Die Mini-Monster von Pelm, Gees und Gerolstein

Diethelm Stump, Mürlenbach

Ja, es ist lange her, ca. 380 Millionen Jahre, als sich mit Stacheln bewaffnete abenteuerlich aussehende Klein-Monster, nämlich die Trilobiten, in großer Anzahl im „Eife-ler-Urmeer" herumtrieben. Die eigentümlich aussehenden Wasserbewohner hatten nicht nur hier ihren Lebensraum, vielmehr entwickelten sie sich zu Kosmopoliten der Weltmeere, sodass es nicht verwunderlich ist, dass zum Beispiel in Bolivien, China, Deutschland, England, Kanada, Marokko, Russland, Tschechien und USA versteinerte Belegstücke dieser Tierart nachgewiesen werden konnten. In Marokko sind Fossilien, hauptsächlich Trilobiten, ein Exportgut von nicht zu unterschätzendem Wert. Weltweit bekannt wegen ihres Reichtums an seltenen und sehr gut erhaltenen Arten dieser Spezies ist das Gerolsteiner Land, insbesondere die im Herzen der Vulkaneifel gelegenen Orte Pelm, Gees und Gerolstein. Berühmte Forscher wie z.B. Alexander von Humboldt, August Goldfuss und Johannes Steininger entdeckten schon ab Mitte des 18. Jahrhunderts die Besonderheiten der Gliederfüßer im Gerolsteiner Land ohne zu ahnen, welche Vielfalt sich an Arten in der Gerolsteiner Kalkmulde verborgen hielten. Erst Rudolf und Emma Richter, Forscher beim weit über die europäischen Grenzen bekannten Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt, brachten ab 1920 diverse Gerolsteiner Trilo-biten ans Tageslicht ohne zu wissen welchen Boom sie damit auslösten. Die Beiden arbeiteten eng mit den Gerolsteinern Stephan Dohm(1862-1924) und seinem Sohn Batti

(1897-1977) sowie der Drogerie Hopmann, die Petrefakten in alle Welt verkauften, eng zusammen. Dohms größte Leistung war die Gründung des geonostischen Museums, dessen Tradition in unseren Tagen von dem Naturkundemuseum fortgeführt wird. Die Trilobiten von den „Geeser Trilobitenfelder", die bekanntlich zum Pelmer Flur gehören, waren im Nu weltweite Stars womit verbunden war, dass immer mehr Forscher und Sammler ins Gerolsteiner Land kamen. Bis 1984 war die mit Wacholder und Orchideen bestandene Fläche Ziel von Scharen an Touristen, die allesamt ihr Glück hier suchten, frei zugänglich. Mit der dann ergangenen Rechtsverordnung wurde das gesamte Areal als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Nicht nur die Kalk-Mergel-Wechsellagerungen am Salmer Weg, so der offizielle Fundortname, sind mit Trilobiten gespickt, sondern der Ort Gees selbst sowie das Land unterhalb der Baarley bis zum Bauernhof Rätz beheimateten Fundorte dieser Spezies. Als Trilobiten trächtig werden auch die Pelmer Felder unterhalb vom Heiligenstein geführt. Ende des letzten Jahrtausends wurde in Gerolstein das Baugebiet Sarresdorfer Straße, wo heute Warenhäuser und Supermärkte fast aller< Sparten vertreten sind erschlossen, wodurch die Trilobiten führenden Kalksteine der Ahrdorf- und Junkersberg Schichten zum Vorschein kamen. Trilobiten, auch Dreilapper-Krebse genannt, sind morphologisch gesehen dreigeteilt in Kopf (Cephalon), Thorax (Körper) und Schwanz (Pygidium). Facetten- und Stielaugen sowie Stacheln und teilweise Hörner komplettieren das Aussehen. Das Erscheinungsbild dieser Meeresbewohner wechselte in den 300 Millionen Jahren wo sie unseren Planeten bevölkerten erheblich bis sie vor ca. 250 Millionen Jahren ausstarben. Das Freilegen, sprich die Präparation von Trilobiten war bis vor 30 Jahren eine Angelegenheit der oft Hoffnungslosigkeit wich, weil es äußerst schwierig wenn nicht unmöglich war Exponate aus dem harten verbackenen Kalkstein zu lösen. Wesentlich verbesserte Techniken haben seit Anfang dieses Jahrtausend dazu geführt, dass es gelingt Trilobiten mit allen Details aus dem Steinmantel ans Tageslicht zu holen. Großen Museen und Instituten, die im Besitz von im letzten Jahrhundert gefundenen und präparierten Exemplaren sind, fehlt in vielen Fällen der Etat um die Ur-Krebse nachzuarbeiten. Da es nur wenige Präparatoren (meist Sammler) gibt, die Trilobiten vollendend präparieren können, ist es um so wichtiger, dass diese, wie es auch in den meisten Fällen geschieht, eng mit den großen Museen zusammen arbeiten, damit die Kenntnisse um die klassischen Fundstellen der Paläontologie nicht verloren gehen.

Literaturverzeichnis

Martin Basse: Eifel-Trilobiten, Band 1-4
Heinz Kowalsi: Trilobiten

Arno Müller: Lehrbuch der Paläozoologie, Arthropoda
Andreas Rückert: Trilobiten, Schätze des Gerolsteiner Landes
Wolfgang Struve: Beiträge zur Kenntnis der Phacopina

Cyphaspis ceratophalma

Sammlung und Foto Diethelm Stump

Geesops schlotheimi

Sammlung und Foto Diethelm Stump

Cornuproetus cornutus

Sammlung und Foto Diethelm Stump

Cornuproetus cornutus

Sammlung und Foto Diethelm Stump

Ceratarges armatus

Sammlung und Foto Diethelm Stump

Dohmiella stumporum

Sammlung und Foto Diethelm Stump

Asteropyge punctata

Sammlung und Foto Diethelm Stump

Gewerbsmäßige Fossiliensuche am Salmer Weg um 1920 Foto: Archiv Diethelm Stump