Jetrascht, Jeschwätzt, Jeklatscht und Jequatscht

Hiltrud Theisen, Hörschhausen

Dieser Text wurde zusammengetragen von den Senioren des Seniorenhauses Regina Protmann, die sich einmal wöchentlich in der Abendrunde treffen.

Man sagt uns Frauen nach, dass wir viel reden; aber früher war das eine „Notwendigkeit". Die Frauen hatten ihre Arbeit, versorgten die Kinder und kamen meist in der Woche nicht aus dem Dorf heraus, deshalb war der Kontakt zu den anderen Bewohnern sehr wichtig. Man traf sich auf der Straße, im Geschäft, am Bäckerauto oder in der Mitte vom Dorf. Dort stand meist eine Bank und ein Baum. Von meinem Onkel kenne ich noch, dass er zu seiner Frau sagte „Ech jon on de Maklesboom", dort trafen sich alle Rentner und Losledije. lm Sommer hatten die Frauen nicht so viel Zeit zum Reden, sie waren meist im Garten oder im Feld anzutreffen. Aber im Winter war es ruhiger und man ging mit der „Strick" zur Nachbarin, trank dort einen Kaffee und unterhielt sich über alles Mögliche. Meist saß man in der Wohnstube, weil die immer geheizt wurde. Die Männer trafen sich sonntags beim Frühschoppen. Sie redeten über Politik, Arbeit und das Dorfgeschehen; dabei konnte aus dem Frühschoppen ein Spätschoppen werden. Wie man sieht, wusste jeder über jeden Bescheid und was man nicht wusste, erfuhr man von der Postfrau und von der Hebamme, die durch viele Dörfer kam. Ungefähr ab 1958 kamen die Telefone in alle Häuser, vorher hatten nur der Schaffe, der Doktor und die Hebamme ein Telefon. Ein Telefon musste beantragt werden und es dauerte einige Wochen, bis man es bekam, denn es musste ein Masten aufgestellt und Leitungen verlegt werden. Hatte man dann endlich ein Telefon, bekam man viel Besuch von Dorfbewohnern, die alle telefonieren wollten.

Erzählt man das der Jugend, so ist das für sie unvorstellbar. So lange auf ein Handy warten? Unmöglich.

Heute hat jeder ein Handy und meint, er müsse überall und immer erreichbar sein. Die Weiterentwicklung der Handys geht so schnell voran, dass man sich fragt: Was ist noch alles möglich?

In Zeiten von Internet denken viele nicht mehr daran, dass man auch noch mit der Hand schreiben kann. Früher schrieb man Liebesbriefe und kleine Zettelchen, die man während des Unterrichtes heimlich weiterleitete. Geht man heute auf Partnersuche, schaut man im Internet nach oder setzt selber eine Anzeige hinein und wartet und wartet, bis jemand sein Interesse zeigt. Dann schreibt man sich hin und her und wenn man sich treffen will, bricht der andere manchmal den Kontakt ab oder sieht beim Treffen plötzlich ganz anders aus als beschrieben. Ach was war das früher auf der Kirmes schön, man hatte Spaß, tanzte und fand seine Freundin oder seinen Freund, mit dem man sich noch persönlich unterhielt. Musste man an eine Behörde schreiben und war in der Rechtschreibung nicht so gut, so gab es im Dorf oder im Nachbardorf immer jemanden, der helfen konnte.

Eine Kommunikationsart, die sich bis heute erhalten hat, ist das Läuten der Kirchenglocken. Sie läuten um 8, 12 und 18 Uhr. Die Leute auf dem Feld wussten so immer, wann Mittag ist, und bei den Kindern hieß es „ Wenn es läutet, kommt ihr nach Hause. Dann gab es da noch die „ Dudeglock", die geläutet wurde, wenn jemand aus dem Ort gestorben ist. Die Glocke wurde damals noch mit der Hand geläutet, heute geht's elektronisch. Eifler Dialekt ist die Sprache, die man früher und auch heute noch spricht und sie wird den Jugendlichen wieder näher gebracht. Schon einige Kilometer weiter vom Heimatort benutzt man ein anderes Platt. So kann man zu Hosentasche: Rejpa oder Botzetäsch sagen. Zu Kartoffeln : Grumbiere, Erdäpel oder Schrumpere. Zu Birnenkuchen: Bunnes. Zu Kartoffelpuffer: Schrumperekoche. Zu Torte: Tart Zu Ameisen: Sechormöse. Zu Junggeselle: Losledije usw. Heute werden auch viele englische Wörter benutzt und man muss den Urenkeln dann sagen, dass sie es für Oma und Opa einfacher ausdrücken sollen, was ihnen manchmal schwer fällt. Bei meiner Arbeit mit älteren Menschen ist es von großem Vorteil, wenn man Platt sprechen kann. Sie fühlen sich geborgen und sicher, wenn sie es hören. Eifler Dialekt bedeutet für sie und uns alle Heimat.