95 Jahre Eifelverein Schalkenmehren
Hartmut Flothmann, Schalkenmehren
„Wer das Maardorf Schalkenmehren im Herzen der Vulkaneifel einmal besucht hat, wird davon nicht mehr losgelassen." Vor 25 Jahren lernte ich mit meiner Frau Schalkenmehren durch einen Wanderurlaub kennen. Ab diesem Zeitpunkt entwickelten wir uns in immer wiederkehrende Gäste, die Schalkenmehren
Aufnahme des Autors in den erweiterten Vorstand der OG Schalkenmehren, August 2005, Weinfelder Maar.
zur Wahlheimat erkoren und seitdem viel Zeit im Drei-Maare-Dorf verbringen. Wir lernten die abwechslungsreiche Landschaft und die Menschen kennen sowie eine intakte Dorfgemeinschaft, von der die Ortsgruppe des Eifelvereins seit 95 Jahren ein Teil ist. Nach und nach übernahm ich einige Aufgaben und es dauerte nicht lange, bis der Eifelverein, respektive der damalige Vorsitzende Werner Zillgen mich ansprach, meine geführten Wanderungen in den Dienst des örtlichen Ei-felvereins zu stellen. Mit der Neuaufstellung
der Vorstandschaft wurde mir die Kultur- und Pressearbeit anvertraut, der ich mich seither gerne widme.
Danach erfuhr ich, welchen Stellenwert die mündliche Überlieferung im Dorf hat. Geschichtliche Zusammenhänge, über die es
wenig nachzulesen gab, wurden so aufgedeckt. Die große Anzahl der Eifel-vereinsmitglieder meiner Generation war beeindruckend. Sie informierten mich über alles, was sie über das Dorf und die Maare wussten. Nun ist es etwas anderes, ob man dies von Kindesbeinen an kennt oder sich durch Befragungen und Akteneinsicht erarbeiten muss, um es seinerseits an Wanderer und Gäste weitergeben zu können. Eingeprägt haben sich mir aus vielen Gesprächen über die Eifelmaare die Redewendungen „Wo os dahn hey dat Moar?" und „Kenne mer!", aber das moselfränkische Platt blieb kein unüberwindliches Hindernis. Es folgte die Teilnahme an den Eifelvereins-Wanderführerlehrgängen, die ich nicht missen möchte, genau so wenig wie das Kennenlernen vieler Eifelfreunde aus Nah und Fern. Die Umsetzung von Theorie und Praxis in das örtliche Eifelvereinsprogramm machte Spaß, weil die Resonanz nichts zu wünschen übrig ließ, und meine Wanderangebote brachten
mir bald das Attribut „Montagswanderer" ein. Die Aktivitäten des „Wahl-Schalkenmehreners" wurden gelegentlich auch mit einem Bedauern begleitet, dass sich ausgerechnet immer wieder Auswärtige so ins Zeug legen, was bei näherer Betrachtung ja wirklich nicht stimmt. Ich bekam jedenfalls immer neue Anregungen, meine Themenwanderungen in Schalkenmehren auszudehnen.
Die erste Historische Ortsführung durch das Drei-Maare-Dorf in 2006 war ein Knaller. Jeder Interessierte war zur Stelle, um mitzuerleben, was „der Neue" zu erklären hatte, wo doch jeder mit Recht sagen konnte: „Kenne mer". Inzwischen gehört diese Führung zum Begleitprogramm aller Jubiläen oder Feste des Eifelvereins. Die Wanderungen durch die Schalkenmehrener Kulturgeschichte wurden erweitert durch Wanderungen auf den Spuren der Kelten und Römer, der Altburg, des untergegangenen Dorfes Weinfeld, der vormaligen Mühlen, der Quellen, Bachläufe und Brunnen, der Bildstöcke und Motivkreuze, der Weber und des ehemaligen Observatoriums Hoher List.
Die Sammlung Pitt Kreuzberg der Gebr. Rau wird seit dem Dorf- und Gästefest 2006 vom Kulturwart des Eifelvereins kontinuierlich den zahlreichen Besuchern erläutert und, wenn möglich, der Themenwanderung angehängt. Bei Besucher-Anfragen wird die Galerie mit ihren ca. 80 Werken oftmals als Pitt-Kreuzberg-Museum bezeichnet. Ich bevorzuge die Bezeichnung „Privates Sammler-Museum", wohl wissend, dass die Räumlichkeiten keine öffentliche Rolle zulassen.
Immer noch beliebt ist der „Wanderführer Schalkenmehren: Historische, naturkundliche und geologische Streifzüge". Das Wanderbuch enthält alle geführten Kulturwanderungen, die der Autor als Wanderführer und Kulturwart des örtlichen Eifelvereins entwickelt hat. Neben den geschichtsträchtigen Dorfrundgängen sind Geo-Wanderungen und Wanderwege durch die schöne Kulturland-
schaft beschrieben, so dass der Wanderfreund in Schalkenmehren „Natur und Kultur" harmonisch miteinander verbinden kann.
Klar, dass die Dichte der wassergefüllten und verlandeten Maare in der Gemarkung Schalkenmehren auch Wanderführer der OG inspiriert hat, sich über die Veranstaltungen der Natur- und Geopark Vulkaneifel GmbH weiterzubilden und örtliche Geo-Wanderungen anzubieten. Der Autor dieses Beitrages hat eine Neun-Maare-Wanderung im Programm, die die Vulkandichte in Schalkenmehren fo-kussiert, zumal die Wanderung auch noch an Schlackenkegeln vorbeiführt. Das LEADERProjekt „Dauner Maarlandschaft" hat die Aufmerksamkeit auf das „Acht-Maare-Dorf Schalkenmehren" erhöht. Davon profitieren auch die Eifelsteig-Wanderer auf ihrer Etappe durch die Gemarkung Schalkenmehren.
Das Erscheinungsjahr des Jahrbuchs bietet der Ortsgruppe unter dem Vorsitz von Michael Hensel Gelegenheit, ihre Veranstaltungen dem Motto „95 Jahre Eifelverein Schalkenmehren" zuzuordnen. Neben den genannten Angeboten für Einheimische und Gäste zählen informative und gesellige Veranstaltungen, Wanderungen und Exkursionen, Wanderfahrt und Tagesfahrt, OG-Stamm-tische, Grillfest, sowie eine Glühweinwanderung zu der Eifelvereinsschutzhütte, Farnhütte genannt, die vor 50 Jahren errichtet wurde. Bei dem Eifelvereins-Brunnenfest 2014 durfte ich als Kultur- und Medienwart darauf hinweisen, dass es nach der erwähnten Neuaufstellung des örtlichen Eifelvereins stramm aufwärts ging und wir 2009 in Eupen/Belgien als eine der ersten Ortsgruppen den Wolf-von-Reis-Kulturpreis des Hauptvereins abholen durften. Mit nachhaltigen Anstößen und Aktivitäten möchte der Eifelverein auch im Jubiläumsjahr die Alleinstellungsmerkmale des Dorfes in Wert setzen und den Gästen nahe bringen. Reserven sind noch vorhanden durch das künftige Einrichten von Geo- und Kulturrouten.