Rudolf Ebert, Piesport
Weil Kilian Michels zu Hause und in seinem Heimatdorf Meerfeld noch
Platt spricht, ist dem Elfjährigen eine besonders gute Übersetzung einer
Fabel in den Eifeler Dialekt gelungen. Und weil er den Text besonders
gut vorgetragen hat, hat er den Mundartwettbewerb für Sechstklässler im
Landkreis Vulkan-eifel gewonnen.
„Wer weiß, vielleicht gewinnt heute jemand den Mundartwettbewerb, der
gar nicht aus dem Landkreis Vulkaneifel kommt", hatte Rudolf Ebert vom
ausrichtenden Jugendamt des Landkreises Vulkaneifel zu Beginn des
Mundartwettbewerbs erklärt. Und so kam es tatsächlich. Nachdem
Sechstklässler unter Leitung von Vera Maas-Lehmberg zur Einstimmung die
Fabel „Die zwei Ziegen" gespielt hatten, lasen sechs Schüler ihre
Versionen der Fabel im Dialekt ihres Heimatdorfes vor. Schließlich war
die Jury davon überzeugt, dass der Vortrag des Meerfelder Jungen Kilian
Michels, Schüler der gastgebenden Realschule plus Daun, der beste war.
Zu der Entscheidung, dass ein Schüler aus dem Landkreis
Bernkastel-Wittlich den Mundartwettbewerb des Landkreises Vulkaneifel
gewonnen hat, sagte Kilians Mutter Elke Eva Michels: „Im Herzen sind wir
doch Vulkaneifler." Seine Deutschlehrerin Lilo Fluck habe ihn auf den
Wettbewerb aufmerksam gemacht, erzählte Kilian Michels. Zu Hause habe er
sich gleich an die Arbeit gemacht - zunächst alleine. Doch wie
ausdrücklich gewünscht, habe er sich von Onkel und Mutter helfen lassen.
Kilian reichte seine Fassung beim Kreisjugendamt ein - als einer von
insgesamt sechs Teilnehmern aus Schulen des Landkreises Vulkaneifel.
Die Mundart sei keine minderwertige Sprache von gestern, betonte Jugendamtsmitarbeiter Rudolf Ebert. Im Gegenteil: „Mit ihr kann man manche Gefühle und Stimmungen viel besser und genauer ausdrücken", sagte er und erklärte, dass der seit 14 Jahren im Rahmen des Vorlese-Kreisentscheids ausgetragene Mundartwettbewerb einmalig in Rheinland-Pfalz sei. Die Jury unter dem Vorsitz der Mundartkenner Wilma Herzog (Gerolstein) und Alois Mayer (Daun) entschied sich für Kilian Michels Fassung und Vortrag, weil er - so heißt es in der Urkunde - „os Mottersproch, et Eefeler Platt, äm besten us dem Hudejtsche iwersatt on jelese hat". Die Siegerehrung erfolgte in Vertretung für Landrat Heinz-Peter Thiel durch den ersten Kreisbeigeordneten Alois Manstein - selbstverständlich „op platt".Stolz sei er gewesen, als er als Sieger aufgerufen worden sei, erzählte Kilian Michels, der in seiner Freizeit Fußball und Keyboard spielt und sich mit Freunden trifft.
Beispiele aus Kilians Übersetzung der Fabel „Die zwei Ziegen"
Jede Ziege wollte auf die gegenüberliegende Seite: „Jeed Butsch
woellt ob deh aana Said" Geh mir endlich aus dem Weg: „Waell'n geij ma
endlesch auus de Feeß" Im Leben nicht!: „Saläwen net! Nur unter größter
Anstrengung konnten sie sich retten: „Nummen mat groußa Meh und Nouht
koehmen se noch eehs raus".
Deh zwou Butschen
Deh Butschen honn sesch matten ob a schmoela Breck getroeft. Deh gung
iiwa en rauschend Baach. Jeed Butsch woellt ob deh aana Said. Äwa keen
woellt däa aanara Plaatz maahchen.
Nohdähm se am goeden net parat koehmen, guwwen aana Seeht'n obgezohren.„Waell'n geij ma endlesch auus de Feeß", hott deh mat dähn Heanan
geschraet, un hott dohbej hija Kapp noh links un noh rächjs geschwaenkt,
fäh se ze waijsen.
„Saläwen net!" Waat bills'dauh da nummen ann", hott
deh matt dähm Gläkelschen oehm Haahls geroeft.
„Aisch soell dia Plaatz maahchen?" „Nummen waell dauh deh deemeläsch
Heana hoess! De hoess joeh nooch netämoehl en manealejen Auda. Maach
däsch op Said, weijlen kuhn eisch!"
Mat dähn Heanan deh gung waell'n ä poa Schratt zreck un hott
gefäalesch hijan Kapp gelefft. Och deh aana guhng ä poa Schratt
hannarecks, un doeh, wee op Kommando, seijn se aalen zwou obenaana
doargeraahnt, honn sesch op de Hannabeehn gestaahlt un honn de Kaepp
geijndenaana geschloehn, sou daaht se aalenzwou ät Iiwagewiiescht krät
honn un kappiiewa an de Baahch gefloehren seijn.
Nummen mat groußa Meh un Nouht koeh-men se nohch eehs rauhs.