Uli Diederichs, Manderscheid
Vor vielen, vielen Jahren - etwa in der Mitte des vorigen
Jahrhunderts - da hatte ein Unternehmer, der in der Lava- und
Basaltgewinnung tätig war, bei der Dauner Landratur höflichst um einen
Gesprächstermin mit dem Herrn Landrat nachgesucht. Wie damals durchaus
nicht unüblich, dauerte es einige Tage, bis der Herr Landrat ihn dann in
seiner Amtsstube persönlich empfangen hatte.
Der Landrat fragte seinen Besucher nach dem Anlass für dessen Kommen.
Die knappe Antwort lautete: „Leider muss ich mich heute aus Ihrem Kreis
verabschieden, Herr Landrat. Denn mein Berg gibt nichts mehr her". Der
Landrat war ob dieser Botschaft gar nicht froh, hatte er seinen Besucher
doch in vielen Jahren als ehrbaren Unternehmer kennen und schätzen
gelernt (da er vor allem stets pünktlich und ehrlich seinen Bruchzins
gezahlt hatte!). Und er war immer sehr anständig im Umgang mit seinen
Arbeitern gewesen und leistete diesen und ihren Familien (finanzielle)
Hilfe, wo immer es nötig war. „Ganz so einfach kommen Sie mir hier nicht
weg", antwortete der Landrat in bestimmendem Ton und marschierte
geradewegs ins Nebenzimmer zu seiner Vorzimmerdame. „Rufen Sie mir
sofort den Fahrer mit meinem Dienstwagen vor die Tür", so lautete des
Landrats knappe Weisung. Die Sekretärin griff umgehend zum Hörer ihres
Fernsprechapparats, und schon kurz darauf hielt ein polierter, schwarzer
Mercedes 180 vor dem Hauptportal des Amtes. „Wir beide unternehmen
jetzt eine Rundfahrt durch den Kreis, und Sie suchen sich einen neuen
Berg aus, wo Sie dann wieder eine Grube aufmachen", bedeutete der
Landrat seinem Gast. Gesagt, getan. Der Fahrer und seine Fahrgäste waren
noch nicht viel weiter als zehn Kilometer von der Kreisstadt entfernt,
da entdeckte der Unternehmer einen Bergrücken, der ihm für einen Abbau
äußerst interessant vorkam. „Den da hol ich", sagte er und deutete mit
einem Zeigefinger auf das Objekt seiner Wahl. „Abgemacht!", sagte der
Landrat und hielt dem Unternehmer augenblicklich seine rechte Hand hin,
in die sein Mitfahrer sofort einschlug. Jeder für sich war mit dem so
besiegelten 'Geschäft' zufrieden. Anschließend kehrten beide dann noch
in einem Schalkenmehrener Gasthof ein, wo die soeben getroffene
Abmachung zu ihrer Festigung durch manch leckeres Tröpfchen besiegelt
('begossen') wurde. Die anwesenden Einheimischen und Gäste inbegriffen.
Landrat und Unternehmer sind schon lange nicht mehr auf dieser Welt. Der
Berg aber immer - noch!