Drei Bildstöcke in Hillesheim - Zeugen tiefer Volksfrömmigkeit

Hermann Meyer, Hillesheim

Ludwig Matthar, der Eifelschriftsteller und Heimatforscher nennt "die Eifel, das Land der Wegekreuze." Tatsächlich zählt die Eifel über 1000 solcher Kleinkunstdenkmäler, davon allein im Landkreis Vulkaneifel 375 Kreuze und Bildstöcke. Unter Bildstock versteht man einen Steinsockel, der einen Aufsatz trägt. Auf meist schlankem Schaft ragt das aus dem Stein gehauene Bild, meist ein Motiv aus dem Leben Christi oder eines Heiligen, weit in die Landschaft. Sie sind einzigartige Denkmäler von hoher künstlerischer und volkstümlicher Qualität, geschaffen von handwerklich geschickten Meistern. Bildstöcke sind in Stein gehauene Lob,- Bitt -und Dankgebete, sie sind Ausdruck tiefer Volksfrömmigkeit, fest verwurzelt im christlich katholischen Glauben. Sie geben einer Landschaft das charakteristische Gepräge.

Aus der Zeit von 1600 bis 1700, dem Jahrhundert des Dreißigjährigen Krieges, stammen die folgenden drei Bildstöcke in Hillesheim, die wohl zu den schönsten Wegedenkmälern des Landkreises Vulkaneifel zählen. Alle drei sind noch verhältnismäßig gut erhalten, wiewohl eine unzureichende Pflege - Ausdruck einer schwindende Beachtung - ihre Spuren hinterlassen haben.

Zwei stellen die Kreuzigungsgruppe dar und eines die selten zu findende Szene der Auferstehung.

Der Bildstock am Neutor

Dieser Bildstock stand früher am Neutor, wie eine alte Aufnahme zeigt. Er ist heute an der Giebelwand eines Hauses in der Neutorstraße angebracht. Dieser Standort ist nicht vorteilhaft, da parkende Autos die Sicht verdecken und Auspuffgase dem Stein schaden.

Am Neutor

Die wie schmale Altarflügel angebrachten Seitenfelder zeigen die Hausmarke der Stifterfamilie CA PF -Caspar Pfeifer und die Jahreszahl 1656 Der Sockel zeigt die Inschrift: "Dies ist zu Ehren Gottes gesetzt, derselbe erhalt unsere Seelen allzeit unverletzt."Unter dem Kreuz stehen Maria und Johannes, vor ihnen zwei Figuren, bei denen es sich um Ritter, Geistliche oder die Stifterfamilie handeln könnte. Der Ausarbeitung der Halbreliefgruppe ist in den Einzelheiten etwas grob, spricht aber von einer echten Frömmigkeit und Gläubigkeit. In der Gesamtkomposition ist sie vielleicht etwas steif, aber dennoch ansprechend.

Der Bildstock an Buch

Der Bildstock blickt in einem Garten "an Buch" ebenfalls in Richtung Kirche. Er ähnelt dem Bildstock am Neutor.

An Buch

Auf einem breiten Kreuzbalken ist der etwas klein wirkende Corpus, unter dem Kreuz seine Mutter mit Blick zur Erde und Johannes mit Blick nach oben, zu Füßen des corpus ist eine kleine kniende nicht mehr genau erkennbare Figur zu sehen. Unterhalb des Kreuzes ist ein Wappenschild mit einem Beil und den Buchstaben C.P. Angebracht. Gemeint ist Caspar Pfeifer, der Errichter des Kreuzes, der auch den 1656 errichteten Bildstock am Neutor gestiftet hat. Er wird in den Steuerlisten von 1625 auch als Lauer, d.h. als Gerber, aufgeführt . Die Inschrift lautet: "Caspar Pfeiffer und seine Mutter Sophia haben in Gottes und des Hl. Sakramentes Ehr dieses Kreuz errichtet. Anno 1624"

Der Bildstock am Wichberg

An der Straße nach Gerolstein steht in einem Garten ein Bildstock etwa der gleichen Größe. Er ruht auf einem mächtigen viereckigen Steinblock, der wiederum auf einem runden Stein - wahrscheinlich ein alter Mühlstein - steht. Sein Blick geht zur Kirche hin. Im viereckigen Schaftsockel ist ein Totenkopf eingemeißelt. Auf dem eckigen Schaft selbst sind drei jonische Kannelüren (Auskehlungen mit senkrechten, konkaven Furchen) gezogen. Als Kapitel dient das Halbrelief, das eingerahmt ist wiederum mit zwei Pfeilern. Das Relief zeigt die seltene Szene der Auferstehung Christi. Es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um eine Kopie der Auferstehungsszene, die auf dem Altar in der Kirche dargestellt ist, handelt. Sowohl der Rahmen als auch die Haltung und die Anzahl der Personen stimmen fast genau überein. Um das halbgeöffnete Grab stehen die teils verschlafenen Wächter. Darüber in einer Wolke schwebend ist der Auferstandene mit gekreuzten Beinen, die rechte Hand zum Himmel erhebend, in der linken das Kreuz mit der Siegesfahne, dargestellt. Während die Darstellung auf dem Altar in der Kirche aus dem Jahre 1602 datiert, steht hier zwischen Schaft und Relief die Jahreszahl 1613. Unter dem Relief sind zwei Wappenschilder mit den Buchstaben P.S., das bürgerliche Wappen des Peter Schenten, daneben die Buchstaben E.R., das Wappen seiner Frau Elisabeth Rippel, angebracht. Die Rückseite trägt die Inschrift: "in honorem die omnipotentis Petrus Schenten et eius uxor Elisabeth Rippel quae 23. Mai 1612 in Christo obiit posuerunt 1613. Catharine Wey."

360-Am Wichberg