Die St. Sebastianus-Schützen-bruderschaft Kelberg 1629 e.V.

Dr. Jürgen Schäfer, Kelberg

17.April 1932, Bau des ersten Schützenstandes unter tatkräftiger Mithilfe von Präses Pfarrer Franz Kops

Im Dreißigjährigen Krieg, in der Zeit, in der hier im Kelberger Raum die Soldaten, Plünderer und die Pest wüteten, wurde in Kelberg die St.-Sebastianus-Rochus-Schützenbruderschaft gegründet. In den Visitationsakten des Domarchivs in Köln ist der 22.09.1629 als Gründungsdatum aufgeführt. Es ist die Zeit nach dem Konzil von Trient, in der das religiöse Leben einen großen Aufschwung erlebte. Der Hl. Sebastianus wurde von je her als Schutzheiliger gegen Krieg und Pest verehrt. Es ist anzunehmen, dass die Bruderschaft somit aus religiösen Gründen und aus Nachbarschaftshilfe entstanden ist. Die Visitationsakten im Domarchiv in Köln wissen weiter, dass der Bruderschaftstag am Montag nach dem Sonntag Lätare gehalten wurde. Am Namensfest wurde immer eine hl. Messe für die lebenden und am Tag danach eine hl. Messe für die verstorbenen Mitglieder der Bruderschaft gefeiert. In den Akten ist weiterhin erwähnt, dass sich die Bruderschaft verpflichtet hatte, jährlich eine Singmesse am Hauptaltar und eine Lesemesse am Seitenaltar (Katharinenaltar oder auch „Altar der tausend armen Seelen" genannt) zu feiern.

Im Buch „Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Eifeldekanat gehörenden Pfarreien" schreibt Pfarrer Schug: Die Bruderschaft vom hl. Sebastian und Rochus erreichte ein sehr hohes Alter. Sie wurde von der jetzigen Bruderschaft 1932 wieder neu belebt. Am 06. April 1932 fand die Gründerversammlung der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft statt. Bereits am 17. April war eine Geländebesichtigung für den Bau des Schießstandes. Pfarrer Kops war von Anfang an dabei und beteiligte sich stark an der Gestaltung des Vereins.

Am 5. Mai fand das erste Preisschießen mit Sechs-Millimeter-Munition statt. Am 25. Juli 1932 wurde mit dem Bau des Schießstandes im „Totental" am Fuße des Schwarzenbergs begonnen und am 26. März 1933 eingeweiht. Bei dieser Feier gab man sich das Geleitwort „Treue zur Kirche, zur Heimat und zum Vaterland".

Neben dem großen Aufschwung, den die Bruderschaft derzeit erlebte, stellten sich auch die ersten Hindernisse ein. Hier ein Bericht des Landjägereipostens zu Kelberg vom 2. Juli 1933: „An die Polizeibehörde in Kelberg

Bericht:

Am 2. Juli 1933 wurde in Kelberg auf Verfügung des Herrn Landrats vom 1.7.1933 (Betr., Schließung der Geschäftsstellen, Sicherstellung des Inventars und Vermögens der katholischen Jungmännerverbände von der Schützenabteilung „Sebastian Kelberg") nachfolgendes Inventar und Vermögen sichergestellt:

1. 1 Mauser Kleinkalibergewehr mit Hülle und Riemen Nr. 79562

2. 350 Patronen

3. 1 grün-weißer Wimpel

4. Quittungen pp. 5. Bargeld 66,18 RM. Unter diesem Betrag befinden sich 40 RM die die

Fa. Müller, Kelberg für geliefertes Holz zu erhalten hat. Fa. Müller hat das Geld erhalten, da noch keine Rechnung vorlag, hat der Verein das Geld bei der Fa. Müller zurückgenommen und mir übergeben. 5. Friedrichs Oberlandjäger a. Pr."

In der Zeitschrift „Der Schützenbruder" vom November, „Mitteilungsblatt der Erzbruderschaft vom Hl. Sebastian" steht, dass die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Kelberg, Kreis Mayen unter der Mitglieds-Nr. 76 eingetragen ist.

Nachdem man erklärte, dass die Bruderschaft dem Bund der Erzdiözese und als Wehrsportgruppe dem deutschen Schützenbund angeschlossen sei, erhielt man am 19. Januar 1934 eine neue Genehmigung. Durch den Kriegsausbruch 1939 kam die Bruderschaft zum Erliegen. Am 20. Januar 1954 trafen sich ehemalige Mitglieder und neue Interessierte zur Wiederbelebung der St.-Sebastianus-Schützenbruder-schaft. Es waren zwölf Personen. Am 9. Februar 1954 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Am 19. Juli 1954 wurde ein neues Luftgewehr angeschafft, am 27. Juli mit einem Preisschießen im Jugendheim Kelberg der Schießsport wieder eröffnet.

Die Mitgliederzahl wuchs stetig von Jahr zu Jahr.

Am 11. Mai 1958 wurde der Schießstand eingeweiht und an Fronleichnam 1958 erstmals wieder ein Schützenkönig ausgeschossen. Am

1958 Einweihung des neuen Schießstandes nach Aufnahme des Schießbetriebes mit Präses Johannes Wienandy

Diözesankönigspaar Jürgen und Irmgard Schäfer mit Iris und Marko beim Königinnentag in Odenthal. Fahnenträger der verstorbene Brudermeister Josef Sicken, der amtierende Brudermeister Hubert Müller und Ernst Braun

5. März 1967 wurde unser Mitglied Heinrich Braun bei der Delegiertentagung des Bundes Maria Laach zum Bezirksbundesmeister gewählt.

In den Jahren 1967 und 1968 wurde der Schießstand im Blockhausstil neu ausgebaut und damit die Voraussetzung zur Austragung des 42. Bezirksbundesfestes geschaffen. Im Januar 1983 wurde beschlossen, dass ein Schützenkönig erst wieder nach fünf Jahren zum Königsschießen antreten kann. Am Patronatstag 1983 wurde die Statue des Hl. Sebastian, gestiftet von Schützenbruder Theo Schmitt, in der Kirche aufgestellt. 1984 entfernte die Bruderschaft die am Fuße des Schwarzenbergs stehende Ruine eines „Heiligenhäuschens" und ersetzte es durch ein neues zu Ehren des Hl. Antonius. An Fronleichnam 1986 erreichte mit Marliese Zimmer zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte eine Frau die Königswürde. 1989 errang mit Jürgen Schäfer zum ersten Mal in der Geschichte der Bruderschaft Kelberg und des Landkreises Daun ein Schütze die Würde des Diözesankönigs des Bistums Trier. Zum siebten Diözesankönigsfest reisten mehr als 500 Schützen an. Die Spendenaktion des Diözesankönigspaares unter der tätigen Mithilfe von Brudermeister Vinzenz Theisen, Bürgermeister Karl Häfner und allen Mitgliedern erbrachte 18.000 DM für soziale Zwecke.

Dank der herrausragenden Unterstützung durch die Bruderschaft konnte das Diözesankönigspaar Jürgen und Irmgard Schäfer 3,5 Tonnen Lebensmittel auf den Weg nach Rumänien bringen v. li. Johann Schmitz, Vinzenz Theisen, Karl Häfner, Jürgen und Irmgard Schäfer

Eine von der Bruderschaft durchgeführte Kleidersammlung wurde aufgearbeitet, sortiert und säuberlich in der Schützenhalle bereit gelegt. Eine große Anzahl von Flüchtlingen, die ohne jede Habe über die Grenze gekommen waren und in der Verbandsgemeinde Kelberg untergebracht wurden, konnten sich hier bei Kaffee und Kuchen fürs Notwendigste einkleiden. Den Dank und die Freude, die wir bei dieser Aktion erfuhren, war für alle Schützen Ansporn, die Aktion „Menschen in Not" zu unterstützen. Am 24. März 1990 übergab das Diözesankönigspaar im Rahmen dieser Aktion eine Spende von 3,5 Tonnen Lebensmittel an einen Hilfstransport nach Rumänien. Der Erlös des Dorfmeisterschaftsschießens vom 29. April 1990 wurde der Behinderten-Rollstuhl-Sportgruppe Hillesheim zur Verfügung gestellt.

Am 28. April 1991 bestritt eine Abordnung von Schützen auf dem Sportfest der Roll-stuhlsportgruppe Hillesheim im Rollstuhl fahrend ein Basketballspiel gegen den Gastverein, das trotz mehrerer Strafwürfe mit 7:0 endete. Im 400-Meter-Bahnfahren im Rollstuhl erreichten die Schützen Siege und wurden für ihre Leistungen mit Ordenplaketten ausgezeichnet.

Vom 16. bis 18. Mai 1992 feierte die Bruderschaft ihr 60. Stiftungsfest und die 363. Wiederkehr der erstmaligen Gründung. Bei diesem Fest wurde während des Festgottesdienstes die

neu angeschaffte Fahne gesegnet und vorgestellt. Der Hochmeister Prinz Hubertus Sayn zu Wittgenstein war mit Gattin und jüngstem Sohn angereist, um mit uns dieses Fest zu feiern.

Doch die Zeiten, in denen die Schützenbruderschaft mit ihrem Motto „Glaube, Sitte, Heimat" ein guter Ansprechpartner auch für Jugendliche war, haben sich erheblich geändert. Heute muss sich die Bruderschaft unter der Leitung von Marga Kinner deutlich anderen Herausforderungen stellen. Moderne Medien und ein Vertauensverlust in Kirchen sowie eine Abkehr von den traditionellen Werten unserer Gesellschaft und eine unverkennbare Überalterung stellen die Bruderschaft vor enorme Herausforderungen. Diesen Herausforderung nimmt sich der aktuelle Vorstand um Marga Kinner mit Jürgen Schäfer, Norbert Saxler, Martin Theisen, Holger Hagerhoff, Hans-Peter Ulbricht, Simone Sölter, Klaus Kinner und Gilbert Blockeel mit großem Engagement an.

Bogenschießen

Die neuen Majestäten 2016: Schützenkönigin Simone Sölter, Scheibenkönig Rainer Göbel, Bergmannpokal Luise Hens, Jungschützenprinz Lars Schmidt, Schülerscheibenprinz Jan Schomisch

Mit der sehr erfolgreichen Neugründung einer Bogenschützengruppe 2016, die aktuell von Ludwig Braun und Jutta Marzi geführt wird, nimmt die Mitgliederzahl wieder erfreulich zu. Sollte dieser Bericht Ihr Interesse geweckt haben, sich der Bruderschaft St. Sebastianus Kelberg 1629 e.V. anzuschließen, laden wir Sie

gerne ein - ob Sie sich im Schießsport (Kleinkalieber, Luftgewehr, Bogenschießen) oder innerhalb der Bruderschaft und ihrer sozialen Ausrichtung engagieren wollen, sprechen Sie uns an! Der aktuelle Kontakt ist Marga Kinner, Telefon 02692/1897, oder unter: www.schuetzenbruderschaft-kelberg.de