Vom Ural neue Heimat in der Eifel gefunden

Tamara Retterath, Lirstal

Familie Pak, bestehend aus Mutter Elena (35), Vater Vitali (40), Tochter Tatjana (15) und den jüngeren Söhnen Kevin (12) und Erik (8), ist 2000 aus Russland nach Deutschland eingewandert und fühlt sich in Dockweiler sehr wohl. Mutter Elena war zu einem Interview bereit:

Aus welchem Teil Russlands sind Sie zugewandert? Wie war das Klima?

Wir haben in Russland im Uralgebiet gewohnt, am Stadtrand/einem Vorort der Kleinstadt Kopeisk in der Nähe von Tschel-jabinsk (Hauptstadt der Region). Hier gibt es auch vier Jahreszeiten wie in der Eifel. Nur im Winter ist es dort wesentlich kälter. Die Temperaturspanne reicht von minus 30 Grad Celsius im Winter bis plus 30 Grad Celsius im Sommer.

Wie haben Sie dort gelebt?

Wir haben seit unserer Heirat in einer Wohnung eines Mietshauses gelebt. Mein Mann arbeitete für eine Security-Firma, ich kümmerte mich um meine damals 1-jährige Tochter. Meine beiden anderen Kinder sind in Deutschland geboren.

Aus welchem Grund sind Sie ausgewandert?

Meine Oma, die deutscher Abstammung ist, ist zuerst mit meinem damals 16-jährigen Bruder nach Deutschland ausgewandert. Ein halbes Jahr später hat sie einen Großteil der Familie aus Russland (mich und meinen Cousin mit Anhang) durch die Familienzusammenführung nachgeholt, weitere 2 Vi Jahre später meine Eltern.

Wie alt waren alle Familienmitglieder bei der Einreise?

Mein Mann war 26 Jahre, ich 21 Jahre und meine Tochter 1 Jahr alt.

Wie haben Sie sich vor Ihrer Auswanderung Deutschland vorgestellt? Was dachten Sie, was Sie erwartet?

Zum Zeitpunkt der Auswanderung war ich relativ jung und hatte keine besondere Vorstellung von Deutschland. Ich hatte jedoch gewusst, dass die Lebens- und Arbeitsbedingungen sowie die wirtschaftliche Situation in Deutschland besser sind als in Russland.

Mit welchem Verkehrsmittel sind Sie eingereist? Wie war Ihre erste Zeit in Deutschland?

Wir sind mit dem Flugzeug eingereist. Unser Auto haben wir in Russland zurückgelassen. Die erste Zeit lebten wir in einer Notunterkunft. Das fiel uns schwer, da hier viele Leute auf engem Raum leben müssen.

Wie haben Sie sich später eingelebt?

Die erste Zeit litt ich unter starkem Heimweh. Doch später haben wir uns gut eingelebt. Zunächst wohnten wir 5 Jahre in Düsseldorf. Weil die Eifel mehr Ruhe und Natur bietet, sind wir nach Dockweiler umgezogen, wo wir uns ein altes Haus gekauft haben. Hier wohnen meine Eltern im Erdgeschoss und ich mit meiner Familie im ersten Stock. Im Dorf sind die Leute freundlicher als in der Großstadt und man hat mehr Kontakt zueinander.

Haben Sie noch Verwandte in Russland?

Die komplette Großfamilie von mir lebt in Deutschland, aber die Familie meines Mannes lebt in Russland.

Wie oft besuchen Sie Ihre Verwandten in Russland?

Zuletzt war ich mit meiner Tochter im Dezember letzten Jahres in Russland. Davor mit der ganzen Familie vor 8 Jahren. Wir skypen aber jede Woche und telefonieren oft.

Auch an besonderen Feiertagen wie Silvester skypen wir. Es besteht ein Zeitunterschied von 4 Stunden, den wir beachten müssen.

Was ist von der Mentalität bei den Deutschen anders als bei den Russen?

Der Familienzusammenhalt bei den Russen ist sehr eng. Wir haben große Familientreffen, bei denen auch Tanten und Onkel sowie Cousins und Cousinen kommen. Es ist keine besondere Einladung erforderlich, sondern es ist selbstverständlich, dass alle erscheinen. Auch Neffen und Nichten dürfen fast jedes Wochenende bei uns übernachten. Die Großfamilie hält auch bei Problemen eng zusammen und jeder hilft jedem.

Welche russischen Bräuche haben Sie beibehalten?

Wir haben unseren Kindern früher russische Märchen vorgelesen. Auch in der Küche gibt es bei uns einige russische Gerichte, wie zum Beispiel „Pelmeni", Teigtaschen mit Hackfleischfüllung

Kevin, der bei dem Gespräch anwesend ist, schwärmt von den Pfannkuchen, die seine Oma nach russischem Rezept backt. Diese sind dann dünner und süßer und werden mit einer Soße namens „Sguschönka" serviert.

Wie gefällt es Ihnen jetzt in Deutschland?

Mein Mann ist als Gabelstapelfahrer bei einem Fenster- und Türenhersteller tätig, ich bin Hausfrau. Die Kinder sind in den örtlichen Vereinen integriert. Kevin ist in der Jugendfeuerwehr, Tatjana besucht einen Mal- und Zeichenkurs und Erik spielt im Fußballverein. In Dockweiler gefällt es uns sehr gut. Wir haben uns gut eingelebt und haben nette und freundliche Nachbarn.