Lissingen

Nach vielen trüben Sommertagen,
die manchmal wirklich trostlos waren,
kamst, liebe Sonne, Du mit Macht,
hast unsre Erde warm gemacht.

Wie schön ist's, wenn mit einem Mal
das Sonnenlicht mit warmem Strahl
durch die dunklen Wolken bricht,
das Land erfüllt mit hellem Licht.

Von Sonn' erfüllt auch durch und durch
ist unsere alte, graue Burg,
die Strahlen muntre Spielchen treiben
in den blanken Butzenscheiben.

Turm und Türmchen hoch sich strecken,
als wollten sie das Dörflein wecken,
grüßen den, der kommt nach Haus
und winken dem, der muss hinaus.

Burg und Dörflein eng verbunden
in guten und in schweren Stunden,
im Hintergrund der Burgwald hält
Wacht über Burg und Dorf und Feld.

Noch trägt er stolz sein grünes Kleid,
doch nur noch eine kurze Zeit
er gänzlich dann sein Kleid verliert,
ein Krähenschwarm darüber zieht.

Doch dann belebt sich Burg und Wald
wenn's Jagdhorn schallt, die Büchse knallt
Jäger, Treiber und auch Meute
kehren heim mit reicher Beute.

Die große Ernte ist zu Ende,
sie brauchte viele fleißige Hände,
gefüllt sind wieder Scheun' und Keller,
für jeden ist gefüllt der Teller.

Für all den Segen und die Gaben
muss man doch herzlich „Danke" sagen
und fröhlich sein und Freude geben,
Danken für Sonne, Wind und Regen.

Der Wind wird fleißig nun regieren,
mit starker Hand sein Zepter führen,
rauh über Stoppelfelder brausen,
vom wilden Wein die Blätter zausen.

Noch blühen Dahlien, Astern, Nelken,
doch auch für sie beginnt das Welken,
der Sonnenblumen stolze Pracht
beugt auch die erste kalte Nacht.

Still wird es nun in der Natur,
langsam schläft Baum, Strauch und Flur,
doch weiß man auch, und das ist schön,
es gibt bestimmt ein Auferstehen.

Drum, dass die neue Ernte werde,
legt man das Korn nun in die Erde,
und in der Erde regt sich's sacht,
denn: „es wächst viel Brot
in der Winternacht".

Eva Koch, Lissingen (+ 2 0 0 8 )