Handwerkerverein
St. Josef zu Üdersdorf

Günter Altmeier, Üdersdorf

1908 schlössen sich in Udersdorf 30 weitsichtige Handwerker zusammen, um gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und den Ort und die Region weiter zu entwickeln. Aufbauend auf christliche Werte und getragen von Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit, wurden Handwerker damals wie heute geschätzt. Die Niederschrift über die Gründungsversammlung am 5. April 1908 liegt leider nicht mehr vor. Im Protokoll der ersten offiziellen Versammlung ist nachzulesen, dass 38 Mitglieder anwesend waren, darunter auch Pastor Nossem. Denn handwerklicher Zusammen-schluss auf christlicher Grundlage bedeutete auch, die Kirche in das Vereinsgeschehen ein-zubeziehen. Schon zwei Jahre nach der Gründung übernahm Pastor Nossem das Amt des Präses, was dem noch jungen Verein zu einem Aufschwung verhalf.

Er gipfelte in der Anschaffung einer Vereinsfahne, die im Jahre 1910 durch Bischof Korum dem Patron der Handwerker - dem hl. Josef -geweiht wurde.

Vielen Protokollen der Anfangs- und späteren Zeit ist zu entnehmen, dass die bescheidene Kassenlage des Vereins eine große Rolle spielte. Daher wurden neben Theateraufführungen in den Wintermonaten auch Kegel-und Schießsportveranstaltungen zur Aufbesserung der Kasse angeboten. Während der beiden Weltkriege müssen die Aktivitäten des Vereins als äußerst eingeschränkt bezeichnet werden. Ein normales Vereinsleben war nicht möglich, es wurden kaum Versammlungen abgehalten und die Aufzeichnungen dieser Jahre sind spärlich. In einem Protokoll von Ende 1915 ist nachzulesen, dass aus der Pfarrei 83 Personen für den Kriegsdienst abgerufen wurden. Davon hatten zu diesem Zeitpunkt bereits 13 den „Heldentod" erlitten. Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren geprägt von Arbeitslosigkeit und Inflation, von denen in besonderem Maße auch die Eifelregion aufgrund fehlender Infrastruktur betroffen war. Trotzdem erfolgte bereits Ende des Jahres 1919 die Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit. Zum Vorsitzenden wurde der Metzgermeister Wendels gewählt, das Amt des Präses übernahm Pastor Blum. In den Zeiten der Inflation stieg der Mitgliedsbeitrag von einer auf 1000 Mark. 1932 wurde durch die Nazis die Vereinskasse beschlagnahmt und die Vereinsarbeit verboten. Nach Kriegsende war an die Wiederaufnahme des Vereinslebens erst einmal nicht zu denken. Die Erinnerungen und die erlittenen Schicksalsschläge mussten erst einmal verkraftet werden.

1950 unternahmen die verbliebenen Mitglieder mit Familienangehörigen einen Ausflug an den Rhein zur Loreley. 1957 lud der Schreinermeister Josef Stadtfeld zu einer Versammlung ein, bei der die Wiederaufnahme eines aktiven Vereinslebens beschlossen wurde. Bedingt durch den Wiederaufbau erlebte das Handwerk in den 1950-er Jahren seine Blütezeit. Neben den Handwerkern in Udersdorf - wie Metzger, Bäcker, Schmied, Schneider, Schuster, Schreiner, Maurer, Verputzer, Steinmetz - waren viele Mitglieder in den Steinbruchbetrieben und im Hoch- und Tiefbau in Udersdorf und Daun beschäftigt. Der Handwerkerverein wirkte in den Jahren nach der Wiederaufnahme des Vereinslebens auf vielfältige Weise rege an der Gestaltung der Dorfgemeinschaft mit, unter anderem führte er gesellige Veranstaltungen in den Wintermonaten sowie Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung durch. In diese Zeit fiel auch der Umbau der damaligen Pfarrscheune in das heutige Pfarrheim durch Mitglieder des Handwerkervereins. In den Jahren danach zeichnete der Verein durch mannigfaltige Aktivitäten wie Handwerkerausstellungen und -umzüge verantwortlich. Auch übernahmen die Handwerker die Kosten für die Renovierung von Statuen wie die des hl. Josef in der kath. Kirche St. Bartholomäus. Im Jahr 1983 erfolgte durch den Handwerkerverein die Neuaufstellung des Aarleykreuzes, das im Jahr 1949 von den Kriegsheimkehrern aus Dankbarkeit errichtet worden und in die Jahre gekommen war. Auch wird seit jener Zeit von Verantwortlichen des Vereins ganzjährig für Blumenschmuck am Ehrenmal auf dem Friedhof gesorgt.

Dank der Unterstützung von einigen ehrenamtlichen Helfern - meist Rentnern - wurde 2014 die Fassade des Pfarrheims einer Komplettsanierung unterzogen. Die Mitglieder des Vereins konnten in etlichen Stunden uneigennütziger Arbeit eine erneute Aufwertung des Hauses erreichen.

Der Katholische Handwerkerverein St. Josef Üdersdorf feierte 2008 sein 100-jähriges Bestehen, ein bemerkenswertes Jubiläum, auf das nicht viele Vereine verweisen können. Unter Leitung des Vorsitzenden Manfred Wagner, der seit 1973 - also seit 43 Jahren - dem Verein vorsteht, wurde das Jubiläum an zwei Tagen ausgiebig gefeiert. Inzwischen hat sich der Verein auch für Nichthandwerker geöffnet. Mit der Durchführung von Familienfesten und Vereinsausflügen trägt der Verein auch weiterhin zur Festigung einer intakten Dorfgemeinschaft bei.