20. Januar - Sebastianus Tag der Schützen

Werner Schönhofen, Leutesdorf

Der Hl. Sebastian ist der Schutzpatron der Schützenbruderschaften und - was weniger bekannt sein dürfte - auch der Schutzpatron der Soldaten, Jäger, Büchsenmacher, Zinngießer, Steinmetze und - neben Florian - auch der Feuerwehrleute. Sein Name bedeutet: Der Ehrwürdige, der Erhabene. Sein Festtag wird von den Schützen auch heute noch feierlich begangen. In vielen Orten ( z.B. in Leutesdorf am Rhein) gehen die Schützen in ihren Uniformen zum Gottesdienst in die Pfarrkirche. Danach finden ein Frühschoppen und am Nachmittag die Generalversammlung statt. In der Pfarrkirche ist seine pfeildurchbohrte Statue auf einem Seitenaltar aufgestellt. Auch im Landkreis Vulkaneifel wird der Heilige Sebastian verehrt (z. B. Bruderschaften in Kelberg, Nerdlen, Zermüllen, Lissingen, Wallenborn).

Sein Leben

Wer war nun der Heilige Sebastian, der diese hohe Verehrung auch heute noch genießt? Er wurde in Narbonne in Gallien geboren und wuchs in Mailand, dem Heimatort seiner Mutter auf. Er war Oberst in der Leibgarde des Kaisers Diocletian, (284 - 305 n. Chr.) der durch seine grausamen Christenverfolgungen bekannt wurde. Als er seinen Glauben offen bekannte, wurde er an einen Baum gebunden und von den Pfeilen einer afrikanischen Bogenschützentruppe durchbohrt - so wird er immer wieder dargestellt. Als er davon jedoch wieder durch die Pflege der Witwe Irene gesund wurde und seinen Glauben erneut vor dem Kaiser bezeugte, wurde er durch Stockhiebe am scheußlichsten Ort Roms, der großen Kloake, getötet. Er starb im Jahre 288. An dieser Stelle errichtete Papst Damasus I. (366384) eine große Basilika. Der Leichnam wurde an der Via Appia, wo sich die Sebastianuska-takombe befindet, bestattet. Papst Sixtus II. (430-440) erbaute ein Kloster und förderte die

Sebastianusverehrung. Der Gedenktag des Hl. Sebastian ist der 20. Januar. Im Bistum Trier sind ihm zahlreiche Kirchen und Kapellen (wie z.B. in Wallenborn, ehemalige Burgkapelle Burg Kerpen, Dorfkapelle von Mannebach) geweiht.

Verehrung

Sebastianus wird zu den vierzehn Nothelfern gezählt. Er war der große Helfer bei der Pestepidemie 680 in Rom. So wird er seither als Patron gegen Pest und Cholera angerufen, weil er mit Pfeilen durchschossen wurde und die Pest und Cholera in ihrem plötzlichen unvorhergesehenen Auftreten mit einem durch die Luft schwirrenden Pfeil verglichen wird. Im Psalm 90, Vers 6 heißt es: "Vor dem Pfeile, welcher flieget am Tage, vor dem Verhängnisse, das schleichet in der Finsternis, erlöse mich, o Herr." Der Heilige Sebastian wird an vielen Orten im Rheinland verehrt. In den Jahren 1627 und 1633 wütete die Pest an der Untermosel. In Karden wurde im Jahre 1629 eine Pestbruderschaft St. Sebastianus und Rochus gegründet. Als im Jahre 1666 die Pest im Rheinland wütete, kam die Verehrung des hl. Sebastianus und des hl. Rochus auf. Seit 1699 wallfahrtet die Pfarrei Eich (in Rheinhessen) aus Anlass einer Pestepidemie nach St. Sebastian am Rhein; der Ort trägt also den Namen des Heiligen. An der Mittelmosel ließen sich am Sebasti-anustag die an Ostern aus der Schule kommenden Burschen beim Brudermeister der Sebastianusschützen als Schützenjungen einschreiben. Die auswärtigen Bruderschaftsmitglieder kamen am Sebastianustag möglichst in ihr Heimatdorf zur Feier ihres Patrons. An der luxemburgischen Grenze gingen die Kinder von Haus zu Haus und sammelten Gaben für eine große Kerze, die das stärker werdende Sonnenlicht symbolisieren sollte und die in der Kirche aufgestellt wurde. Schließlich ist der Sebastianustag auch einer der sogenannten Lostage (feststehende Tage im Kalender, die nach altem Volksglauben Vorhersagen über die Wetterverhältnisse der folgenden Wochen und Monate ermöglichen) bei unseren Vorfahren gewesen, denn "Fabian und Sebastian (20. Jan.) lassen schon den Saft in die Bäume gan", so heißt es in einem Wetterspruch. Der Tag galt also unseren bäu- erlichen Vorfahren als ein Tag auf dem Wege zum Frühling. Im Eifelstädtchen Hillesheim gab es vor mehr als 200 Jahren die Zunft der Schneider, (Walk-)Müller und Leineweber. Am 14. Sept. 1751 erließ Kurfürst Franz Georg von Schönborn in seiner Residenz für diese eine Zunftordnung. Diese Zunft hatte sich den Hl. Sebastian zum Patron gewählt. An seinem Festtag wurde daher eine feierliche Messe mit "darzu gehörigen geleuchts" gehalten, zu der alle Zunftmitglieder erscheinen mussten. Wer das versäumte, musste - wie auch beim Nichterscheinen zum Begräbnis eines Zunftgenossen - 1/2 Pfund Wachs stiften. Wachs war wegen der zahlreichen Kerzen bei solchen Gelegenheiten wichtig und mangels Ersatzstoffes nicht ganz billig. Jährlich am Sebastianstag wurden zwei Zunftmeister gewählt, die weitgehende wirtschaftspolizeiliche Vollmachten besaßen. Bei dieser Gelegenheit wurde die Rechnungsprüfung im Beisein des kurtrierischen Amtsverwalters vorgenommen, der dafür 1 Gulden erhielt. Aus dem Eifeldorf Mirbach, das durch seine neoromanische Erlöserkirche bekannt ist und die eine Sebastianuskapelle als Vorläufer hatte, ist ein Sebastianuslied bekannt:

1. Sebastian in lichten Höhen
Uns gegeben zum Patron.
Höre gnädig unser Flehen,
Bitt' für uns an Gottes Thron,
Dass dein Mirbach christlich lebe,
Stets ein gutes Beispiel gebe,
Das die Welt zu Christus weist,
Gib uns deinen tapferen Geist.

2. Als in den Regierungsjahren
Kaiser Diokletian
War die Kirche in Gefahren,
Da er auf Vernichtung sann,
Warst den Brüdern Halt und Stütze.
So auch Mirbachs Glauben schütze,
Dass es treu zur Kirche steht,
Niemals falsche Wege geht.

3. Zum Martyrium auserkoren,
Du als Christ dich hast bekannt,
Ließ der Kaiser dich durchbohren
Mit den Pfeilen wutentbrannt.
Sollst den Tod noch nicht erleiden,
Durfst für Christus weiterstreiten.
Fleh', dass Mirbach stets mit Mut
Kämpft für's hohe Glaubensgut.

4. Sankt Sebastian geheilet
Von den Wunden hundertzahl,
Schnell zum Kaiser hingeeilet,
Sprach zu ihm ein zweitesmal:
Bin ein Christ, nicht kannst mir's wehren,
Zeit für dich, sich zu bekehren.
Gib, dass Mirbach überzeugt,
Nie vor Baal die Knie beugt.

5. Nun von Keulen totgeschlagen,
Starb als Held Sebastian.
Doch dem Christentum erlagen
Rom und Diokletian.
Diesen Sieg hast mir errungen,
Der du scheinbar warst bezwungen.
Drum der Himmel ist dein Lohn
Mirbach schütz' vor Gottes Thron.

6. Sieger in des Himmels Höhen,
Uns als Vorbild aufgestellt.
Hilf, dass wir zu Christus stehen,
Immerdar in dieser Welt.
Dass auch wir nach Erdenleben
Erben all' die Himmelsfreuden,
Die der Herr in Herrlichkeit
Seinen Treuen einst verleiht.

7. Heute jubelt dir zu Ehren
Mirbach, Sankt Sebastian.
Alle Herzen dich verehren,
Freudig grüßt dich jedermann.
Jeder bringt zu Heil und Segen
Sein Bekenntnis dir entgegen,
Felsenfest wie Marmorstein:
Mirbach will katholisch sein!

Pfarrer Karl Pia, Wiesbaum

(Quelle: Heimatjahrbuch für den Kreis Daun 2003, S. 131).

St. Sebastian in Rom