Heimat - mehr als nur ein Wort

Helmut Schäfer, Gerolstein

Was ist Heimat? Heimat ist der Ort oder die Landschaft, in die der Mensch hineingeboren wird und durch die seine Identität, Mentalität u.a. mitgeprägt werden. Hier ist man aufgewachsen, den Menschen und der umgebenden Landschaft fühlt man sich geistig und seelisch verbunden. Der deutsch -österreichische Oscarpreisträger Christoph Waltz sagt: „Heimat ist ja etwas, das man hat, irgendwoher kommt man immer, da hat man keine Wahl". Viele Wörter beinhalten den Begriff Heimat: heimatberechtigt -Heimatdichter - Heimatfilm - Heimathafen - Heimatkunde - Heimatkunst - Heimatland - Heimatliebe - heimatlos - Heimatmuseum - Heimatort - Heimatrecht - Heimatschutz - Heimatstaat - Heimatstadt - Heimatvertriebener u.v.m. Wenn wir sagen, wir fahren heim, meint doch jeder seinen Wohnort. Meine Heimat ist die Eifel, sagt man, wenn man sich irgendwo in Deutschland über seine Heimat unterhält. Der Dauner fühlt sich wieder daheim, sobald er ein Hinweisschild liest, das auf die Dauner Maare hinweist, der Gerolsteiner hat es da etwas einfacher, sein Wasser ist weltbekannt und in vielen Hotels und Gaststätten weit entfernt von der Heimat zu finden. Trotzdem ist er erst richtig daheim, wenn er von weitem die Kasselburg oder die Felsen von Munterley und Auberg erblickt. Heimat ist mehr als ein paar Quadratmeter ummauerten Raums. Das ist gewiss. Aber viel weiter reichen die Gewissheiten nicht. Wer vom Deutschen ins Englische übersetzt, wird „Heimat" notgedrungen mit „home" übersetzen; schon deshalb, weil es im Englischen keine -zumindest treffende sprachliche - Entsprechung für das Wort „Heimat" gibt. „Home" nennt der Angelsachse in aller Regel sein Wohn - Zuhause. Was sicherlich nicht heißt, dass dem Engländer Heimat fehlt -ihm fehlt nur das Wort. Von Gertrud und Ludwig Esser gibt es das Gerolsteiner Heimatlied:

Als Wanderbursch zog ich hinaus -wohl in die weite Welt. Doch hielt ich es nicht lange aus -mein Glück war schlecht bestellt. Denn überall, wo kehrt ich ein, -da dacht ich an mein Gerolstein,
Und kehr' ich heim aus fremdem Land - mit liebeswehem Herzen, die Gerolsteiner Mägdelein, - die wissen gut zu scherzen. So fand' ich hier die Liebste mein - in unserem schönen Gerolstein.
Die Bäume an der BüschkapeW- die wiegen sich im Wind. Hier hielt so mancher Bursch der Kyll - im Arm sein schönstes Kind. Und leise flüstert er ihr ein: - „Ich lieb nur dich und Gerolstein!"

Refrain:
Du kleine Stadt im Tal der Kyll, - wie bin ich dir gewogen. Und stehen auch die Zeiten still, - zu dir hat's mich gezogen. Du Papenkaul, du Buchenloch, - du Dietzenley, so stolz und hoch, du Munterley, du Heil'genstein, - es lebe hoch: mein Gerolstein!

Doch zurück zu den Heimatbegriffen. Manch einer erinnert sich an das Unterrichtsfach: Heimatkunde. Vor allem in der Volksschule, später in der Grundschule sollte es mit Dingen, Zuständen und Vorgängen der heimatlichen Umwelt in Flora und Fauna, Geschichte, Wirtschaft und Kultur, Sitte und Brauch, Siedlungs- und Lebensformen vertraut machen. Manch einer erinnert sich gerne an viele Unterrichtsgänge oder Wandertage in die nähere Umgebung. Dies fehlt heute vielen Kindern - manche kennen sich im Phantasia-land oder auf Mallorca besser aus als in ihrer Heimat. Auch im Liedtext der Kölner Karnevalsgruppe PAVEIER geht es um den Begriff HEIMAT. Der Refrain des beliebten Hits „HEIMAT ES" lautet:

Heimat es do, wo du dich uskenns Heimat es, wo du ding Stroße jeihs Di janz Lääve vun d'r Wieje bes zor Bahre Heimat es, wo du verstande wees Heimat es do, wo de jlöcklich bes, Heimat es do, wo de jlöcklich bes.

Refrain:

Heimat es jo nit bloß e Woot nur Heimat es, wo du nit abseits stehs Heimat es die Sprooch un sin die kölsche Leeder Heimat es do, wo de glöcklich bes.

Der Rheinländer, besonders der Kölner, zeigt seine Heimatverbundenheit gerne im Karneval. Wer kennt nicht das Lied: „ich mööch zo Foß no Kölle jon" - hier kommen dem Kölner die Tränen, wenn er das Lied weitab von daheim im Radio hört. Bei dem Begriff Heimat fällt einem unweigerlich die Film-Trilogie von Regisseur und Autor Edgar Reitz ein. Der fiktive Ort Schabbach, d.h. in Wirklichkeit die Gemeinde Woppenroth im Hunsrück, ist der Hauptort des Geschehens. Reitz geht es um eine unverfälschte Chronik des einfachen Lebens im 20. Jahrhundert nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Gegenwart. Anders als im Heimatfilm - Genre der Nachkriegsjahre wird der Begriff „Heimat" bei Edgar Reitz nicht verkitscht, verfälscht und ins Märchenhafte entrückt, sondern erscheint realistisch. Gleichwohl verklärt Reitz Heimat insofern, als er sie zu jenem Ort macht, dem keiner entrinnen kann, sondern ihm immer romantisch emotional verbunden bleibt. Edgar Reitz sagt selbst dazu: „In der globalisierten Welt von heute ist Heimat kein Ortsbegriff mehr, sondern ein Zeitbegriff." Unser Heimatjahrbuch ist auch für viele ein Stück Heimat. Eltern schenken es ihren Kindern zum Geburtstag oder zu Weihnachten - sie wissen, auch wenn es den Sohn oder die Tochter in die weite Welt verschlagen hat -das Buch ist dann wieder ein Stück „HEIMAT".