Ostern 2010 -Mürlenbach unter Dampf

Diethelm Stump, Mürlenbach

Was war nur los in Mürlenbach an Ostern 2010? Autos mit Kennzeichen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland versuchten noch einen Parkplatz auf der Kyllwiese oder am Gemeindehaus zu ergattern. Männer und Frauen jeden Alters packten aus den Kofferräumen ihrer Autos Stative unterschiedlicher Größen und Couleur aus. Fotoapparate oder Videokameras - manchmal auch beides - wurden um den Hals gehängt und ab ging es zum nahegelegenen Bahnhof, auf die Bahnsteige in Richtung Trier oder in Richtung Köln. Einige suchten die an der Bahnstrecke gelegenen Wiesen oder Feldwege auf, immer mit dem Bestreben, einen der vorderen Plätze nahe den Bahngleisen zu ergattern.

Kaum hatten sich die Fotografen in Position gebracht, setzte leichter Sprühregen ein, was erneut hektische Betriebsamkeit hervorrief, weil alle zum Fotografieren benötigten Utensilien abgedeckt werden mussten. Die Himmelsdusche dauerte nur einige Minuten und die Köpfe der Wartenden drehten sich in freudiger Erwartung mal nach Osten Richtung Birresborn, mal nach Westen Richtung Densborn. Die ersten Butterbrote wurden hastig hinuntergeschlungen, um möglichst keinen Blick auf die Bahngleise zu verpassen. Alle zum Fotografieren bereitstehende Besucher waren der Ankündigung des Dampflokspektakels 2010 gefolgt, welches u.a. auf der Eifelstrecke zwischen Gerolstein und Trier sowie auf der Moselstrecke stattfand.

Eine große Zahl nostalgischer Züge, die zum Teil auch im Linienverkehr auf der Eifelstrecke verkehrten, gaben sich ein Stelldichein, sodass 175 Jahre Eisenbahngeschichte erlebt und fotografisch festgehalten werden konnte. Wahrhaftige Stars der deutschen Eisenbahngeschichte, feurige Dampfrösser fauchend und qualmend wie zum Beispiel die Schnellzuglok 01, fuhren durch Mürlenbach. Ein Nachbau der ersten deutschen Dampflok „Adler" war an dem Spektakel beteiligt, fuhr aber leider nicht durch das Kylltal. Altertümliche Züge gezogen von mächtigen Loks knatterten das ganze Wochenende Dampf speiend durch die Kylltal-Gemeinde und gaben ein Fotomotiv nach dem anderen ab. Alle Züge, die die wunderbare Mittelgebirgslandschaft um eine Woche Nostalgie bereicherten, waren bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Hatte ein Zug Mürlenbach durchfahren, wurden mit einem leichten Grinsen im Gesicht die Kamera eingepackt und auf das nächste Gespann gewartet. Fachsimpelleien über Lokbau-

reihen, Höchstgeschwindigkeiten sowie über die richtige Fototechnik incl. Blenden- und Belichtungswahl verkürzten den Eisenbahnfreunden die Wartezeit bis zum nächsten Zug. Die Bahnlautsprecherdurchsage, dass der Zug von Trier nach Gerolstein 20 Minuten Verspätung habe, wurde mit beiläufigem Murren aufgenommen, nicht jedoch abfällig kommentiert. Klang aus der Ferne ein Dampfsignal, war für Fotografen und Schaulustige die Zeit des Quatschens und Erzählens vorbei, Hälse wurden wieder gereckt, Apparate in Stellung gebracht, um die 5 Sekunden, in der die Dampflok samt Waggons vorbei rauschte, für die Ewigkeit festzuhalten. Märklin-Eisenbahn besitzende Kinder, die Dampfeisenbahnen nur aus ihrem Spielzimmer kannten, schauten mit leuchtenden Augen den schwarzen Riesen hinterher. Das Dampfspektakel machte es möglich, Raritäten in Aktion in Mürlenbach zu erleben: historische Loks, die der Baureihe 23 (wurde für Personenzüge entwickelt) oder bärenstarke Zugmaschinen der Baureihe 41 (Güterzuglok). Das Ziel der Veranstalter, 175 Jahre Eisenbahngeschichte hautnah und lebendig zu erleben, ist ohne Zweifel voll aufgegangen.

Nach Ostern 2010 war das Spektakel zu Ende und der Alltag kehrte in Form von modernen Triebwagen und Dieselloks zurück auf die Eifelstrecke. Die Veranstaltung war mehr als eine Vorführung eines Museumsbahnbetriebs, sie war ein Hinweis auf technische Ingenieurleistungen vergangener Epochen, die sich in den Gedanken der Mürlenbacher Bürger,

vielen Schaulustigen und Fotografen tief eingegraben haben. Der Dank für dieses großartige Ereignis soll all denen gelten, die viele Stunden Arbeit bei der Vorbereitung, Organisation und Durchführung dieses wunderbaren Highlights geleistet haben. Die Hoffnung, dass wieder einmal nostalgische Eisenbahngespanne durch Mürlenbach fahren und mit Dampfpfeifen auf sich aufmerksam machen werden, bleibt uns erhalten.