Die Invasion der Martinswecken

Meine Frau sprach eines Tages zu mir:
„Du weißt, St. Martin steht vor der Tür,
bring drei Weckmänner mit, wie jedes Jahr,
und gib dir Mühe!" „Na sicher, klar."

So ging ich ins erste Geschäft hinein:
„Drei Martinswecken, die müssten es sein."
Doch die sahen so bleich und mickrig aus,
mit denen trau ich mich nicht nach Haus.

Nun kam die Backstube Nummer zwei:
„Von den Martinswecken hätt ich gern drei,
doch halt, davon brauche ich doch vier,
mein Zimmerkollege kriegt einen von mir."

Der lachte und sagte: „Das ist doch verrückt,
die Überraschung ist dir wirklich geglückt.
Doch schau, ich hab auch an dich gedacht,
und dir einen Weckmann mitgebracht."

Da hatte ich nun sieben, süß und rund,
mit Rosinenaugen und Tonpfeife im Mund.
Ich dachte, dass sich damit gut leben lässt,
denn nur einmal jährlich ist Martinsfest.

Meine Frau fuhr indessen, eins-zwei-drei,
ganz zufällig am Bäcker des Hauses vorbei.
Der bietet die besten Weckmänner an.
Vorsichtshalber noch drei. Gesagt, getan.

So lagen abends vor uns auf dem Tisch
zehn Martinswecken duftend und frisch.
Auf einmal schellte es an der Tür,
und Nachbarin Liesel stand vor mir:

„Hab beim Martinszug an deine Mama gedacht
und nen Seniorenweckmann mitgebracht."
Wir freuten uns und waren gerührt,
dass einem noch so was Liebes passiert.

Nun zählte ich mal und dachte: „Gott helf!"
Es waren nun der Weckmänner elf.
Das war die Invasion der Martinswecken,
wir ließen uns sie dankbar alle gut schmecken.

Thekla Heinzen, Feusdorf