Josef Poss (23.03.1896 + 14.04.1960)

Ein Tüftler aus Schutz

Günter Bill, Deudesfeld

Ich kann mich noch sehr gut an die Begegnungen mit Josef Poss in meiner Kindheit erinnern. Auch spätere Begegnungen, als ich bereits selbst Motorrad fuhr, sind mir noch lebhaft in Erinnerung. Josef Voss lernte ich bereits vor dem 2. Weltkrieg kennen. Er war als Angestellter des RWE tätig und kam meistens mehrmals wöchentlich zu uns ins Haus in Deudesfeld, um eingegangene Nachrichten seines Arbeitgebers zu erfragen oder auch eigene Nachrichten weiterzugeben. Wir besaßen zu dieser Zeit bereits ein Telefon, damals unter Manderscheid Nr. 26. Bei uns war eine Art Anlaufstelle des RWE, zumal in Deudesfeld auch eine Umspannstation war, und hier Josef Poss auch Zu- und Abschaltungen von Hand tätigte. Auch wurden für Josef Poss Störmeldungen oder andere wichtige Nachrichten bei uns hinterlegt. Aber das war für mich reine Nebensache oder auch nicht wichtig. Für mich war eines viel wichtiger: sein Motorrad und wie er es bediente. Sehr gut erinnere ich mich noch an die Winterzeit, wenn es besonders kalt war. Bei enormen Minusgraden schraubte er die Zündkerze(n) raus und legte sie bei uns ins Herdfeuer, um sie dann später mit einer Zange herauszuholen und dann entweder mit Handschuhen oder einem Lappen wieder in den (die) Zylinder zu drehen. Dann trat er ein paar Mal auf den Kickstarter und das Motorrad lief. Batteriezündung gab es an den Motorrädern aus den 1900er Jahren noch keine, nur Magnetzündung.

Hier auf unserem Foto sehen wir Josef Poss in jungen Jahren, vermutlich mit einer 500er Wanderer Typ 616, 2 Zylinder, Baujahr 1920. Das Kennzeichen: IZ -26723, wobei IZ für Rheinprovinz steht. Der Fahrer, in guter Motorradkleidung, deftige Nagelschuhe (Pinnen). Gamaschen, Breecheshose, Lederjacke, Schal, Ledermütze und natürlich die obligatorische Motorradbrille und der Rucksack mit Werkzeug. Unser 1. Motorrad (1946-1952) wurde durch Josef Poss in gewisser Hinsicht begleitet. Es war eine 200er DKW, deren Zündung oder Elektrik sehr störungsanfällig war. Josef Poss leistete oft Pannenhilfe. Er hatte zu dieser Zeit bereits ein selbstgebasteltes BatterieLadegerät, womit er nicht nur MotorradBatterien, sondern auch schon die schweren Panzerbatterien bis 24 V laden konnte. Eigene Messgeräte für Strom, aber auch für den Ladestand von Batterien waren für ihn schon selbstverständlich. Diese waren sehr ordentlich und übersichtlich an einer Wandtafel in seiner kleinen Werkstatt montiert. Jedes Teil hatte seinen Platz in seiner Werkstatt, die von Sauberkeit blitzte. Nicht unerwähnt sollte auch ein von ihm eigens gebautes Haustelefon bleiben, welches eine Verbindung Wohnhaus - Werkstatt herstellte, über die er z.B. mit seiner Frau telefonieren konnte. Er betätigte sich bereits in den 1930er Jahren als Fotograf mit dem damals üblichen Fotokasten und mit FilmPlatten. Hierfür hatte er sich auch eine Dunkelkammer eingerichtet, um diese Film-Platten dann in Bilder zu verwandeln. Ich glaube, dass er damals bereits Postkarten von seinem Heimatort Schutz hergestellt hat. Hier wäre sicher noch Vieles über Josef Poss zu berichten. Dabei bin ich auf die Unterstützung heute älterer Leute aus Schutz angewiesen. Es wäre schön, wenn sich jemand bei mir melden würde, denn Josef Poss war eigentlich weit mehr als nur ein Tüftler, er war ein Genie (!), das meint zumindest Günter Bill.