Deutsch-französische Freundschaft: Ein Beitrag der Mineralienfreunde

Hugo Reihn, Mannebach, heute Kelberg

Von meinem Sammlerfreund Theo aus Mühlhausen aus dem Elsass wurde mir im Jahr 1981 eine Mineraliensammlergruppe aus St. Nazaire an der französischen Atlantikküste zusammen mit einer Gruppe aus Pau in den Pyrenäen angekündigt. Theo hatte sie mit Mustern meiner Mineralien versorgt und sie wollten nun selbst sehen, was die Vulkaneifel zu bieten hatte. 28 Sammler wollten die Reise wagen. Da gab es viel zu organisieren. Dann kam endlich der Tag der Anreise. Die Begrüßung konnte nicht herzlicher sein und in geselliger Runde wurde schnell Freundschaft geschlossen. Alle waren guter Hoffnung auf großartige Funde und das Fragen nahm kein Ende. Da Theo als Dolmetscher nicht immer zur Verfügung stand, wurde mit Händen und Füßen geredet und am Ende machte diese Form der Unterhaltung richtig Freude. Der darauffolgende Tag war ein Sonntag, an dem wir dem „Nickenicher Sattel" (ca. 1 km nördlich von Nickenich) einen Besuch abstatteten. Das waren für uns Sammler noch goldene Zeiten. Wir durften mit dem Bus bis mitten in diesen riesigen Lavabruch hineinfahren. Heute ist schon das Betreten verboten. Mein voller Einsatz war jetzt gefragt. Wer diesen Lavabruch als Sammler zum ersten mal betritt, findet als Neuling zunächst nur nutzloses Gestein. Es gibt ausschließlich kleine Fundstellen, die nur die einheimischen Sammler kennen. Ich legte eine Fundstelle mit wunderbaren Sodalith -Einschlüssen frei, an einer anderen Stelle Olivin-rot, Rhönit und Cancrinit. Auch konnte ich ihnen zeigen, wie in kleinen Toneinschlüssen sich Topas und Mullit verborgen hielten. Sprachbarrieren gab es jetzt keine mehr. Es war wunderbar wie unsere Freunde mit ihren Hämmern einen musikalischen Gleichklang hervorzauberten. Der zweite Tag führte uns nach Üdersdorf. Auf dem Programm stand der Lavabruch „Em-melberg" zur linken Seite der Straße und die Löhley an der Bergkuppe zur rechten. Diese Brüche durfte man auch an einem Werktag - ein Erlaubnisschein der Firma Slabik vorausgesetzt - betreten. Während der Emmelberg unsere Freunde mit herrlichen Mullit und Topas sowie Korund, Osumilith und Roedderit beschenkte, waren es auf der Löhley besonders große rotbrauen Mellilith mit Nephelin, Leucit, Apatit, Augit und vielem mehr. Unsere Freunde konnten mehr als zufrieden ihre Rückfahrt ins Quartier antreten. Der dritte Tag führte uns zu der alten Halde der Grube „Silbersand"(bei Schloss Bürresheim). Hier gelang einem 14 Jahre alten Mädchen aus Pau ein Superfund von einer Bleiglanzstufe. So große und schön geformte Würfel hatte ich dort vorher noch nie gesehen. Am Nachmittag brachte uns der Bus zu der längst aufgelassenen Basaltgrube „Hannebacher Ley" bei Kempenich, die wir nach einem 2 km langen Marsch erreichten. Heute ist dieser Basaltbruch Naturschutzgebiet. Das neue Mineral „Hannebachit", das den Namen der Grube trägt, konnten wir dort finden. Nach einem Tagesausflug zur Edelsteinstadt Idar-Oberstein brachte der Bus uns am Freitag zu der bekannten Fundstelle Dreiser Weiher. Dort war mir ein „Jahrhundertfund" im Januar 1973 gelungen, als ich aus der fest gefrorenen Lava eine 30 KG schwere Olivinbombe bergen konnte. Als wir mit unseren französischen Freunde 8 Jahre später dort waren, war bereits so häufig nach Olivin-Bomben gesucht worden, dass die einstige Lavawand verschwunden und einem steil nach unten fließendem Lavasand gewichen war. Trotzdem hatten unsere Freunde das Glück, noch kleine Stücke bergen zu können. Am letzten Tag stand noch eine Fahrt ins Brohltal zum „Schellkopf Brenk" (bei Niederzissen) an. Hier ist ein Betreten an Wochenenden nach vorheriger Anmeldung möglich. Wir wurden sogar mit einem Begrüßungstrunk willkommen geheißen. Hier durften wir nach Herzenslust klopfen. Wer nichts fand, konnte sich an den bereitgestellten Behältern mit Gonnardit und Analcim bedienen. Ich ergänzte aus meiner Sammlung den begehrten Brenkit. Hinzu kam auch eine große Auswahl an Funden vom Bellerberg. Auch ein Exemplar des „Eifelit" war dabei, das im Jahr 1980 am Bellerberg bei Ettringen entdeckt worden war. Bei der Abschiedsfeier in Mannebach griff auch ich zur Gitarre, um als Schmusesänger die alten Lieder zu singen, konnte nochmals als „blonder Sänger vom Rhein", als der ich in den fünfziger Jahren auf Bühnen im Ruhrgebiet gestanden hatte, Auferstehung feiern. Wenn es auch ein wehmütiger Abschied von unseren Freunden aus Frankreich war, so konnte ich ihn doch mit meinen lustigen Liedern etwas versüßen. Am Morgen kam dann der Abschied. Der Bus hatte nicht nur 28 glückliche Sammler an Bord, sondern war auch mit den vielen Mineralien schwer beladen, sodass er fast in „die Knie ging".

http://www.mineralienatlas.de/

http://www.steine-und-minerale.de/

Hier finden sich ausführliche Beschreibungen aller im Text genannter Mineralien.

Mineralien können in Augenschein genommen werden z.B. im Eifel-Vulkanmuseum, Leopoldstraße 9, 54550 Daun, Tel. 06592/985353, und im Naturkundemuseum Gerolstein, Hauptstraße 72, 54568 Gerolstein Tel.: 06591/94 96 92.