Heimatliebe mal drei!

Marga Weber, Hillesheim-Niederbettingen

„Heimatliebe mal drei", ja, das geht wirklich, und unter gewissen Voraussetzungen gelingt das auch problemlos, wenn man bereit ist, sich einzubringen und zu engagieren! Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist mein 2006 verstorbener Mann - Matthias Weber -, der mir gleich in den Sinn kam, als ich in der Presse las: „Autoren fürs Heimatjahrbuch 2016 gesucht, bei dem Heimatjahrbuch 2016 dreht sich alles um das Thema „Heimat"! Mein spontaner Entschluss: Da mache ich mit! Schließlich habe ich den Heimatfreund ab 1954 über ein halbes Jahrhundert als Ehefrau begleitet, zum Thema „Heimat" viele seiner Ansichten und Gefühle geteilt, diskutiert und unterstützt sowie Freud' und Leid miterlebt. Zu den leidvollen Erfahrungen gehörte in erster Linie die Abschaffung des Schulfachs „Hei- matkunde" sowie die Vermeidung des Begriffs „Heimat" nach dem Zweiten Weltkrieg (um sich bewusst von der „Heimattümelei" zu Zeiten des Nationalsozialismus zu verabschieden!). „Heimat" ist wieder „in"! Aber: „Nix bliev wie et ess!" (Nichts bleibt wie es ist!) In Matthias' Sammlung zum Thema „Heimat" fand ich über das Denkmaljahr 1975 folgende Notiz: „Miesmacherei der Heimat hat aufgehört. Laune oder Bedürfnis? Eher Bedürfnis! 70 % der Bundesbürger wollen heimatliche Umgebung. Über eine Million sind Mitglieder in Heimatvereinen, wie Eifelverein, Monschauer Geschichtsverein, Geschichtsverein „Prümer Land", 12 Millionen Besucher in Heimatmuseen (höchste Sparte)." Weitere Notizen zu diesem Thema: Johannes Rau (1984, 8. März) „Die Heimatverbundenheit und das Interesse an der lokalen Geschichte haben seit Ende der 70er Jahre gerade auch bei jungen Menschen erfreulicherweise zugenommen." Dr. Konrad Kraemer (vom Landschaftsverband Rheinland - Juli 1985) „Heimat ist wieder in -Heimatpflege im kräftigen Aufwind - Renaissance der Heimat!" Hans Schwier (Kultusminister - in Artikel 7 - Landesverfassung NRW) „Unterricht ohne Heimatbezug ist seelenloser Buchunterricht, heimatbezogener Unterricht ist nicht nur pädagogisch, sondern auch Erziehungsauftrag." Im Mitteilungsblatt Gerolstein vom 6. Juli 1985 wird z.B. ein Schülerwettbewerb für die 4. Schuljahre aller Schulen in Rheinland-Pfalz ausgeschrieben mit dem Titel: „Erforsche Deine Heimat". Und das ist nur ein Beispiel von vielen heimatbezogenen Aktivitäten. Der Begriff „Heimat" hat eigentlich für jeden von uns eine besondere Bedeutung und lässt sich daher auch nicht abschaffen!

Renaissance der Heimatkunde?

So heißt die Überschrift eines Gespräches zwischen Pejo Weiß von der Redaktion „Neues Rheinland" und Prof. Matthias Weber, u.a. Autor von „Eifeler Bräuche" und „Heimatbuch Erftstadt-Gymnich".

Heimatliebe mal drei

Der Einsatz von Matthias Weber für die für ihn zur Heimat gewordenen drei Orte: Gymnich, Köln und Hilles-

Matthias Weber in Niederbettingen mit dem „Eifel-Dom" Herz Jesu im Hintergrund Foto:Thomas Weber

oben: Grabstein mit „Heimat-Bronze" von Gisela Weinert, Köln rechts: „HeimatBronze" im Detail Fotos: Marga Weber

heim-Niederbettingen hatte seine Wurzeln in seinem religiösen Verständnis; seine Begabungen als Aufgabe und Verpflichtung zu sehen und sie fruchtbar für die Gesellschaft einzusetzen. So arbeitete er gerne in etlichen heimatbezogenen Vereinen mit. Viel Zeit und Kraft steckte er in heimatkundliche Veröffentlichungen.

Entwicklung und Erinnerung

Die Heimatliebe von Matthias Weber zu den drei Orten seiner bedeutenden Lebensabschnitte entwickelte sich nacheinander mit großer Intensität und schien letztendlich gleichwertig - sowohl gefühlsmäßig als auch in Tatkraft - dicht beieinander zu bestehen. Um an diese Heimatliebe auf seinem Grabstein zu erinnern, bat ich die Künstlerin Gisela Weinert aus Köln, bei der Matthias sehr gerne einkaufte, die im Foto zu sehende Bronze anzufertigen: In der Mitte ist ein Buch zu sehen mit den Initialen M W und der Aufschrift Heimat, links davon für Gymnich die Kirche St. Kunibert, darunter für Köln der Kölner Dom und rechts für Hillesheim-Niederbettingen der „Eifeldom" Herz Jesu. Die Idee des Symbols für seine ewige Heimat stammt von der Künstlerin Gisela Weinert. Die Heiliggeisttaube holt den Heimatfreund von seiner letzten irdischen Heimat ab.

Warum von Köln in die Eifel?

Und warum sind wir nach unserer Pensionierung von Köln in die Eifel gezogen? Schon bei unseren ersten Erkundungsfahrten von Köln aus in die Eifel Ende der 6oer Jahre waren wir sehr angetan von der sanften Hügellandschaft, dem Landleben allgemein und auch von dem erfrischenden Eifelwind. Waldgebiete in Ortsnähe waren Natur-erkundungs- und Abenteuerspielplätze für unsere beiden Söhne. Ein zunächst als Ferienhaus in Niederbettingen genutztes Haus war innerhalb von drei Jahren auf eine Wiese gesetzt und konnte ab 1972 bereits an Wochenenden und in Ferienzeiten genutzt werden. Ab 1993 wurde es dann unser Hauptwohnsitz mit viel Land für die „Gartenlust". Was uns auch immer gut gefallen hat, sind die freundlichen und hilfsbereiten Nachbarn. Eine wichtige Voraussetzung, um Heimatgefühle zu entwickeln! Und hier möchte ich noch einmal auf den ersten Satz meines Artikels zurückkommen. Wir waren immer bereit, uns für die örtlichen Belange zu engagieren und zu beteiligen. Die heute vielfach verbreitete Fragestellung: „Was wird mir geboten, was habe ich davon?" ist uns nie in den Sinn gekommen. Heimat ist da, wo wir willkommen sind und wir uns einbringen und beteiligen dürfen! Danke, schöne Eifelheimat!