Am Tag des Herrn

Alfons Bohl, Boos

In heiliger Weihe steht des Morgens Schweigen,
mein Weg führt mich durch die vertraute Flur.
In Andachtsstille die Gedanken schweben, kein Laut -
im Frühlingskleide die Natur.

Ein Flüstern leis' geht durch die Heimatfluren,
wie gottbestimmt so ist mein inneres Suchen.
Nicht weit von hier im Stangenholz der jungen Buchen -
doch jetzt ein Laut, von dort hört ich den Kuckuck rufen.
Die Zeit, von der ich hier bekunde,
genau die Zeit, es war zur achten Tagesstunde.

Der Bach, er schlängelt sich durch Tales Au,
die Seele atmet und fühlt der Allmacht Spuren.
Ein Habicht schreiend hoch im Ätherblau,
mein Blick schweift hoch, das Herz wird weit,
ja feierlich erscheint mir nun die Einsamkeit.

Ich kam mir vor wie neu geboren,
ein seltsam' Raunen durch die Lüfte weht,
ich schaute hoch, fast traumverloren,
nun falt' ich meine Hände zum Gebet.

Des Ewigen Ruf nun durch die Lüfte schallt,
die Glocke ruft laut, dass ich es verstehe -
gleich einer Predigt von des Turmes Höhe.

Es ist der Tag des Herrn, Sonntag ist's,
sing' dein Lied, des Schäfers Sonntaglied.
Ein Lob dem Herrn, der aus dem Staube dich erhob.
An seiner Schöpfung soll dein Herz sich heut' erfreuen.