Mechel und sein verheißungsvolles Rezept

Margarethe Morsink, Landscheid

Es war an einem schönen, heißen Sommertag. Der Walmerbach, der hinter unserm alten Haus vorbei fließt, war fast ausgetrocknet. Der blaue Himmel spiegelte sich in den kleinen, mit Wasser gefüllten Tümpeln. Zwei kleine Mädchen, Anna und Gertrud, etwa 5-6 Jahre alt, spielten dort, backten Kuchen aus dem feuchten Schlamm und bestreuten ihn mit dem feinen weißen Sand, den sie in den Vertiefungen am Uferrand fanden. Auf der Dorfstraße kam Fretzen Mechel des Weges (Los - Ledig und Einzelkind), blieb stehen, sah den Kindern

eine Weile beim Spielen zu, redete mit ihnen und sagte: „Wollt ihr später die schönsten Mädchen im Dorf werden, dann müsst ihr das Gesicht mit dem feinen, weißen Sand waschen, den ihr als Zuckerersatz auf den Kuchen streut". Lachte und ging weiter. Sie glaubten Mechel und seiner Verheißung. Sie bearbeiteten ihre Gesichter bis sie voller Schrammen waren und schmerzten. Schreiend liefen die beiden zu ihren Müttern. Dort begann die Behandlung unter fließendem Wasser bis das letzte Sandkörnchen im Ausguss verschwunden war.

Mit einem in Schnaps getauchten Leinentuch ging die Verarztung unter vermehrten Schmerzen weiter. Aus Ermangelung an heilenden Salben und Cremes bekam das Gesicht eine „Schmandmaske". Die Schmerzen ließen nach und Narben gab es nicht. Erst nach dieser Behandlung begann die Befragung wie so etwas passieren konnte. Die Mütter erfuhren von der Unterhaltung mit Mechel. Ihre Antwort: „Ihr könnt Mechel doch nicht alles glauben! Nur der liebe Gott allein weiß, was kommt und was er mit Euch vorhat".

Mit der Zeit wurden die Mädchen älter.

Begegnete er den beiden im Dorf lachte er und sagte immer das Gleiche: „ Et ass nach net su wait, awer et ass am Kuun". (Es ist noch nicht so weit, aber es ist am Kommen). Wir Kinder liebten Mechel wie er mit uns redete und immer etwas Zeit für uns hatte, besonders an jedem Pfingstsonntag, wenn die Pilgerprozession zur Muttergottes nach Klausen wieder im Dorf Einzug hielt. Mechel war immer dabei und brachte uns Kindern eine große Tüte rosa und weiße Zuckerpfeifen mit, die er lachend unter uns verteilte. Die Freude auf beiden Seiten war jedes Jahr groß und das anschließende Pfeifkonzert auch.