Seit 150 Jahren in der Region Rhein-Ahr-Eifel verwurzelt

Caroline Hensiek, Mendig

Als sich am 16. Dezember 1866 in Antweiler 49 Bürgerinnen und Bürger in größter wirtschaftlicher Not zusammenschlössen und den „Darlehnskassenverein für die Bürgermeisterei Antweiler" gründeten, ahnte keiner der Beteiligten, welche Erfolgsgeschichte daraus entstehen sollte. Sie setzen damals die ältesten Wurzeln der Volksbank RheinAhrEifel eG. 2016 blickt die Bank somit auf 150 Jahre Geschichte zurück. Ihre Historie ist eng verbunden mit der Geschichte der Region Rhein-Ahr-Eifel. Ein Blick zurück auf die wichtigsten Stationen seit 1866.

Bescheidene Anfänge - Hilfe zur Selbsthilfe

Unsere Heimat zählte 1866 zu den wirtschaft-

lich ärmsten Regionen Deutschlands. Auf dem Land gab es keine Geldinstitute. In Not geratene Bürger mussten sich von privaten Geldgebern zu hohen Zinssätzen Geld leihen. Von Händlern wurden sie beim Kauf oder Tausch von Vieh stark ausgenutzt. Auch Gewerbetreibenden in den Städten standen die vorhandenen Banken nicht offen. Aus diesem Umfeld heraus entwickelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland das Modell der Genossenschaften. Die Väter dieser Idee sind Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch. Das Prinzip, das dahinter steht: „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele gemeinsam." Raiff-eisen erlebt als Bürgermeister im Westerwald

Eifler Pioniere: Der Aufsichtsrat der Spar- und Darlehenskasse für die Bürgermeisterei Antweiler 1911. Foto: Volksbank RheinAhrEifel eG

Ein Neubau entsteht: 1968 bezieht die Volksbank Daun ihr neues Gebäude in der Abt-RichardStraße. Foto: Volksbank RheinAhrEifel eG

die Not der Menschen. Nach der Missernte 1846/47 gründet sich der „Weyerbuscher Brodverein" und damit waren die Grundlagen für die ländlichen Kredit- und Warengenossenschaften geschaffen. 1849 gründet der Jurist Hermann Schulze-Delitzsch mit der „Schuhmacher-Assoziation" die erste Genossenschaft und 1850 die erste Volksbank.

Ein Erfolgsmodell erobert die Region

Die Raiffeisenidee fällt in der Eifel angesichts der Not auf fruchtbaren Boden. In Antweiler treffen sich am 16. Dezember 1866 48 Männer und eine Frau, um den ersten Darlehnskas-senverein im heutigen Kreis Ahrweiler zu gründen. Sie sind echte Eifeler Pioniere, nur der Bitburger Bankverein ist noch älter. In Antweiler liegen somit die frühesten Wurzeln der Volksbank RheinAhrEifel. Das Genossenschaftsmodell erobert nach und nach die Region: Bis 1900 entstehen im Geschäftsgebiet der heutigen Bank bereits 37 der insgesamt 72 Vorgängerinstitute. Mit dazu trägt auch das erste Genossenschaftsgesetz für das Deutsche Reich bei, das 1889 in Kraft tritt. Den Anfang in der Vulkaneifel macht am 14. Mai 1874 der Kelberger Darlehnskassenverein. Zehn Jahre später laufen dessen Geschäfte bereits sehr erfolgreich. Das belegt ein Brief, den Friedrich Wilhelm Raiffeisen am 16. Oktober 1884 an den Kelberger Vereinsvorsteher Gyr schickt. Darin heißt es: „Es hat mich recht gefreut, daß das Protokoll des Herrn Revisors Kroll II vom 9. Oktober 1884 über die

Geschäftsführung des dortigen Darlehnskas-senverein im allgemeinen ein so günstiges Resultat geliefert, nämlich auch, daß der Herr Rechner die Bücher so korrekt geführt hat, was ich gerne lobend anerkenne." (Quelle: Festschrift 100 Jahre Raiffeisenbank Kelberg 1974, Seite 17).

Die nächste Gründung in der Vulkaneifel steht 1894 an. Zu diesem Zeitpunkt entsteht der Neunkirchener Spar- und Darlehnskassenver-ein. 1895 folgt ein Spar- und Darlehnskas-senverein in Retterath, 1896 gleich zwe Grün-dungeni: in Mehren sowie in Gillenfeld. 1899 kommt Udersdorf dazu, 1901 Niederstadtfeld und 1902 Salm. Die Dauner ziehen 1904 mit einem Spar- und Darlehnskassenverein nach und schließlich noch Uersfeld 1904 sowie 1906 Meisburg. Im Fokus stehen nicht nur das gemeinschaftliche Sparen und günstige Kredite. Oft werden auch Dünger oder Kohlen eingekauft oder die Ernte gemeinsam vermarktet - das spart Geld bzw. bringt mehr Geld ein. Der größte Teil der Genossenschaftsmitglieder kommt aus dem landwirtschaftlichen Bereich, der Rest setzt sich zusammen aus Handwerkern und Gewerbetreibenden.

Inflation und Krieg: Schwere Zeiten brechen an

Zu Beginn des neuen Jahrhunderts wird kräftig investiert in der Region Rhein-Ahr-Eifel. 1904 nimmt die Eisenbahnverbindung Mayen-Polch-Coblenz ihren Betrieb auf. Auch im Privatbereich wird kräftig gebaut. Die Mayener Volksbank etwa gewährt viele Kredite und kann ihre Reserven - trotz der sehr schwankenden Konjunktur - zwischen 1900 und 1913 verdoppeln.

Die Aufbaujahre nach der Hyperinflation 1922/23 bereiten vielen Genossenschaftsbanken große Mühe. Ein Beispiel für die Geldentwertung: Anfang November 1923 kostet ein Brot 500.000.000 Mark. Ende November 1923 sind es bereits 78.000.000.000 Mark für ein Kilo Brot. Der „Black Thursday" der Wertpapierbörse am 24. Oktober 1929 trifft auch die Region schwer. Die Wirtschaft stagniert, Handwerker und Warengeschäfte gehen bankrott. Die Reichsregierung versucht, die heimische Industrie mit einem Arbeitsbeschaffungsprogramm zu beleben.

1984 wird die Niederlassung der Volksbank Daun in der Abt-Richard-Straße noch mal erweitert. Foto: Volksbank RheinAhrEifel eG

Auch der Zweite Weltkrieg bringt schwere Zeiten für die Genossenschaftsbanken. Trotz ihrer großen wirtschaftlichen Bedeutung werden sie in der „Reichsgruppe Banken" zusammengefasst und das Geschäft auf das Einsammeln von Spargeldern, die dem Reichsstaat zugeführt werden, beschränkt. Es kommt zu Zwangsfusionen und Liquidationen. Allgemein gehen der Kreditbedarf und die Nachfrage von Handel, Handwerk und Gewerbe während des Krieges zurück. Noch während des Zweiten Weltkriegs verlagert die Genossenschaft der Spar- und Darlehnskasse Niederstadtfeld ihren Sitz nach Oberstadtfeld. 1965 benennt sie sich dann schließlich in Eife-ler Raiffeisenbank Oberstadtfeld um.

Wirtschaftswunder: Auf Expansionskurs

Den Nachkriegsherausforderungen begegnen die Banken in der Region zuversichtlich. Überall stabilisieren sich die Verhältnisse. Das zeigt ein Blick auf die Kreditsituation. Bei der Mayener Volksbank zum Beispiel verdoppeln sich die Kredite bis 1952.

Der 17. November 1958 ist in der Vulkan-eifel ein ganz besonderer Tag. Das jüngste Vorgängerinstitut der Volksbank RheinAhr-Eifel wird von 26 Dauner Bürgerinnen und Bürgern gegründet: die Volksbank Daun. Sie ist zugleich das jüngste genossenschaftliche Kreditinstitut zwischen Rhein und Mosel. Die Geschäftsräume befinden sich zunächst im Haus Zender in der Wirichstraße in Daun. Zehn Jahre nach der Gründung bezieht die Bank in der Abt-Richard-Straße ein neues Gebäude. Geplant wurde es von dem Architekten Adalbert Hommes, der gleichzeitig Bauleiter war. Der Neubau war damals ein deutliches Zeichen dafür, dass es mit der Dauner Region wirtschaftlich aufwärts geht. 1984 wird das Bankgebäude noch mal erweitert. Vom Wachstum zeugt auch die erste Zweigstelle, die die Volksbank Daun 1961 in Ulmen eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt erfreut sich das Sparen in der Bevölkerung großer Beliebtheit. Die Regierung verabschiedet nämlich das 1. Vermögensbildungsgesetz. Damit wird das Sparen durch staatliche Prämien in Höhe von

bis zu drei Prozent der Sparleistung unterstützt. Die Genossenschaftsbanken reagieren mit entsprechenden Produkten, die viel in Anspruch genommen werden. 1973 steht bei der Volksbank Daun die erste Fusion an. Die noch junge Bank geht mit der Eifeler Raiffeisenbank Oberstadtfeld zusammen. Letztere war zuvor schon mit weiteren Raiffeisenkassen verschmolzen: mit der Raiff-eisenkasse Neunkirchen (1965), Üdersdorf (ebenfalls 1965), Salm (1967) sowie Meisburg (ebenfalls 1967). 1974 übernimmt die Volksbank Daun schließlich die Raiffeisenkasse Gillenfeld und fusioniert 1975 mit der Raiffei-senkasse Mehren. In diesem Zug werden vier Filialen neu eingerichtet und sechs weitere renoviert.

Durch den Anschluss an das Raiffeisen-Rechenzentrum in Koblenz 1967 kommen die Banken in der Region auch technologisch voran. Mitte der 70er Jahre nutzen etwa in Bad Neuenahr fast 2.000 Kunden eine Scheckkarte sowie den Bankomat als Vorgänger des Geldausgabeautomaten. 1982 schafft die Volksbank Bad Neuenahr-Ahrweiler für 20.000 DM ihren ersten PC an. Nach und nach kommen in sämtlichen Genossenschaftsbanken in der Region Rhein-Ahr-Eifel Geldautomaten, Kontoauszugdrucker und Kassenterminals hinzu.

1973 ist die Eifeler Raiffeisenbank Oberstadtfeld mit Daun verschmolzen. Foto: Volksbank RheinAhrEifel

Die größte Bank der Region entsteht

Mit der Wiedervereinigung wächst in Deutschland zusammen, was zusammengehört. Und mit dem Vertrag von Maastricht 1992 nimmt auch die Europäische Union Formen an. Auch die Vorgängerinstitute der Volksbank Rhein-AhrEifel erkennen die Zeichen der Zeit: Wenn die Welt zusammenrückt, gilt es, die Kräfte in der Region zu bündeln. 1986 schließen sich zunächst die Volksbank Mendig und die Volksbank Mayen zur Volksbank MayenMendig zusammen. Zwölf Jahre später, 1998, steht dann eine große Fusion auf dem Programm. Die Volksbank Mayen-Mendig und die Volksbank Daun gehen zusammen und heißen ab diesem Zeitpunkt Volksbank Vulkaneifel. Zwei Jahre später schließen sich im Ahrtal und am Rhein die Volksbanken Bad NeuenahrAhrweiler und Andernach zur Volksbank Rhein-Ahr eG. Aus den beiden großen Instituten Volksbank Vulkaneifel und Volksbank Rhein-Ahr entsteht - nach Beschluss der jeweiligen Vertreterversammlungen - am 23. April 2002 die heutige Volksbank RheinAhr-Eifel eG. Alleine 300.000 neue Kontonummern plus eine neue Bankleitzahl gilt es im Rahmen dieser Fusion zu vergeben. Die Bank wird zur größten Bank in der Region Rhein-Ahr-Eifel. Ihre wohltätigen Aktivitäten bündelt sie seit 2009 in einer rechtsfähigen Bürgerstiftung. Seit 2008 wird außerdem der „Zukunftspreis Heimat" ausgeschrieben und jährlich verliehen. Hier zeichnet die Bank Ideen, Konzepte und Projekte aus, die den Lebensund Wirtschaftsraum in der Region Rhein-Ahr-Eifel stärken.

Rückblickend lässt sich sagen: Die Volksbank Rhein-AhrEifel ist eine junge Bank mit einer 150-jährigen Historie - geprägt von der Geschichte der Region Rhein-Ahr-Eifel und bis heute tief in ihr verwurzelt der Volksbank und mit den Menschen und eG Unternehmern verbunden.