Mir verzellen ösch
wie öt fröher in Helleshem wohr

Felicitas Schulz, Hillesheim

Früher gingen die Leute von den Dörfern zu Fuß zum Kram- und Viehmarkt und auch sonst, wenn in Hillesheim was los war. Unser Ort war ja weit und breit bekannt. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts kamen Tiere in Viehwagen mit der Bahn nach hier. Junge Kerle warb man an, die die Tiere auf der Straße zum Viehmarkt trieben und dafür Schwanzgeld erhielten. Waren nur paar Groschen, aber das war damals schon etwas. Bauern kamen mit Pferde- oder Ochsengespanne auf den Schweinemarkt mit Kisten voller Ferkel, wo heute ein Parkplatz, der Lindenplatz, ist. Nachts um vier Uhr kamen die ersten Viehhändler, tranken Kaffee an Meyers, wo jetzt das Sonnenstudio nahe dem Viehmarktplatz ist. An den zweimal im Monat stattfindenden Marktagen sollten Polizisten die Fahrzeuge durch die Bachstraße leiten. Sie stellten dafür nur Hinweisschilder auf und saßen lieber in ihren grünen Uniformen mit durstigen Kehlen in den Gastwirtschaften und schauten, wie sie sagten, von dort nach den Rechten. Besonders begehrt war Fasens Kneipe, wo sie vom Fenster alles im Blick hatten und sich mit Skatspielen die Zeit vertrieben, wie geflüstert wird. Oft zählte man über 1000 Tiere an einem Markttag. Nachmittags mussten dann im Ort die Lehrlinge die Straße gründlich kehren um dort allen Unrat zu entfernen. Aber dann wurde Anfang der 80-ziger Jahre die riesige Markthalle gebaut, damit die Tiere und die Händler vor der Witterung geschützt waren. Als nur noch 4 Jungbullen aufgetrieben wurde, läutete es das nahende Ende des bekannten Viehmarktes ein. Und das war formal 2003. Ist der Viehmarkt auch passe', den Krammarkt gibt es noch und dazu seit ein paar Jahren an jedem Donnerstag den Frischemarkt.

Was gab es denn noch bei uns? Den Gesangsverein „1839 Eintracht Hillesheim", wo fast aus jeder Familie mal einer mithalf, das deutsche Liedgut an die Öffentlichkeit zu bringen. So sollen viele Veranstaltungen bis weit nach Mitternacht gedauert haben und endlich war außer Kirmes, Karneval und großen Vereinsfesten mal was los. Ja, über ein Dutzend Kolonialwarenläden, auch Tante Emmaläden genannt, hatten wir auch noch im Ort. Von wegen, wie seit Jahren alles hygienisch verpackt und mit Schildchen versehen. Zucker und Mehl gab es aus dem Sack und Senf aus dem Eimer, der wurde vorher erst mal probiert. Wollte man Sirup kaufen, musste ein Glas mitgebracht werden.

Schon vor 100 Jahren kamen Sommerfrischler nach hier, reisten mit der Eisenbahn an, besonders Kölner waren gern gesehene Gäste. Denen saß das Trinkgeld locker, so erzählt man sich. Die Hotels Fasen, heute Krimihotel, und Hotel Valerius schickten dann ihre Kutscher an den Bahnhof, um die Gäste in Empfang zu nehmen. Langweilig wurde es den Gästen nicht, denn mit Jagen, Angeln, Wandern, Tennisspielen oder in einer der 14 Kneipen ließ es sich hier aushalten.

Mittlerweile kann sich Hillesheim mit 2 Ehrentiteln schmücken. Seit über 30 Jahren nennen wir uns Europäische Beispielstadt mit bunten Häuserfassaden, und seit dem Jahre 2010 „Krimihauptstadt Deutschlands" mit Blutspuren, Chefermittlerinnen, Leichen zum Dessert, Krimiwanderweg. Dazu das Kriminalhaus und Dutzende von Eifelkrimis und viele, viele Sommerfrischler, ach nein, die nennt man ja nun Touristen. Und jedes Jahr werden es mehr. Ja ja, bei uns in der Eifel ist was los.