Das Orgelsühmchen von Schönecken

Erzählt von „Kuhlen Bäb" - Barbara Linden, 1970

überliefert von Klaus Linden, Hillesheim-Niederbettingen

Es war die Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Jedes Jahr, wenn der Winter vorbei war und das Wetter langsam besser wurde, machte sich das Orgelsühmchen auf seinen langen Weg und fuhr mit seinem Hund und einem Kastenwägelchen, auf dem seine Drehorgel und eine Kiste mit Wäsche zum Wechseln standen, durch die Orte und machte Musik, wofür er von den Menschen einen kleinen Obolus bekam. So kam er dann, wenn er die Orte alle durch hatte, wie jedes Jahr am Nachmittag bei uns vorbei. Er fuhr in die Scheuneneinfahrt, machte das Scheunentor auf und fuhr mit Hund und Wägelchen in die Scheune. Nachdem sich beide, Hund und Orgelsühmchen etwas ausgeruht hatten, kamen beide ins Haus, wo sie das Abendessen bekamen, der Hund draußen in einer Schüssel und das Orgelsühmchen bei uns am Tisch. Nachdem er einige Geschichten von seiner Tagestour erzählt hatte, denen wir gespannt zuhörten, war die Zeit zum Schlafengehen angebrochen. Mein Bruder Hanni wollt ihm dann im warmen Stall eine Schlafstätte einrichten, was er aber ablehnte, weil es ihm dort zu warm wäre. So schliefen beide in der Scheune im Stroh.

Am anderen Morgen, wenn wir den Hund über den Hof laufen sahen, wussten wir, dass beide schon aufgestanden waren. Es dauerte auch nicht mehr lange und sie kamen zu uns ins Haus zum Frühstück. Nach dem Frühstück, wenn das Orgelsühmchen seine Sachen zusammen gepackt hatte, kam er auf den Hof gefahren, spielt uns noch ein Liedchen und war wieder weg bis zum nächsten Jahr. Meine Mutter erzählte noch, dass er ein sehr kleiner Mann gewesen wäre. Wenn er auf einem Stuhl saß, wäre er nicht mit den Beinen auf den Boden gekommen.