Musikvereine und Chöre

Wichtige Kulturträger im Musikleben des Landkreises Vulkaneifel

Matthias Thömmes, Philippshein

Vorbemerkung

Im Landkreis Vulkaneifel ist ein reges Musikleben zu verzeichnen. Einen hohen Anteil daran haben die Chöre und Musikvereine, die in vielen Orten das kulturelle Leben musikalisch mit gestalten.

Musikvereine

Schon im 19. Jahrhundert gab es in einigen Orten des Kreises Blaskapellen, wie beispielsweise in Daun und Mehren. Heute hat sich ihre Zahl vervielfacht. Musikvereine sind für das kulturelle Leben eines Ortes überaus wichtig. Das ganze Jahr über gestalten sie mit ihren musikalischen Aktivitäten und Auftritten das dörfliche Geschehen und sind als Kulturträger unverzichtbar. Ob bei kirchlichen oder weltlichen Anlässen und Festen, immer sind sie im Einsatz, ob beim Martinszug, bei der Fronleichnamsprozession, am „Weißen Sonntag", am Volkstrauertag, an Karneval, an der Kirmes oder bei Konzerten, die Musiker sind stets dabei. Sie pflegen nicht nur die Volksmusik und halten sie lebendig, sondern werden auch mehr und mehr zu Vermittlern konzertanter

und moderner Musik. Hatten die Kapellen der früheren Jahre hauptsächlich Walzer, Polkas, Märsche und Volkstänze im Repertoire, so spezialisieren sich die heutigen Vereine immer mehr auf die Ausübung symphonischer und rockartiger Musik. Durch die Ausbildung an den Musikschulen, die heute alle Mitglieder der Vereine mitmachen, hat sich auch das Spielniveau der Musikvereine in den letzten Jahrzehnten bedeutend gehoben. Gegenseitige Besuche an Musikfesten und anderen Veranstaltungen geben ihnen immer wieder Gelegenheit, sich mit anderen zu vergleichen und ihre Leistungen zu verbessern.

Chöre

Kirchenchöre

Bedeutend länger als die der Musikvereine ist die Tradition der Chöre. Die ersten Chöre bei uns waren Kirchenchöre, die vom Mittelalter bis zur Barockzeit nur aus Männern und Knaben bestanden. Frauen waren ausgeschlossen und durften erst im 18. Jahrhundert bei besonderen Anlässen mitwirken. Da noch 1830

Musikverein Daun-Neunkirchen

in unseren Kirchen nur lateinisch in Form des „Gregorianischen Chorals" gesungen wurde, gab es nur kleine Gruppen männlicher Chorsänger, die stellvertretend für die Gemeinde sangen bzw. im Wechsel mit der Gemeinde vorsangen.

Zur Ausführung kam dabei hauptsächlich das Ordinarium, also Kyrie, Gloria, Sanktus und Agnus sowie an den Festtagen die Vesper. Ein solch kleiner Männerchor ist auch für Daun in einem Visitationsbericht von 1830 nachgewiesen. Dasselbe gilt für die Pfarrei Neunkirchen, wo im selben Jahr ein kleiner Männerchor existierte.

Etwa um die Mitte des 18. Jahrhunderts durften - begünstigt durch die ChristenlehrBruderschaften, erstmals auch Frauen in den Chören mitsingen. Ein solcher „gemischter

Chor" ist für Stadtkyll schon früh nachgewiesen. Im Übrigen stagnierte bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in unseren Kirchen der Kirchengesang und es blieb vorwiegend beim einstimmigen männlichen Choralgesang. Erst nach 1800 kamen allmählich auch deutschsprachige Lieder zum Einsatz im Gottesdienst, die dann aber überwiegend von den Frauen gesungen wurden. In Berichten über die Chöre heißt es oft: „Die Männer singen Latein, die Frauen deutsch." Der mehrstimmige Chorgesang kam bei uns erst um 1850 auf. Gefördert wurde er durch den 1869 gegründeten „Deutschen Cäci-lienverband", dem auch viele Geistliche, Lehrer und Sänger aus unseren Dekanaten beitraten. In vielen Pfarreien entstanden nun Kirchenchöre. Präses war in der Regel der jeweilige Ortspfarrer, Chorleiter der jeweilige Lehrer, der auch die Orgel spielte, falls eine vorhanden war. So waren Pastoren und Lehrer die Garanten für das Aufblühen der Kirchenchöre in der Folgezeit, wobei der Männerkirchen-chor immer noch dominierte. Erst nach der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wurden aus den meisten Männerchören gemischte Kirchenchöre, die im Laufe der Jahrzehnte an Zahl und Qualität zunahmen. Bis zur Liturgiereform bestand ihr Repertoire hauptsächlich aus vierstimmigen lateinischen Messen, Motetten und Segensgesängen, zu denen oft zumindest bei den versierteren Chören auch konzertante Werke mit Orchesterbegleitung unserer großen Komponisten Mozart, Schubert oder Bruckner gehörten. Diese kamen meist an

den Hochfesten des Kirchenjahres und an der Kirmes zur Aufführung. Nach der Reform kam dann mehr und mehr auch deutsches Liedgut zur Einstudierung, später vor allem das „Neue geistliche Liedgut".

Im Kreis Daun nahm das Chorwesen vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg einen enormen Aufschwung - vor allem in den größeren Orten Daun, Gerolstein, Hillesheim und Gillenfeld. Ihre Leiter Carl Breuer, Wolfgang Merkes (Gerolstein), Mock, Wies, Seidel, Alois Merkes und Hubert Blaum (Daun), Hermann und Harald Thome (Hillesheim) und Adolf Neumann (Gillenfeld) führten diese Chöre zu beachtlichen Leistungen. Durch exzellente Konzerte und Veranstaltungen machten sie sich überregional einen Namen. Leider ist das Chorwesen in den letzten Jahren vor allem durch den Mangel an Männerstimmen und jugendlichem Nachwuchs stark zurückgegangen.

Männerchöre

Männerchöre haben ein eigenes Flair. Ihre Domäne war von Anfang an das romantische Liedgut von Franz Schubert, vor allem aber Friedrich Silcher. Leistungsfähigere Chöre wagen sich auch schon mal an den „Jägerchor" von Carl Maria von Weber oder den „Matrosenchor" von Richard Wagner. Schon im 19. Jahrhundert formierten sich die ersten Männerchöre auch im Kreis Daun. An erster Stelle steht hier der Männergesangverein (MGV) Daun. Gegründet 1850 erfuhr er in den Folgejahren vor allem unter den Dirigenten Albert Blümling, Alois Merkes und Helmut Schmitz eine enorme Popularität. Nach 164 Jahren löste sich der MGV Anfang 2014 mangels Mitgliedern und Nachwuchs auf. Auch in Bodenbach, Gerolstein, Hillesheim, Gillenfeld und anderen Orten gibt es Männerchöre mit Tradition, die große Erfolge zu verzeichnen hatten und haben.

Frauen- und Kinderchöre

Diese Chorgattung kam bei uns erst in den letzten Jahrzehnten auf. Frauen- und Kinderchöre sind Vereinigungen mit drei oder vier gleichen Stimmen in der oberen Lage. Sie haben deshalb einen ganz besonderen Klangreiz, der vor allem bei Volks- und Weihnachts-

liedern hervorragend zur Geltung kommt. Im Landkreis Vulkaneifel gibt es folgende Kinder- und Jugendchöre: Jugendchor Dockweiler, Kinderchor Dockweiler, Kinder- und Jugendchor Bongard, Kinder- und Jugendchor des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, Kylltallerchen Lissendorf, Kinderchöre der Grundschule Daun, Kinderchor Stadtkyll, Kinder- und Jugendchor „Ohrwurm" Deudesfeld, Kinderchor Gillenfeld „Hast du Töne", Junger Chor Gillenfeld „Via nova". 2007 produzierte der Lions-Club Daun eine CD mit dem Titel „SING", auf der sich die Kinder-und Jugendchöre des Landkreises Vulkaneifel darstellen. Die CD enthält 23 Beiträge mit modernen Kinderliedern von Rolf Zukowski, Gospels, Musicals, Popsongs und modernen weihnachtlichen und geistlichen Liedern.

Der Sängerkreis Vulkaneifel Daun

(nach Richard Esch, HJB 2004)

Eine ganze Reihe von Chören ist im „Sängerkreis Vulkaneifel" eingegliedert. Den Sängerkreis Daun gab es bereits 1933. Infolge der Kriegswirren musste er jedoch seine Aktivitäten einstellen und wurde erst am 27. Januar 1952 nach einigen Fehlversuchen wieder neu gegründet. Zum 1. Vorsitzenden wurde damals Jakob Siebenmorgen aus Daun gewählt. In seiner am 25.11.1984 beschlossenen Satzung hat sich der „Sängerkreis Daun" folgende Ziele gesetzt:

- den Chorgesang als wichtige kulturelle Gemeinschaftsaufgabe zu fördern und zu erhalten;

- Richtlinien zu deren Erfüllung sind das Kulturprogramm des Deutschen Sängerbundes und die von seinen Organen erarbeiteten Grundsätze im musikalischen und organisatorischen Bereich;

- er verfolgt keine politischen und konfessionellen Ziele und ist eine Gemeinschaft aller Volksschichten ohne Unterschied von Stand, Beruf und Religionsbekenntnis;

- der Sängerkreis verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke" der Abgabenordnung... "

- Mitglied im Sängerkreis können alle Männer-, Frauen- und gemischten Chöre sowie Jugend- und Kinderchöre im Landkreis Vulkaneifel werden.

Nach Beschluss der Satzung gab sich der im Vereinsregister eingetragene Sängerkreis den Namen „Sängerkreis Vulkaneifel Daun" (heute heißt er „Chorverband Vulkaneifel").

Sinfonieorchester Gerolstein

Das Sinfonieorchester Gerolstein

Im Jahre 2005 entstand auf Initiative des Gerolsteiner Organisten und Dekanatskantors Wolfgang Merkes das „Sinfonieorchester Gerolstein". Schon bald hatten sich zwei Dutzend Musiker mit verschiedenen Instrumenten gemeldet, so dass bereits im Mai 2005 die erste Probe war. Im Oktober 2007 wurde der Beschluss gefasst, das Orchester auf die Basis eines eingetragenen Vereins (e. V.) zu stellen. In der dabei aufgestellten Satzung heißt es: „Sinn und Zweck des Vereins ist die Pflege der Orchestermusik des 17. bis 21. Jahrhunderts. Vorsitzender ist Klaus Burgund aus Gerolstein; Dirigent Wolfgang Merkes. Wolfgang Merkes führte in intensiven Proben die Musiker zu einem homogenen Klangkörper zusammen, so dass schon nach verhältnis-

mäßig kurzer Zeit das erste Konzert in der Gerolsteiner St. Annakirche mit Werken der Barockzeit stattfinden konnte. Ein zweites Konzert gab das Orchester im Januar 2008 in der Pfarrkirche Hillesheim. Neben den Instrumentalwerken „Sinfonie Nr. 4 F-Dur" von Boyce und Handels „Konzert für Violine und Orchester" sowie die „Sinfonie Nr. 3 D-Dur" von Friedrich II. wurde das Konzert aufgelockert durch die Sopranistin Birgit Gibson. Sie interpretierte die Bach-Arie Mein Herz will ich dir schenken, Handels O hätt' ich Jubals Harf aus dem Oratorium Josua sowie Mozarts herrliches Laudate Dominum. Den Violinpart in Handels Violinkonzert spielte die 28jährige Judith Willems aus Echtershausen. Weitere Konzerte des Orchesters fanden im selben Jahr in der Klosterkirche Don Bosco in Jünkerath und in der Pfarrkirche St. Anna in Gerolstein statt. Mittlerweile ist das Orchester durch zahlreiche weitere Konzerte überregional bekannt geworden. Neben Werken unserer großen Meister Haydn, Mozart, Faure, Beethoven und anderen hat das Sinfonieorchester auch Werke der gehobenen Unterhaltungsmusik im Programm wie beispielsweise Walzer von Emil Waldteufel und Johann Strauss.