Der beste Plattschwätzer

Mundart-Wettbewerb 2016:
Sechstklässler Simon Karsten wurde Kreissieger

Brigitte Bettscheider, Kelberg-Zermüllen

Er ist Büttenredner und Burgschauspieler und hat im Februar 2016 an der Jünkerather Graf-Salentin-Schule den Mundartwettbewerb der Sechstklässler im Landkreis Vulkaneifel gewonnen: Simon Körsten aus Neroth, Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums (GSG) Daun. „Dohmat sejn ich rischtisch fruh", bringt der Elfjährige seine Freude auf den Punkt.

Simon Körsten wusste schon länger, dass es im Landkreis Vulkaneifel einen Mundartwettbewerb für Sechstklässler gibt. „So was interessiert mich", erzählt er. Im Dezember 2015

hatte er sich als Schulsieger beim Vorlesewettbewerb am GSG für den Kreisentscheid qualifiziert. Dann erklärte ihm seine Klassen- und Deutschlehrerin Nathalie Krämer, wie er darüber hinaus auch an dem Mundartwettbewerb teilnehmen könne. Dieser ging im Rahmen des Kreisentscheids an der Jünkerather Realschule plus über die Bühne.

Simon Körsten übersetzte die von der Wettbewerbsinitiatorin Wilma Herzog (Gerolstein) umgestaltete Äsop'sche Fabel „Der Fuchs und der Hahn" mit Hilfe seines Vaters Thomas Körsten in den Dialekt seines Heimatdorfs

Simon Körsten aus Nehroth wird Kreissieger beim Mundart-Wettbewerb 2016

Die Teilnehmer-/innen des Mundart-Wettbewerbes 2016 zusammen mit Landrat Heinz-Peter Thiel und Jury-Mitglied Alois Mayer

Neroth und trug diese Fassung im Wettstreit mit elf anderen Kindern vor. Das Besondere an Simons Fabelversion seien die vielen echten Dialektwörter und -Wendungen, betonten Wilma Herzog und Alois Mayer (Daun-Pützborn) als Juroren. Einige kämen aus der nur in Neroth verwendeten Händlersprache, erklärten sie. Mit zwölf sei die Teilnehmerzahl an dem vor 16 Jahren ins Leben gerufenen Mundartwettbewerb rekordverdächtig, sagte Landrat Heinz-Peter Thiel und bezeichnete Simon bei der Siegerehrung als den besten „Plattschwätzer des Landkreises".

Im Plattschwätzen sei sein Papa sein großes Vorbild, erzählt Simon Körsten. Der Junge ist schon seit Jahren im Karneval als Dialekt kundiger Büttenredner, Sänger und Sitzungspräsident aktiv. In seiner Freizeit boxt und malt er. Mit seiner Mutter Silvia Leyendecker gehört Simon dem Ensemble der Gerolsteiner Burgschauspieler an. In der Spielzeit 2013 erhielt Simon bei den Aufführungen des Stücks „Blumen, Bräute und Banditen" viel Beifall für die Begrüßung des Publikums in Dialekt. Lam-

penfieber? „Vor den Auftritten schon", sagt Simon. „Aber wenn ich erst mal auf der Bühne bin, ist es wie weggeblasen." So wie bei seinem Vortrag in Jünkerath, als er nicht nur durch die gute Übersetzung, sondern auch durch seinen frischen, freien Vortrag überzeugte. Oder auf dem roten Sofa des SWR-Fernseh-Studios in Mainz, wo Simon als Sieger im Mundartwettbewerb am 2. März 2016 in der „Landesschau" zu Gast war.

Bei dem Mundartwettbewerb hatten die Teilnehmer neben den Urkunden auch Tassen bekommen - eine Geschäftsidee von drei neuerdings im Landkreis Vulkaneifel ebenfalls in punkto Dialekt Tätigen . Es sind der Kulturwissenschaftler Tim Becker, der Fotograf Sven Nieder und der Drucker Thomas Probst. Sie betreiben in Daun das „Kreativhaus" und machen Furore mit Dialekt-Begriffen und -Redewendungen auf Postkarten und Tassen. Darauf steht „Da je!", Nou dä!", „Dau Dappes!" oder „Schien, dat dou do woarst!". Die weiteren Teilnehmer am Mundartwettwettbewerb der Sechstklässler waren: von der

Realschule plus Gillenfeld: Lukas Wilhelmi (Gillenfeld); von der Grund- und Realschule plus Jünkerath: Chantal Klarhöfer (Hallschlag), Maximilian Lippaßon (Alendorf) und Florian Schumacher (Schmidtheim); vom St. Matthias-Gymnasium Gerolstein: Hannah Forster (Gerolstein), Janina Nöllen (Schüller) und Kim Thiesen (Hohenfels-Essingen); vom GSG Daun: Emma Göbel (Uersfeld) und Leonie Ke-ßeler (Ulmen); von der Realschule plus Daun: Alina Franzen (Mehren) und Carlo Kranz (Steiningen).

Die Fabel „Der Fuchs und der Hahn" in Simon Körstens Fassung in Nerother Platt:

Dä Fuchs unn dä Honnen

Um Alljemeenen mooch dä Fuchs en jrooße Boore im de Dirfer. Awwer dähn hej hat alt e poar Daach neist me ze botte grisch. Sejne Dalles woar nauh jrooßer als sejn Engst firr de Lejt. Unn su kroch hähn jeduckt durch et hie Schraas up et Doorf zo. Hähn sooh de Boueren up dem Fähl, Schokelen ussdohn, unn een Moss um Joorden heckelen. Hähn hiert de Pänz laachen unn demm Ballen nohloofen. Iwwer die Saach woar de Fuchs och schwehr beunruhicht, ewwer dä Dalles dreift an änn. Upp ees hiert hähn en Honnen kreesch doohn. Dooh leeft demm Iserhingerten alt de Preeht uss der Schniss, unn hähn krooch noch flotter

tropp doar. Der Honn, a stoots Dier, stoohng firr der Mist. Der Fuchs sooht: „Jooden Daach, Meester, eieret wäjen honn ich alt ä schieen Peetjen hunnert mer, firr esch ze funne. Eiere Vatter honn ich jood jekannt, än schweere Künstler, däh hat de best Stimm unn der janzer Huchet. Ech dät jähr eierer Stimm ees loohsteren. Äm End sungt ihr noch besser als eiere Vatter.

Der Honnen heelt de Moul unn fluch stracks upp de Mist. Left sejne Kiebes unn schlesst de Scheintjer unn läächt loos ze kräähe. Um Momang dääht der Fuchs en Saatz, pääckt de Honnen unn verschleeft en Richtung Besch. De Boueren roohnten datt woll, looten de Kääscht falle, schäfften demm Fuchs nooh unn brellten: „De Fuchs verschleeft de Honnen!" Wie der Honnen dat spannt, sooht der firr dä Fuchs: „Loohster ees, watt die heermedisch Boueren brelle. Soohn denn nou eehs dichtich Bescheed, soohn denne: ,Esch schleefe hej me-jne Honnen, unn nitt ejeren!'" Dohmat deeht dä Fuchs die Moul upp, firr daht zeroofe, dohdurch kitt der Honne frej, fliecht up en eewich hieje Boohm unn brellt: „Doah Liener, ich sejn net dejnt, ich sejn de Boueren!" Doh schleeht dä heermedije Fuchs sich selwer up de Moul unn sääht: „Doh däämlich Moul, hätts doh net esu heermedisch jeschwaht, hätt ich wejle jet für dech ze botte."