Begeisterung fürs Theater

Felicitas Schulz, Hillesheim

2007: Die Zunftmeisterin

Die „Spielleute zu Hillesheim" sind seit 17 Jahren eine feste kulturelle Institution in der Vulkaneifel und auch darüber hinaus. Mit ihren gespielten „Eifeler Geschichtsstunden" rückt dabei die historische Vergangenheit in greifbare Nähe. Was die gelebte Vereinsarbeit beflügelt, sind das Verständnis und die Hilfsbereitschaft untereinander. Das alles bietet seit

1999 die Laienspielgruppe im Hillesheimer Eifelverein e.V. und ist zugleich für die Altersstruktur ein gutes Omen. Mit über 100 Terminen mit Einaktern, gespielten Stadtführungen, Vorträgen und Verzell-chern bei Stadt- und Dorffesten, Jubiläen, kulturellen, sozialen und kirchlichen Veranstaltungen sowie in Seniorenstiften traten von Beginn an oftmals mehrere Generationen auf. Besonderen Anreiz bot die Gruppe für Schüler um frei sprechen zu lernen, was nach anfänglichen Befindlichkeiten restlos allen gelang. Gut drei Dutzend Kinder und Jugendliche bereicherten sporadisch die Vorführungen als Spieler, Musikanten oder in Tanzgruppierungen.

2007:Die Zunftmeisterin

Kleine erheiternde Zwischenfälle sind auch heute noch bekannt, wie beim Auftritt der „Kräuterweiber - gegen Pestilenz und Ungemach" bei der historischen Festwoche auf dem Graf-Mirbach-Platz. Statt den Namen vom Hillesheimer Schultheiß Tilkin zu hören, der sein Geld bis nach Schönecken verlieh, vernahmen die dicht gedrängten Zuschauer den Namen des Politikers Trittin. Die Verwechslung ließ einen lang andauernden Beifallssturm auslösen.

Der Vorliebe, an Denkmal geschützten Plätzen möglichst unter freiem Himmel aufzutreten, ist die Gruppe treu geblieben. Bei den erfolgreichen Hillesheimer Sommer- und Weihnachtsmeilen in unmittelbarer Nähe zur

2016: Die vertauschte Elle

Stadtmauer wussten die Spieler mit „Die Eife-ler Erde biete so viel Gutes, man muss es nur zu nutzen wissen" die Zuschauer aus nah und fern restlos zu begeistern. Mit mehreren Fernsehaufzeichnungen (SWF3, WDR) wurden die Laienschauspieler einem breiteren Publikum vorgestellt. Der erste überregionale Erfolg bahnte sich im Jahre 1999 bei der „Criminale", dem Vorläufer von Tatort Eifel, mit dem kriminellen Stadtrundgang „Als es noch echte Schlitzohren gab" an. Weitere sechs Teilnahmen in den Jahren zwischen 2005 und 2015 bei dem über die Eifel hinaus bekannten Tatort-Event folgten. Im Jahre 2007 wurde die Gruppe vom Eifel-verein mit dem Wolf-von-Reis-Kulturpreis für Brauchtumspflege ausgezeichnet. Die Manuskripte verfasst nach historischer Realia und teils fiktiven Personen die Stadtführerin und Gründerin/Leiterin der Laienspielgruppe. Mit 15 Darbietungen wurde das Stück „Wie die Kartoffel in die Eifel kam" am häufigsten aufgeführt. Auf Grund der vorhandenen Head-sets sind die Einakter nur bis zu neun Rollen besetzt, wobei einige Doppelbesetzungen vorgenommen werden. Allgemein stehen mit dem Techniker-Team, Regie und Assistenz 18 bis

20 Ehrenamtliche unterstützend zur Seite, die in den Sommermonaten einsatzbereit sind. Das Textlernen geschieht zum großen Teil spielerisch bei den Proben, und klappt es mal nicht, dann kann es passieren, dass der Schultheiß aus „Die Zunftmeisterin" den Zeigefinger erhebt und sein Züchtigungsrecht androht. Das zieht unweigerlich eine der vielen Lachsalven nach sich, und gleich fällt allen der Text wieder ein. Kurz vor einem Auftritt in Kerpen gab es eine Sprechprobe, doch keinem fiel auf Anhieb ein, was er zu sagen hatte. Plötzlich war von hinten zu hören: „Ich habe noch zwei Flaschen Sekt im Kofferraum, die müssen geleert werden." Der gelungene Auftritt wurde an diesem heißen Sommerabend unter freiem Himmel gewohnt mit viel Applaus bedacht.

Bisher spielten von Beginn an um die 40 Mitglieder mit, von denen einige aus Altersgründen, Wohnungswechsel oder Zeitmangel ausschieden. Die Verbundenheit blieb jedoch mit vielen erhalten. Das zeigte sich beim zehnjährigen Jubiläum, bei dem alle Ehemaligen die Gelegenheit wahrnahmen, noch mal Theaterluft zu schnuppern, wenn auch nur mit Fotos aus den Stücken und bei netten Gesprächen. Mit Seminaren, regelmäßigen Stammtischen, Geburtstagsfesten, Wanderungen und Filmrückblenden der Theaterstücke bleibt die Gemeinschaft im Verein lebendig. Die Gruppe zeichnet aus, dass sich beurlaubte Spieler nach Jahren zurückmelden um sporadisch einzusteigen. Das zeigte sich wieder einmal im Jahr 2016 bei der „Vertauschten Elle", einem mittelalterlichen Marktspektakel.