Maria Lichtmess (2. Februar) - ein besonderer Tag im Jahresverlauf

Werner Schönhofen, Leutesdorf

Wohl kein Mensch genoss in der frühen christlichen Kirche eine solche Verehrung wie Maria, die Gottesmutter. Von den einst zahlreichen Marienfesten sind nur mehr wenige selbst im Bewusstsein der Gläubigen heute geblieben. Kalender, wenn sie denn überhaupt Heiligenfeste und christliche Gedenktage vermerken, nennen nur noch wenige Marienfesttage. Auch heute noch in der katholischen Kirche bekannt ist das Fest „Maria Lichtmess" am 2. Februar. In dieser Bezeichnung ist es unzutreffend, auch hat es eine doppelte Bedeutung. Eigentlich heißt es Maria Reinigung. Jüdische Frauen galten nach der Geburt eines Knaben 40 Tage und nach der Geburt eines Mädchens 80 Tage als unrein. Sie wurden wieder in die Tempelgemeinschaft durch Reinigungsriten, Gebet des Rabbiners und das Opfer eines Schafes und einer Taube aufgenommen; arme Leute durften zwei Tauben opfern. Erinnert sei hier auch an das Judenbad vieler mittelalterlicher Synagogen (u.a. in Andernach und Speyer), das auch Frauen nach der Menstruation und vor dem Gottesdienstbesuch aufsuchen mussten. Auch Maria unterwarf sich sicher den Reinigungsriten.

Eine zweite Komponente dieses Festes ist jedoch die Erinnerung an die Darbringung Jesu im Tempel. Bei den Juden waren alle Erstgeburten bei Mensch und Tier und die Erstlingsfrucht der Pflanzen in besonderer Weise Gott geweiht. Wenn es in der vorkonziliaren katholischen Kirche auch noch den Wöchnerinnensegen gab, so sollte dieser nicht im Sinne des jüdischen Reinigungsritus verstanden werden - was meistens geschah, denn landläufig wurde er als „Aussegnung" bezeichnet. Eigentlich sollte damit Gott gedankt werden für den Kindersegen, was die Kirche bewog, ihn der jungen Mutter anzubieten. Zur Erinnerung an die Darstellung Jesu im Tempel, bei der der greise Simeon Jesus als

das Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung des Volkes Israel pries, werden am 2. Februar die für den Gottesdienst und den häuslichen Gebrauch in besonderen Situationen, z.B. im Angesicht des Todes, gebräuchlichen Kerzen geweiht; die Kerze ist ein Symbol für Jesus. Denken wir auch an die Os-terkerze, die den Auferstandenen symbolisiert. Schließlich war „Maria Lichtmess" früher der Endpunkt des weihnachtlichen Festkreises in der Kirche. An diesem Tage war zum letzten Mal die Weihnachtskrippe und der weihnachtliche Schmuck in der Kirche zu sehen; jetzt wurde der Weihnachtsfestkreis von der vorösterlichen Zeit abgelöst. „Maria Lichtmess" war auch ein sogenannter Lostag. Hier steckt das alte Wort lausteren = hinhören drin. Die Leute beobachteten das Wetter an diesem Tage besonders, denn es sollte wetterbestimmend für die folgenden Wochen sein. So gab es zu Lichtmess eine Vielzahl von Wetterregeln, die auf langzeitlichen Beobachtungen beruhten und auf weite Strecken zutreffend waren. Aus der Vielzahl von Wetterregeln seien hier genannt:

Alle diese Wetterregeln sagen, dass auf ein Hoch mit Sonnenschein und winterlicher Kälte an Lichtmess noch eine Winterperiode folgt.

die Tage lang, und der Fuß bekommt seinen Gang. -

Diese Sprichwörter drücken aus, dass sich mit dem Lichtmesstag die Tage spürbar längen. Für die Bauern früher bedeutete das das Ende der Winterzeit.