Kommunikation auf Hebammen-Art

Uli Diederichs, Daun

Meine ledige Tante Maria lebte zusammen mit meinem Vater, meiner Mutter, meinem älteren Bruder und mir in meinem Elternhaus in Daun. Nach langer, schwerer Krankheit verstarb sie am Heiligen Abend 1968, gerade mal 60 Jahre alt. Die Freude auf das Weihnachtsfest war dadurch natürlich bei uns sehr getrübt. Die Beerdigung fand „zwischen den Jahren" statt, am Vormittag des 29. Dezember, einem eiskalten, klaren Samstag. Zuhause zeigte die Quecksilbersäule unseres Thermometers gegen 09.00 Uhr noch -12° Celsius an. Rein zufällig war ich in dieser Woche auf dem Messdienerplan bei .Beerdigungen' eingetragen. Also ,diente' ich, zusammen mit 3 Klassenkameraden. Nach dem sehr würdevollen Trauergottesdienst, den Dechant Feld in der St. Nikolaus Kirche zelebrierte (leider dauerte dieser in Anbetracht der niedrigen Temperaturen, die im Inneren des Gotteshauses herrschten, viel zu lange), marschierte die gesamte Trauergemeinde in Richtung Friedhof am Wehrbüsch. Insbesondere den älteren Menschen fiel das nicht einfach, war der Weg dorthin doch mit Schnee und Eis bedeckt. Und drei von uns Messdienern froren die Finger fest an den metallenen Devotionalien, die wir vor dem Trauerzug her getragen haben: Kreuz, Weihwasserkübel und

Weihrauchschale. Denn wir durften damals bei Beerdigungen keine Handschuhe tragen. Wie gut hatte es der Messdiener, der das warme Weihrauchfass tragen durfte!! Der große Trauerzug kam nur langsam von der Stelle. Als seine Spitze mit dem Dechant und den Ministranten sowie den nahen Angehörigen bereits die Wirichstraße zwischen den damaligen Gebäuden von Hotel Hommes, Bäckerei Steinebach und Gemüse-Willems überquert hatte, bewegte sich sein Ende erst vom Kirchvorplatz weg entlang der Drogerie Hoffmann und dem Handarbeitsgeschäft Pick. Just in diesem Moment kam ein Auto laut hupend die Wirichstraße hinuntergefahren auf den Trauerzug zu. Die Trauernden ließen sich jedoch dadurch nicht von ihrem gemächlichen Tempo abbringen.

Das Auto stoppte. Bei laufendem Motor stieg die Fahrerin aus und rief unüberhörbar für alle:

„Op Seijt! Op Seijt!Esch mos roaf un et Krankenhauos demm Klapperstoarch beij stoan. Da hot emes dobeij fir da Plaatz, dän dat Marija freij jemaach hott".

Die Fahrerin war eine allseits beliebte und hoch geschätzte Dauner Hebamme.