Weinfeld -
Die Sage vom versunkenen Schloss

Vor langer Zeit, so erzählt man sich hier,
ein prunkvolles Schloss stand auf gesegneter Flur.

Ein reicher Graf mit Frau und lieblichem Kinde
dort lebten mit ihrem Hausgesinde.

Der Graf ein gar gütiger Landesherr war
und für Arme und Bettler sein Herz schlug fürwahr.

Der Gräfin Herz war zu Stein erstarrt
und zu den Menschen in Not grausam und hart.

Das grämte den mitfühlenden Grafen gar sehr
und seine Tage waren traurig und leer.

Doch die Liebe zu seinem Fleisch und Blut
war Labsal und Trost und gab ihm Mut

Einst ritt er mit seinem Gefolge zur Jagd.
Zurück blieb die Gräfin mit ihrer Magd.

Urplötzlich zog ein grausiges Unwetter auf
und der Boden unter dem Schlosse tat sich auf.

Verschlang das Schloss mit Mensch und Getier
unheimliche Stille herrschte nun hier.

Ein Bote überbrachte zur Mittagsstunde
dem Grafen die schreckliche Kunde.

„Herr Graf", rief er. „Verschwunden ist euer Heim
ein tiefer See strömt nun dort im Lichterschein".

Der Graf an den Worten des Boten Zweifel hegte
und die Fügung in seines Pferdes Zutun legte.

„Nein, nein, dies kann nicht sein.
Ebenso stampft mein Ross eine Quelle aus dem Stein".

Nach diesen Worten scharrte sein Ross
eine sprudelnde Quelle, die aus der Erde schoss.

Des Grafen Antlitz färbte sich totenbleich
und in Windeseile hatte er die Stätte erreicht.

Blass und zitternd stand er dort
und starrte wie von Sinnen auf den Unglücksort.

Aller Lebensmut war ihm genommen,
doch wie ein Wunder kam sein Kind in der Wiege über den See geschwommen.

Er dankte Gott aus tiefstem Herzen
und war erlöst von Herzensschmerzen.

Die Tage der Rosen jedoch gewannen
und er zog mit seinem Kind von dannen.

Gaby Schmidt, Mehren