Lebendiges Vereinsleben im Landkreis Vulkaneifel am Beispiel Wallenborn

Matthias Thömmes, Philippsheim

Kirchenchor, Musikverein und Feuerwehr

Seit jeher spielte das Vereinsleben im Landkreis Vulkaneifel eine große Rolle. In jedem Ort gab und gibt es Vereinigungen auf den verschiedensten Gebieten, sei es Musik, Gesang, Sport, Karneval, Theater oder auch Bruderschaften und Feuerwehr. Sie spielen im kulturellen Leben der Ortschaften eine tragende Rolle und sind daher unverzichtbar. So ist und war es auch immer in Wallenborn. Bereits um die Jahrhundertwende gründete der musikalisch hochbegabte Lehrer Franz Klassen einen Kirchenchor, und 1910 folgte die Gründung eines Musikvereins und der Feuerwehr. Der Kirchenchor bereichert das kulturelle Leben im Dorfe in hohem Maße und singt sowohl an den hohen Kirchenfesten in der Kirche als auch bei vielen weltlichen Anlässen im

Dorf. Das Repertoire hat sich aber wesentlich geändert. Kamen früher überwiegend vierstimmige lateinische Messen zur Aufführung, werden diese seit der liturgischen Reform kaum noch gesungen, sondern vielfach Werke aus dem sogenannten „Neuen geistlichen Liedgut". Auch die weltlichen Werke sind anders geworden. Neben Volksliedern werden moderne Stücke aus Musicals oder der Schlagerwelt gesungen.

Wie der Kirchenchor so ist auch der Musikverein für das kulturelle Leben in Wallenborn unerlässlich. Das ganze Jahr über ist er sowohl bei kirchlichen als auch bei weltlichen Anlassen im Einsatz. Im Laufe des Kirchenjahres spielt er am „Weißen Sonntag", an Fronleichnam und an Weihnachten, und die weltlichen Anlässe sind noch zahlreicher. Ein Highlight ist das jährliche Musikfest, zu dem befreundete Musikvereine eingeladen werden.

Auch die 1910 unter dem Motto „Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr" gegründete Feuerwehr spielt in Wallenborn - wie auch in anderen Ortschaften - eine wichtige Rolle. Die Aufgaben der modernen Feuerwehr haben sich gegenüber früheren Zeiten in vielfacher Weise geändert und vermehrt. Sie muss praktisch für alle Notfälle bereit sein, vom Verkehrsunfall über den Großbrand bis zum Katastrophenfall. Ihr Motto lautet heute: löschen - bergen - retten - schützen. Die Wallenborner Feuerwehr ist für diese Aufgaben bestens ausgebildet und ausgerüstet.

Sport- und Schützenverein

Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte das Vereinsleben in Wallenborn auf. Neben dem bereits bestehenden Kirchenchor und dem Musikverein wurde 1948 der Sportverein ins Leben gerufen, der im Laufe der folgenden Jahrzehnte eine führende Stellung in Wallenborn einnahm. Nur wenige Jahre später gründete eine Gruppe von acht bis zehn Männern die „Sebastianus-Schützenbruderschaft", die sich die Erhaltung und Pflege des Eifeler Brauchtums zur Aufgabe machte. Die gleichen Ziele hatte der Karnevalsverein „Knallköpp", der 1976 gegründet wurde. Alle diese Vereine schufen in Wallenborn ein reges kulturelles Leben, das bis heute angehalten hat, obwohl auch hier - wie überall - die Probleme mit dem jugendlichen Nachwuchs spürbar werden. Der Sportverein hat sich von Anfang an die wettkampfmäßige Ausübung des Fußballs zum Hauptziel gesetzt. Unter dem Ersten Vorsitzenden Wille Hein spielte die Mannschaft 1956/57 in der B-Klasse und schaffte auf Anhieb den Aufstieg in die A-Klasse. Parallel dazu wurde für die Heranbildung des Nachwuchses Sorge getragen. So nahm neben der Ersten Mannschaft auch bereits eine A-Jugendmannschaft am Spielbetrieb teil. Im Laufe der Zeit spielten drei verschiedene A-Jugendmannschaften in der höchsten Klasse des Fußballverbandes Rheinland.

Im Seniorenbereich ließen weitere Erfolge nicht lange auf sich warten. Bereits 1960 wurde die Erste Mannschaft Eifelpokalsieger und 1961 Meister der A-Klasse Eifel. 1965/66 wurde sie Eifelmeister und Kreispokalsieger.

Ebenso wurden die A- und D-Jugendmannschaften Meister und Pokalsieger. Außerdem konnte sich die A-Jugend in den Aufstiegsspielen zur A-Jugend Sonderklasse behaupten. Damit war der kleine Ort Wallenborn im Spieljahr 1966/67 mit zwei Mannschaften in überkreislichen Spielklassen vertreten. Nachdem die Erste Mannschaft den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft hatte, gelang 1978 mit der Qualifikation für die neu gegründete Landesliga der große Wurf. Mehr als zehn Jahre konnte sich der SV Wallenborn in dieser Klasse behaupten und wurde über die Grenzen der Eifel hinaus ein Begriff. Mit dem Bau eines neuen Sportplatzes und eines Umkleidegebäudes (1979) sowie einer neuen Flutlichtanlage (1995) erhielt der SV Wallenborn optimale Verhältnisse, die sogar die Durchführung von Meisterschaftsspielen erlaubte. Der Bau einer neuen Turn- und Mehrzweckhalle ermöglichte eine ausgezeichnete Ausweichmöglichkeit für die Wintermonate. Außerdem konnte nun das Sportangebot bedeutend erweitert werden. Mit Gymnastik für Männer und Frauen, Seniorenturnen und einer Badminton-AG wurden die ersten Schritte in Richtung Breitensport unternommen.

Nachdem 1975 die Anerkennung des SV Wallenborn als gemeinnütziger Verein erfolgt war, schloss er sich 1992 mit dem SV Oberstadtfeld zusammen. Die letzten Jahre waren für die Erste Mannschaft von wechselndem Erfolg. Heute spielt sie wieder in der Bezirksliga. Die „St. Sebastianus-Schützenbruderschaft" wurde 1955 unter dem Motto „Für Glaube, Sitte und Heimat" gegründet. Nach dem Eintritt in den „Bund der historischen Deutschen Schützenbruderschaften" begann eine rege Aktivität. Eine Schützenanlage und ein Schützenheim wurden gebaut und regelmäßig Schießtraining und Wettkämpfe durchgeführt. 1956 fand das erste Schützenfest statt, das von nun an jährlich an Pfingsten veranstaltet wurde. Es ist über die Dorfgrenzen hinaus bekannt und immer gut besucht. Höhepunkt des Festes ist das Hochamt an Pfingstmontag, in dem der neue Schützenkönig gekrönt wird. Nachmittags findet ein Festzug zur Festhalle statt, wo bei Kaffee,Kuchen, Musik und Tanz der Abschluss stattfindet.

Der Karnevalsverein

Die Pflege des Brauchtums war immer schon ein großes Anliegen der dörflichen Vereine. Hierzu gehört auch der Karneval. Zwar wurde in Wallenborn seit jeher Karneval gefeiert, doch fehlte es an einer einheitlichen Durchführung. Deshalb luden an Buß- und Bettag 1976 einige Idealisten zu einer Versammlung ein, um einen Karnevalsverein zu gründen. Zahlreiche Interessierte folgten dieser Einladung, so dass schnell ein Vorstand, ein Sitzungskomitee und eine Funkengarde zusammengestellt werden konnten. Auch der Name war schnell gefunden: Wallenborner Knallköpp.

Da in Wallenborn keine geeigneten Räumlichkeiten zur Verfügung standen, fanden die ersten Veranstaltungen im Jugendpfarrheim von Salm statt. Die erste große Gala- und Prunksitzung war am 22. Januar 1977. Der Erfolg war so groß, dass eine zweite Sitzung stattfinden musste, die ebenso erfolgreich war. In der folgenden Kampagne 1978 wurde neben den beiden Kappensitzungen erstmals ein Rosenmontagszug in Wallenborn organisiert, zu dem alle örtlichen Vereine mit Wagen und Fußgruppen ihren Beitrag leisteten. Nach einer Krise in den Jahren 1983/84, in denen keine Veranstaltungen stattfanden, startete man in den folgenden Jahren mit großem Erfolg einen neuen Anlauf.

Die neuen Akteure gingen mit solchem Elan an die Arbeit, dass Kappensitzungen und Rosenmontagszüge alle vorigen um ein Vielfaches übertrafen. Mit der Fertigstellung der Mehrzweckhalle 1988 stand nun endlich auch ein geeigneter Raum zur Verfügung, den die Knallköpp mit großem Engagement nutzten.

Am 30. Januar 1988 wurde anlässlich des elfjährigen Bestehens mit der ersten Sitzung in der neuen Mehrzweckhalle das Programm der tollen Tage eröffnet. Die festlich geschmückte Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt und viele befreundete Vereine waren zugegen. Auch die traditionelle Wallenborner Weiberfastnacht wird von den Knallköpp organisiert. Außerdem findet jährlich eine Kinderkappen-sitzung statt, die von den „Mini-Knallköpp" abgehalten wird und in ihren Aktionen der der Erwachsenen in nichts nachsteht. Auch in der übrigen Jahreszeit entfaltet der Verein eine rege Aktivität. So veranstaltet er jährlich für Mitglieder, Akteure, Helfer und Wanderfreunde eine Maiwanderung, die sich zunehmender Beteiligung erfreut.

Quelle:

Chronik Wallenborn: Werden und Wandel eines Eifeldorfes nach Beiträgen von Andrea Thömmes-Diewald, Rudi Steil, Willi Marek, Matthias Schottes, Manfred Hein, Matthias Müller und Gerhard Klassen