„Ich lasse einfach entstehen"

Der Künstler Karl-Heinz Schmitz, eine Dauner Institution

Siegfried Czernohorsky, Daun

Wenn man ihm auf dem Radweg zwischen Daun und Strohn bei Wind und Wetter begegnet, so sieht man ihn oft nur von hinten, den dynamischen Radfahrer, dem man sein Alter von 83 Jahren nicht anmerkt. Dies ist eines der beeindruckenden Geheimnisse, das ihn als Mensch und Künstler umgibt. Nur wenige kennen ihn noch aus seiner Tätigkeit als Direktor des Amtsgerichts Daun zwischen 1972 und 1999. Nach Daun hatte es ihn - geboren in Winningen - nach einigen Ortswechseln berufsbedingt verschlagen. Hier hat er seine Heimat und sein Lebenszentrum gefunden.

Wege zur Kunst

Zur Kunst kam er schon früh im Jahr 1945 als er als Schüler in Neuwied eine Auftragsarbeit, sein Erstlingswerk, das Bild des Jüngers Judas Thaddäus schuf. „Heinzchen", sagte damals eine Bekannte seiner Eltern, „du kannst

Karl-Heinz Schmitz im Atelier, September 2014 © Fotostudios Nieder

doch so schön malen", und gab den „Judas Thaddäus" in Auftrag. In dieser Zeit waren Ölmalfarben mehr als rar. Seine Auftraggeberin besorgte sich die Farben im Tausch gegen einige Flaschen Wein. Das Bild hing lange in ihrem Wohnzimmer. Nach ihrem Tod vor 30 Jahren kam ihr Ehemann zu Karl-Heinz Schmitz und brachte das Bild zurück, da es seine Frau so gewollt habe. Zunächst sah alles nach einer gradlinigen Künsterkarriere aus. Doch Karl-Heinz Schmitz brach sein Kunststudium ab und entschied sich für Jura. Aber die Kunst ließ ihn auch während seiner Dienstzeit nicht los, was ihm den Ruf als malender Amtsrichter einbrachte. Der Autodidakt entwickelte seine Fähigkeiten weiter in unermüdlichem Schaffensdrang und Fortbildungen - wie z.B. bei Bernhard Gross und der „Academy of Fine Arts London". Zahlreiche Ausstellungen auch außerhalb der Vulkaneifel belegen seine beeindruckende künstlerische Entwicklung und Neugier. Der Eifelregion blieb er als langjähriger Vorsitzender des Kulturkreises Daun und auch mit Einzelausstellungen wie im Herbst 2014 in der Volksbank RheinAhrEifel1 in Daun treu. Einige hundert Gemälde sind so entstanden, viele bereiten ihren Besitzern täglich aufs Neue viel Freude. Ein Ende seiner Schaffenskraft ist nicht in Sicht.

Christliche Motive in seiner Kunst

Ein Thema hat den gläubigen Christen immer wieder beschäftigt. Christliche Motive wie etwa seine gotisch anmutende „Lesende Madonna" aus dem Jahr 1958, die „Flucht nach Ägypten" (1988) oder die „Pieta" (2004) gehören ebenso zu seinem Werk wie viele andere Motive und Themen. Er hatte immer schon ein großes Interesse und auch eine innere Bindung an Religion und dem Leben im christlichen Glauben. Motive und Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament und aus der christlichen Tradition haben für ihn eine besondere Emotionalität, die ihn fasziniert und inspiriert. Ein malender Missionar ist er allerdings nicht und will es auch nicht sein.

Wie seine Gemälde entstehen

Seine Gemälde plant Karl-Heinz Schmitz selten. Er lässt einfach entstehen. „Ich habe die besten Ideen, wenn ich einfach auf die schon mit vielen Farben versehene Palette schaue. Wenn ich zu malen beginne, weiß ich daher nicht, wie die Sache ausgeht. Ich habe mich nie auf eine bestimmte Maltechnik, ein bestimmtes Thema oder bestimmte Motive festgelegt. Ausgangspunkt meiner Arbeiten ist immer ein „Chaos" auf der Leinwand, das ich - sei es durch Pinselstriche, das Aufbringen von Zeitungspapier oder Sand, breitflächigen Farbauftrag oder das Verspritzen von Farbe auf der Leinwand - anrichte. Dieses Zufallsbild inspiriert mich zu Ideen für die weitere Gestaltung." Die meisten Bilder, die er heute malt, sind in der Anlage eher abstrakt oder „informell", ohne einen unmittelbaren Bezug zu einem Gegenstand oder zur Umwelt. In dem Versuch, auf das „Wesentliche" zu reduzieren, enthalten seine Bilder Gegenständliches nur in Andeutungen und lassen eine "Geschichte" im Bild erahnen. „Karl-Heinz Schmitz gelingt die Verknüpfung von abstrakter und gegenständlicher Malerei, wobei in vielen seiner jüngeren Bilder die Abstraktion überwiegt. Wesentliches von Unwe- sentlichem zu unterscheiden - diesen Prozess beherrscht er intuitiv. In seiner gelben Serie erinnert er mich an manches Bild von William Turner, sowohl in der leichten Farbigkeit, als auch im Pinselduktus. Durch den Auftrag unterschiedlicher Materialien und Schichten entstanden subtil differenzierte, faszinierende, lichte Malereien," so die Künstlerin und Kunsterzieherin Nele Bednarczyk, Daun. Man darf gespannt sein, womit Karl-Heinz Schmitz sein Publikum in der Vulkaneifel weiter überraschen wird.

Dauner Impressionen 2010

Anmerkungen
1 Karl-Heinz Schmitz, Neue Bilder, 2012-2014; http://www.kultur-kreis-daun.de