inlandstation Sassoya im Maprikdistrikt der heutigen East Sepik Provinz, zusammen mit dem Münsterländer, Br. Patroclus, Paul Appeldorn (1899-1993), der 1938 durch Br. Ambrosius, Valentin. Nicke (1903-1995) ersetzt wird. In den Jahren 1942 bis 1945 hatten die Japaner die Nordküste Neuguineas besetzt. Die an der Nordküste tätigen Steyler Missionare/ innen wurden nach und nach in ihrer Missionsarbeit und in ihrer Freiheit eingeschränkt und immer mehr Schikanen durch die japanischen Machthaber ausgesetzt. Schließlich wurden alle Missionare, die das japanische Militär festnehmen konnte, in einem Lager auf der Insel Kairiru interniert. Mit großer Brutalität gingen die Japaner gegen die meist deutschen Missionare vor. So wurde am 15. März 1943 die Patres Wilhelm Reif und Otto May auf Kairiru von den Japanern enthauptet. Der Apostolische Vikar von Zentral-Neuguinea wurde mit all seinen 20 Patres, Brüdern und 18 Schwestern auf das japanische Kriegsschiff Akikaze gebracht und am 17. März 1943 erschossen und ins Meer geworfen. P. Dingels blieb dieses Schicksal erspart, weil er damals

9.4.2014: Paul Steffen, Rome 15

noch nicht von den Japanern interniert worden war. Aber auch an ihm sollte der Kelch des Leidens nicht unberührt vorübergehen. P. Dingels starb am 16. Juli 1943 als Gefangener des Internierungslagers auf der Insel Kairiru. Theo Aerts zählt P. Johann Dingels zu den 333 Märtyrern des 2. Weltkrieges in Papua Neuguinea. Am 5. Februar 1944 wurden alle Steyler Mis-

sionare des Nachbarvikariates Ost-Neuguinea auf das japanische Kriegsschiff Yorishime Maru verladen. Bei einem Luftangriff der Amerikaner am Sonntagmorgen des 6. Februar 1944 wurden die Missionare gezwungen, sich auf Deck aufzuhalten. In wenigen Sekunden wurden 27 Schwestern, 12 Brüder und 6 Patres tödlich verletzt, andere schwer verwundet.

Literatur:

Anton Freitag, Die Steyler Mission auf Neuguinea, ihre Katastrophe eine der größten Missionstragödien in der Missionsgeschichte (271-309), in: Anton Freitag SVD, Glaubenssaat in Blut und Tränen. Die Missionen der Gesellschaft des Göttlichen Wortes in Asien, Afrika, Ozeanien und Amerika am Vorabend des Zweiten Weltkrieges. Ihre Leiden und Schicksale in und nach dem Kriege, Steyler Missionsbuchhandlung: Kaldenkirchen, Rhld. 1948, 446 S.; Kasbauer, Sixta, Die aus großer Drangsal kommen - aus den Kriegsjahren der Steyler Neuguinea-Mission, Missionsdruckerei Steyl; Divine Word Missionaries (eds.), Sent by the Word. 100 years of service by Divine Word Missionaries (1896-1996) and Sisters Servants of the Holy Spirit (1899-1999) on Mainland New Guinea, Mount Hagen 1995,192 pp., ISBN 086935 093 5; - Paul Steffen,

Missionsbeginn in Neuguinea. Die Anfänge der Rheinischen, Neuendettelsauer und Steyler Missionsarbeit in Neuguinea, Steyler Verlag, Nettetal 1995; Theo Aerts, (ed), The martyrs of Papua New Guinea: 333 missionary lives lost during World War II, University of Papua New Guinea Press, Port Moresby, 1994; Paul B. Steffen, Steyler Missionare und Missionsschwestern (Gesellschaft des Göttlichen Wortes / Dienerinnen des Heiligen Geistes) in Papua Neuguinea (1941-1945), in: Helmut Moll (Hrsg.) im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Band II, 5., erweiterte u. aktualisierte Auflage, Paderborn 2010, 1 135-1 142; Paul B. Steffen, • Limbrock, Eberhard (1859-1931) in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL) 35, Nordhausen BBKL 33, Nordhausen 2012, 774-784; Ders., Lörks, Joseph (1876-1943), in: BBKL 35, Nordhausen 2014, 893-898.