Versteinerte Schnecken aus dem Devon des Landkreises Vulkaneifel

Diethelm Stump, Mürlenbach

Obwohl es in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts im Kreis Vulkaneifel etliche Annahmestellen für Weinbergschnecken gab, zum Beispiel in Pelm bei Erika und Willi Pint, wo Kinder die nach einem warmen Mairegen gesammelten Kriechtiere gegen einen das Taschengeld erhöhenden Obolus abgeben konnten, galt diesen nicht das Interesse einiger berühmter Forscher zu die-

auf der Suche nach neuen Erkenntnissen über die in devonischen Kalksteinbänken eingebetteten und versteinerten Schnecken. Obwohl schon seit mehr als 200 Jahren versteinerte Schnecken aus dem Gebiet des Landkreises Vulkaneifel bekannt waren, gewannen Wissenschaftler immer neue Erkenntnisse über diese Spezies. Meist sind Schnecken im Gestein ohne Urschale erhalten, weil diese durch

Alaskazygopleura aff. eifelia. Euomphallus sp.

Turbonitella sp.

ser Zeit. Geologen und Paläontologen waren in Ahütte sowie bei den Orten Gees, Gerolstein, Mürlenbach, Oberstadtfeld oder Pelm

Loxonema sp.

chemische Prozesse in den Jahrmillionen zerstört wurden. Schnecken (Gastropoda) zählen zu den Weichtieren (Mol-lusca) und stammen von den Ringelwürmern ab. Fossile Schnecken konnten bis Anfang dieses Jahrhunderts systematisch nur durch Form und Steinkerngröße, Durchmesser sowie links- oder rechtsdrehende Gehäuse unterschieden werden. Murchisonia cf. archiaci Immer leistungsfähigere

Pleurotomaria

Elektronen-Mikroskope ermöglichen seit einigen Jahren genauere Untersuchungen von Feinstruktur und Punktierung der Gehäuse. Was anderen Mollusken nicht gelang - den Gang vom Wasser auf das Festland zu vollziehen, schafften Schnecken in einem überschaubaren Zeitraum.

Die Größe der versteinerten Weichtiere variiert an den Fundstellen im Landkreis Vulkaneifel von etwa einem Millimeter bis zehn Zentimeter.. Schneckengehäuse bestehen zum größten Teil aus Aragonit, bei Schalenerhaltung auch aus Calcit. Die Tiere lebten zu der damaligen Zeit meistens auf dem Meeresboden und waren bis hinab in die Tiefsee anzutreffen. Im Gezeitenbereich suchten einige Arten, zum Beispiel die Napfschnecken, ihr Auskommen. Als Leitfossilien für bestimmte geologische Zeitalter können Schnecken nur in den wenigsten Fällen herangezogen werden. Die Weichteile sind bei den meisten Arten durch ein mehr oder weniger gewundenes Gehäuse geschützt. Die Artenvielzahl war auch schon zu der damaligen Zeit enorm, wodurch eigentlich nur ausgesprochene Fachleute, die es aber leider nur noch in sehr begrenzter Zahl weltweit gibt, einen Überblick haben. Bekannt sind die Lebewesen seit der Erdzeitaltersstufe Kambrium (ca. 500 Millionen Jahre) und nehmen

an Formen mit Dauer der Erdverjüngung immer mehr zu. Forschungsergebnisse belegen, dass die meisten Lebewesen dieser Tierart, welche zu der damaligen Zeit ausschließlich Wasserbewohner waren, sich nicht pflanzlich, sondern von Plankton ernährten. Einige Arten hatten einen räuberischen Lebensstil; allen voran rückten die Napf- und Bohrschnecken den anderen Lebewesen zu Leibe. Die Schnecken haben, so wie es aussieht, den Höhepunkt ihrer Evolutionsgeschichte momentan erreicht und sind mit etwa 15.000 Spezies stammesgeschichtlich anderen Tierklassen überlegen. Die geologische Vergangenheit des Kreises Vulkaneifel in der Zeit des Mitteldevons (vor 360 bis 380 Millionen Jahren), an der Eifeler Meeres-Straße gelegen, ist durch unterschiedliche Ereignisse geprägt. Unterteilt wird dieses Zeitalter in Stufen (Eifelium und Givitium), Formationen (Schichten) und Member (Horizonte).. Forscher stellten fest, dass in unterschiedlichen Schichten auch verschiedene Schnecken-Populationen vorliegen. Im Vergleich zu den Fundstellen im Raum Sötenich (Kreis Euskirchen) und dem Bergischen Land ist das Vorkommen in der Vul-kaneifel eher bescheiden. Wer an Baustellen den Erdaushub untersucht, hat immer noch die Chance, schöne Exemplare dieser Spezies zu finden. Das Absuchen von Feldern nach Versteinerungen ist mit dem Einverständnis des Grundstückeigentümers erlaubt, wobei die Richtlinien des neuen Kulturdenkmal-Schutzgesetzes beachtet werden müssen. Die heutige Präparationstechnik lässt es zu, dass immer mehr Eifeler Schnecken den Weg in die Vitrinen größerer Museen finden. Es bleibt nur zu hoffen, dass Fossilien aus dem Kreis Vulkaneifel nicht, wie es momentan den Anschein hat, in Vergessenheit geraten. Schöne und gut erhaltene versteinerte Schnecken aus dem Mitteldevon der Vulkaneifel können im Naturkundemuseum Gerolstein besichtigt werden.

Literaturnachweis:

Basse & Heidelberger: Devonische Gastropoda und Trilobiten
Jungheim H.J.: Schnecken aus dem rheinischen Mitteldevon
Heidelberger D.: Mitteldevonische Gastropoden
Müller A: Lehrbuch der Paläozoologie Band II
Schäfer Wilhelm: Senckenberg Buch 58, Fossilien Bilder und
Gedanken zur paläontologischen Wissenschaft