Am Weinfelder Maar

Silbern treibt der Wind die Wellen
hin zum Rand am Kratersee,
raubt dem knorrigen Holunder
für den Pfad den Blütenschnee.
Wo sein Feueratem glühte,
er einst Asche trieb und sprühte,
spielt er friedlich auf der Geige
sanfte Lieder ins Gezweige.

Hoch am Maar steht die Kapelle,
feste Mauern, sturmerprobt;
über ihre alte Schwelle
trugen viele Leid und Not.
Wind weht leise um die Mauer,
grün bemoost steht mancher Stein,
wo in Erde, voller Trauer,
schloss man, die hier lebten, ein.

Wenn in sternenklaren Stunden
nachts der Schäfer mit den Hunden
und der Herd' das Maar umgeht,
lauscht er nach den fernen Stimmen,
die der Wind vom Dorfe drinnen -
einst versunken -
zu ihm weht.

Wilma Herzog, Gerolstein